GELD-Magazin, Mai 2019

Verborgenen. Die Österreicher investie­ ren nämlich sehr wenig in heimische Un­ ternehmen, die Aktienquote ist mit unter fünf Prozent vergleichsweise gering. Bei­ spielsweise in Schweden sind es 19 Pro­ zent, in der Schweiz 20 Prozent und in den Niederlanden 30 Prozent. Hat die Re­ gierung, mit der ÖVP als dezidiert wirt­ schaftsfreundlicher Partei, hier Akzente für eine Verbesserung gesetzt? Diese Fra­ ge muss eher verneint werden. Was die Berücksichtigung des heimischen Kapi­ talmarkts betrifft, sagt Sustala: „Hier gibt es im aktuellen Reformvorhaben wenig direkte Impulse, indirekt könnte es sich auf den Kapitalmarkt allerdings positiv auswirken, wenn den Bürgern mehr Net­ to vom Brutto bleibt, was für Sparzwecke bzw. Investitionen verwendet werden könnte.“ Maßnahmen der Vergangenheit, wie die Abschaffung die Spekulations­ frist bei Wertpapierveranlagungen, sieht der Experte jedenfalls kritisch. Ähnlich äußert sich Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA). Schon im Vorfeld der Reform forderte er zum Beispiel Gewinne aus Wertpapier­ veranlagungen nach fünf Jahre Behalte­ dauer von der Vermögenszuwachssteu­ er auszunehmen. Weiters wäre laut IVA etwa einheitlicher KEStSatz auf Wert­ papiere und Sparbücher wünschens­ wert, vorgeschlagen werden 25 Prozent. Rasinger kommentiert im Gespräch mit dem GELDMagazin: „Leider spiegeln sich diese Forderungen nicht in den Plä­ nen der Regierung wider. Eine dezidierte Stärkung des heimischen Kapitalmarkts lässt sich durch die Reform derzeit nicht erkennen.“ ZanKaPFeL erbschaFtssteuer Eine weitere interessante (aber eben­ falls nicht erhörte) Forderung aus dem Katalog der IVA sei noch vorgestellt: Die Wiedereinführung der Erbschafts und Schenkungssteuer mit großzügigen Frei­ beträgen (angeregt werden Summen ab 500.000 oder einer Million Euro) könnte ein wesentlicher Impuls für den Kapital­ markt sein und die Diskussionen um Än­ derungen im Stiftungsrecht erleichtern. „Durch eine Börsennotierung werden die Mittel für die Erbschaftssteuer auf­ gebracht und ab der zweiten Generation ein Verkauf von Unternehmensteilen zu fairen Bedingungen ermöglicht. Weitere Vorteile sind mehr betriebswirtschaft­ liche Disziplin und Professionalität sowie eine erhöhte Attraktivität des Unterneh­ mens am Personal und Absatzmarkt“, so der IVA. Mit dem Nachsatz: „Erben ist keine Leistung.“ Eine Aussage, die Domi­ nik Bernhofer, Ökonom und Leiter der Abteilung Steuerrecht in der AK Wien, unterschreiben kann. Die Arbeitnehmer­ vertreter setzen sich schon lange für eine neustrukturierte Erbschaftsund Schen­ kungssteuer ein. Was hält der Experte sonst von der Reform? „Angesichts der komfortablen Konjunkturlage hätte die Entlastung durchaus größer ausfallen können. Wobei aktuell vor allem die Ver­ teilung zu kritisieren ist. Wirtschaft und Industrie haben überproportional von den Entlastungen profitiert, Arbeitneh­ mer bekommen hingegen zu wenig ab.“ Fazit: Die Reform ist da, die Diskussio­ nen werden noch lange weitergehen. MAI 2019 – GELD-MAGAZIN | 19 Steuerreform | wirtschaft LOhnsteuer-VOrschLag Der agenDa austria* steuersatZ Bis 10.000 euro 0% 10.001 bis 20.000 eUr 15% 20.001 bis 30.000 eUr 25% 30.001 bis 60.000 eUr 30% 60.001 bis 90.000 eUr 40% über 90.000 eUr 45% * ohne begünstigstes 13.und 14.Gehalt – Quelle:AgendaAustria LOhnsteuer-staffeLung: VOrLage Der regierung* steuersatZ Bis 11.000 eUr 0% (unverändert) 11.001 bis 18.000 eUr Neu: 20% (bisher: 25%) 18.001 bis 31.000 eUr Neu: 30% (bisher: 35%) 31.001 bis 60.000 eUr Neu: 40% (bisher: 42%) 60.001 bis 90.000 eUr 48% (unverändert) 90.001 bis 1 Mio.eUr 50% (unverändert) über 1 Mio.eUr 55% (unverändert) * nach Einkommen pro Jahr,ab 2021 – Quelle:APA „ wirtschaft und industrie profitieren von der reform überproportional, arbeit- nehmer werden zu wenig bedacht. “ Dominik Bernhofer, AK Wien „ eine gezielte stärkung des heimischen Kapital- markts spiegelt sich in der reform nicht wider. “ Wilhelm Rasinger, Interessenverband der Anleger (IVA)

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