GELD-Magazin, Oktober 2022

Der DAX konnte die kräftige Juli-Erholung nicht fortsetzen und fiel nach Touchierung der 14.000er-Marke wieder zurück. Auch die untere Barriere bei 13.000 Punkten hielt dem Druck der Bären nicht stand. Der DAX fiel auf ein neues Jahrestief bei 12.200 Punkten. Die nächste starke Unterstützungszone befindet sich erst wieder zwischen 11.300 und 11.000 Punkten. Spekulative Anleger, die bei rund 13.000 Punkten eingestiegen sind, wurden bei 12.350 Punkten wieder ausgestoppt und haben damit keine Position mehr. AKTIEN . Deutschland Deutschlands Wirtschaft nähert sich immer mehr einer Rezession. Das Bösartige dabei ist, dass die Inflation weiter ansteigen soll. Die Teuerungsrate dürfte aus Sicht der Münchner Ökonomen vom Ifo-Institut von 8,1 Prozent im laufenden Jahr auf 9,3 Prozent im kommenden Jahr zulegen. Die Wirtschaft dagegen werde dieses Jahr nur noch um 1,6 Prozent wachsen und im kommenden Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen. „Wir gehen in eine WinterRezession“, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser. Ausschlaggebend hierfür dürfte ein Rückgang der privaten Konsumausgaben sein. Die Energieversorger passen ihre Strom- und Gaspreise Anfang nächsten Jahres spürbar an die hohen Beschaffungskosten an. Das wird die Inflationsrate im ersten Vierteljahr 2023 sogar auf rund elf Prozent hochtreiben. Das lässt die realen Einkommen der privaten Haushalte sowie die Ersparnisse dahinschmelzen und reduziert ihre Kaufkraft. Der Kaufkraftverlust, gemessen am Rückgang der realen Pro-Kopf-Löhne in diesem und im kommenden Jahr um jeweils etwa drei Prozent, ist so hoch wie nie zuvor seit dem Beginn der heutigen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Jahre 1970. Rückversicherer im Aufwind Die Titel der Munich Re oder von Hannover Rück zogen gegen den Trend an. Angesichts vermehrter Naturkatastrophen und der hohen Inflation wollen die weltgrößten Rückversicherer kräftig an der Preisschraube drehen. Auch die Kunden von Erstversicherern wie Allianz und Axa müssen ab 2023 wohl tiefer in die Tasche greifen. Die Prämien sowohl in der Kfz-Versicherung als auch in der privaten Wohngebäudeversicherung dürften um zehn Prozent und mehr steigen, allein um die Folgen der Inflation zu decken. Weil auch der Wert der versicherten Produkte inflationsbedingt steigt, dürfte der Preisanstieg deutlich zum Prämienwachstum beitragen. Dazu kommen höhere Schadenssummen. In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung sind weitere Preiserhöhungen daher unvermeidbar. Porsche: Holpriger Börsengang Indes soll die Porsche AG in Kürze an die Börse gehen. Das Grundkapital der Porsche AG wurde zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugsaktien und in stimmberechtigte Stammaktien aufgespalten. Ein Viertel der Vorzüge – also in etwa ein Achtel der Gesamtanteile – sollen in den Handel gehen. Gleichzeitig bekommt die Porsche SE, hinter der die Porsche- und Piëch-Familie steht, 25 Prozent plus eine Aktie der Stammpapiere, sie soll über eine Sperrminorität Einfluss auf zentrale AG-Entscheidungen behalten. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Porsche SE hält den größten Teil der Stimmrechte (53 %) bei Volkswagen. Dies ist einer der Kritikpunkte an den Börsenplänen. Investoren weisen auf Interessenskonflikte hin, weil Oliver Blume Porsche-Chef und Volkswagen-Konzernchef in Personalunion ist. Im Fall eines erfolgreichen Börsengangs wird VW für Dezember 2022 eine Hauptversammlung einberufen. Dabei soll vorgeschlagen werden, eine Sonderdividende von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus der Platzierung der Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien an die Aktionäre Anfang 2023 auszuschütten. Bedenken gibt es aber wegen der Doppelrolle von Hans Dieter Pötsch als Aufsichtsratschef des Konzerns und Vorstandschef der Porsche-HolVor Winter-Rezession In Deutschland befinden sich alle wichtigen Frühindikatoren für die Konjunktur im Abwärtssog der Energie- und Inflationskrise. Leider wird es erst schlimmer, bevor eine Besserung eintreten kann. WOLFGANG REGNER ding. Der frühere VW-Finanzvorstand ist eng mit dem Porsche-/Piëch-Clan vernetzt. Zweifel an einer soliden Corporate Governance sind berechtigt. Positiv könnte sich die Transaktion aber für die Bewertung von VW auswirken. Ein Manko: Während der Börsenwert des Sportwagenbauers bisher auf 60 bis 80 Milliarden Euro geschätzt wurde, kommen HSBC-Analysten nur auf 44 bis 57 Milliarden Euro. Das zeige ein Vergleich mit den Marktbewertungen von Ferrari, Mercedes und BMW. Und: Die Preissetzungsmacht von Porsche werde in den kommenden Jahren abnehmen. Der VW-KonDAX . Neues Jahrestief 12.000 11.000 10.000 9.000 14.000 15.000 16.000 13.000 8.000 2020 2021 2022 56 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2022

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