GELD-Magazin, November 2022

Der DAX verzeichnete entgegen der saisonalen Effekte, die im Oktober eher negativ ausfallen, eine starke Monatsperformance und knackte auch den Widerstand bei 13.000 Punkten. Solange allerdings die große Kurshürde bei rund 14.000 Punkten nicht überwunden ist, dürfte es bei einer volatilen Seitwärtsbewegung bleiben. Spekulative Anleger können bei einem zu erwartenden Kursrücksetzer bis 12.900 Punkte wieder einsteigen, sollten aber ein Stopp-Loss-Limit bei 12.300 Punkten beachten. AKTIEN . Deutschland I m dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) trotz starken Gegenwinds um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Sorge bereitet aber die Inflation, die im Oktober auf 10,4 Prozent stieg. Die Teuerungsrate erreichte damit einen neuen Höchststand seit etwa 70 Jahren. Das kann den Privatkonsum als wichtige Konjunkturstütze dämpfen. Auch die Investitionen der Unternehmen gehen zurück, werden aufgeschoben oder überhaupt storniert. Damit steht Deutschland im harten Winterhalbjahr eine Rezession bevor. Denn die Inflationswelle ist noch nicht gebrochen. Der Preisauftrieb auf Herstellerebene liegt auf Rekordniveau. Im September stiegen die Produzentenpreise im Jahresvergleich um 45,8 Prozent, ein Teil davon wird wohl an die Konsumenten weitergereicht werden. Vor allem die hohen Energiekosten sind nicht vollständig auf die Verbraucher überwälzt. Der Rückgang der Großhandelspreise für Gas wird erst mit Verzögerung bei Bürgern und Unternehmen ankommen. Abwärts am Immobilienmarkt Die hohen Preise für Energie und Materialien sowie der Zinsanstieg belasten die Nachfrage am Wohnungsbau und machen der Bauwirtschaft zu schaffen. Die Aufträge im deutschen Bauhauptgewerbe und der reale Umsatz fielen im August. Zum Vorjahresmonat gab es sogar einen Rückgang der Aufträge um 15,6 Prozent. Im September setzte sich der Abwärtstrend fort. Der Immobilienmarkt hat damit sein Hoch überschritten, die Preise für Wohnungen und Häuser sind in einen vorerst noch leichten Sinkflug übergegangen. Das könnte sich aber bald ändern, wenn die Zinsen weiter steigen. Im Wohnungsneubau brachen die Aufträge preisbereinigt sogar um 24 Prozent ein. Das IfoInstitut meldete eine regelrechte Stornierungswelle. In Anbetracht rapide gestiegener Zinsen fehlt es zunehmend an Immobilienkäufern. Höhere Energiekosten fressen das wichtige Investitionsbudget der Unternehmen auf und die Verunsicherung ist groß. Die Energiekrise setzt kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland zu, nachdem sie den Corona-Schock überwunden haben. Wegen der Unsicherheit dürften 2022 so viele Investitionspläne platzen wie noch nie. Schätzungsweise 59 Milliarden Euro an Investitionen könnten verloren gehen. In Deutschland ist die Bedeutung der mittelständischen Industrie für den Binnenmarkt vergleichsweise hoch. SAP erfreut Investoren Der Softwareriese SAP kam besser durchs dritte Quartal als gedacht. Gestützt vom schwachen Euro hat das Wachstumsgeschäft mit der Cloud weiter Fahrt aufgenommen. Auch weil die Umrechnung der Auslandsgeschäfte in Euro die Resultate deutlich aufhübschte, kam das Unternehmen besser durch das schwierige dritte Quartal als von Experten befürchtet. Das Management hatte bereits gewarnt, dass beim Ergebnis wegen der Investitionen in das Cloudsoftware-Angebot erst eine Talsohle durchschritten werden müsse. Unter dem Strich verzeichnete SAP gar einen regelrechten Gewinneinbruch. Vorstandschef Christian Klein sieht den Konzern aber jetzt wieder auf dem aufsteigenden Ast und kündigte in einigen Bereichen Rekordwerte für das vierte Quartal an. Einige Analysten waren zwar nicht begeistert: wegen schwacher Lizenzverkäufe, der verfehlten Erwartungen beim Nettogewinn je Aktie und einem gestutzten JahresDie Ruhe vor dem Sturm? Nach einemWachstum im Sommer drohen der deutschenWirtschaft harte Wintermonate angesichts der ungebremst steigenden Inflation. Diesen Aussichten zumTrotz hält sich der deutsche Aktienmarkt sehr wacker. WOLFGANG REGNER ziel für den Barmittelzufluss. Umsatz und operatives Ergebnis fielen aber besser aus als gedacht, auch die anziehende Bruttomarge im Cloudgeschäft und dessen Umsatzplus von 38 Prozent ist positiv zu werten. Der überwiegende Teil der Orders komme von neuen Kunden, betonte Klein. Ist SAP nun am Wendepunkt? Kommendes Jahr soll das operative Ergebnis prozentual zweistellig zulegen – und auch das laufende vierte Quartal dürfte besser aussehen als die bisherigen Zahlen. Bei dem für SAP sehr wichtigen Software-Produkt S4/Hana hat sich der Auftragsbestand sogar auf 2,66 MilDAX . Starke Erholung 50 . GELD-MAGAZIN – November 2022 12.000 11.000 10.000 9.000 14.000 15.000 16.000 13.000 8.000 2020 2021 2022

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