GELD-Magazin, Nr. 1/2024

ZUR PERSON Mag. Gunter Deuber absolvierte sein Diplomstudium der Volkswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen; gefolgt vom Masterstudium Philosophy & Economics an der Uni Bayreuth. Von 2006 bis 2008 war er Analyst für CEE-Research bei der damaligen Raiffeisen Zentralbank. 2008 bis 2010 war er als Senior Economist, Deutsche Bank Research, in Frankfurt tätig. Zwischen 2011 und 2022 fungierte der Ökonom als Abteilungsleiter Volkswirtschaft, Zinsen und Währungen; zuvor als Gruppenleiter CEE Research, Raiffeisenbank International AG (RBI), Wien. Im Jahr 2021 übernahm er die Bereichsleitung Volkswirtschaft und Finanzanalyse bei der RBI. Zudem ist Deuber Autor/Herausgeber zahlreicher Beiträge und Fachpublikationen zu EU-/Eurozonenthemen und Verfasser vieler Fachbeiträge in akademischen Fachpublikationen mit Osteuropabezug. Weiters agiert der Wirtschaftsexperte als Vortragender am Raiffeisen Campus, am Joint Vienna Institute und für weitere Bildungseinrichtungen. Angezogene Handbremse Ende 2023 spitzte sich die Diskussion unter Wirtschaftsexperten zu: Steht 2024 eine Rezession ins Haus, oder erwartet uns ein doch bescheidenes Wachstum? Gunter Deuber, Chef-Ökonom der RBI, gibt für heuer Entwarnung, 2025 könnte es aber unangenehmer werden. Österreichs Wirtschaft befinde sich in keiner komfortablen Situation und sei mit „angezogener Handbremse“ unterwegs. Im Anlagebereich sieht er Anleihen aus risikoadjustierter Sicht gegenüber Aktien im Vorteil. Wie sieht der globale Ausblick für 2024 aus? Kommt die Rezession? Betrachten wir zunächst die drei großen wirtschaftlichen Blöcke: In den USA läuft es gut, und es sieht nach einem Softlanding bzw. bescheidenem Wachstum aus. 1,0 bis 1,5 Prozent BIP-Steigerung werden prognostiziert, wobei sogar noch etwas Aufwärtspotenzial besteht. Europa präsentiert sich hingegen sehr schwach, eine Besserung zeichnet sich allerdings ab. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein BIP-Plus von 0,5 Prozent erwartet, das wäre der gleiche Wert wie 2023. Das ist natürlich nicht berauschend, aber keine Rezession. Wir beobachten, dass der private Konsum und die Investitionen leicht zunehmen, das aber bei noch immer hohen Inflationszahlen. Letztlich ist der Motor in China ins Stocken geraten, die wirtschaftliche Entwicklung im Land der Mitte ist mit Vorsicht zu genießen. Alles in allem ist eine globale Rezession im Jahr 2024 aber sehr, sehr unwahrscheinlich. 2025 gilt es aber, vorsichtiger zu sein. Warum diese Skepsis? Das Wachstum in den Vereinigten Staaten könnte sich bereits im zweiten Halbjahr 2024 wieder abzuschwächen beginnen. Es stellt sich auch die Frage, ob sich die USA fiskalisch gesehen nicht stärker konsolidieren müssen. In China ist wiederum die Dynamik nach der „Corona-Wiedereröffnung“ eher schwach ausgefallen. China hat mit zyklischen, aber auch strukturellen Problemen zu kämpfen, das hat natürlich Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Wie geht es mit der Inflation weiter? Die USA bewegen sich bereits heuer auf ihr Inflationsziel zu, 2025 könnte es annähernd erreicht sein. Europa und Österreich tun sich da schon schwieriger, an das Inflationsziel der EZB heranzukommen. In unseren Breiten stellen sich die Fragen der hohen Kerninflation und der ambitionierten Lohnabschlüsse, die nicht nur heuer, sondern bis ins kommende Jahr hineinwirken. Die Inflation wird für uns möglicherweise noch länger ein Thema sein, als das manche heute glauben. In Europa könnte die Kerninflationsrate heuer auf Jahressicht noch einen Dreier vor dem Komma stehen haben. Österreich befindet sich in keiner einfachen wirtschaftlichen Situation und wird 2024 unter dem EU-Durchschnitt wachsen. Die gute Nachricht von Ökonom Gunter Deuber lautet aber: 2024 kommt keine Rezession. HARALD KOLERUS Credit: RBI Eine globale Rezession im heurigen Jahr ist sehr, sehr unwahrscheinlich. 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 INTERVIEW . Gunter Deuber, Raiffeisen Bank International (RBI)

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=