GELD-Magazin, Oktober 2022

Absichern vs. reine Baissespekulation: Wer Positionen absichert, kann durchaus mit einem Hebel im Bereich von zehn bis 15 agieren, sofern bei Knockout-Zertifikaten die Knockout-Schwelle beachtet wird. Der Vorteil des höheren Hebels liegt im niedrigeren Kapitaleinsatz. Wer beispielsweise ein mit dem DAX korrelierendes Aktiendepot imWert von 120.000 Euro mit einem DAXShort-Hebelzertifikat mit Hebel von 15 absichert, muss für eine vollständige Absicherung lediglich 8.000 Euro investieren, hingegen wären es bei einem Hebel von sechs schon 20.000 Euro. Bei reinen Spekulationen auf fallende Kurse sollte das Hebelrisiko besonders beachtet werden. Im Vergleich zur Absicherung sind niedrigere Hebel angebracht. Das gilt vor allem bei Knockout-Zertifikaten, Futures und CFDs - während bei Optionen und Optionsscheinen der Zeitwertverlust und somit die Restlaufzeit neben dem Hebel (bzw. Delta) wichtige Faktoren sind. Etwas moderater sind die Verlustrisiken bei leicht gehebelten Short-ETFs und Short-ETCs (exchange traded commodities). Vor- und Nachteile von Optionsscheinen Vorteile: Handel mit normalemWertpapierdepot möglich Im Vergleich zu Optionen längere Laufzeiten möglich (geringerer Zeitwertverlust unmittelbar nach Kauf) Unterliegen der KEST von 27,5 % (bei Optionen hingegen persönlicher Einkommenssteuertarif) Joker Volatilität: Gewinnchancen auch bei Seitwärtsbewegung Nachteile: Komplexes Pricing (Faktoren Basispreis minus Kurs des Basiswertes bei Puts, Volatilität, Restlaufzeit, Zinsniveau und ev. anfallende Dividenden) Emittentenrisiko Viel Erfahrung und Know-how erforderlich 46 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2022 lustrisiken beschränken sich nur auf die Gewinne kurzer Zeiträume. Genauso wie bei Futures ist auch bei CFDs eine Margin erforderlich. Aber es gibt Sicherungsmechanismen, die Gabor Mehringer, Senior Relationship Manager CMC Markets, wie folgt skizziert: „Wenn der Handelskontowert 50 Prozent der geblockten Margin erreicht, dann liquidieren wir die Positionen (Margin Call). Die Kunden werden jedoch bei Erreichen der 80-Prozent-Marke bereits innerhalb der Plattform und per Email informiert. Mehr zu verlieren als die Margin ist zwar möglich, jedoch mehr zu verlieren als das Guthaben auf dem Konto nicht. Eine Nachschusspflicht (negativer Kontostand) für Privatanleger ist ausgeschlossen. Die Nachschusspflicht wurde per 01.08.2018 durch die ESMA abgeschafft.“ Die MarginCall-Risiken können mittels Stopps eingegrenzt werden, wobei hier eine Abweichung vom Stop-Buy-Level (bei Shortpositionen) möglich ist. Mehringer weist noch auf garantierte Stopps hin, bei denen die automatische Ausführung zum gesetzten Stop-BuyLevel garantiert wird. Allerdings bieten das nur wenige Broker an. Optionen und Optionsscheine Optionen und Optionsscheine verbriefen das Recht, aber nicht die Pflicht, einen bestimmten Basiswert zu einem bestimmten Basispreis (Strike) zu einem bestimmten Zeitpunkt (European Style) oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums (American Style) zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Neben der Absicherung von Einzelaktien und Aktienportfolios sind Optionen oder Optionsscheine auch bei der Währungsabsicherung nützlich. Zu beachten sind dabei drei Determinanten, die sich prinzipiell auf die Kursdynamik von Options(schein)en auswirken: die Differenz des Basiswert-Preises zum Strike, die Volatilität des Basiswertes und die Restlaufzeit. Je mehr sich bei Puts der Kurs des Basiswertes dem Strike annähert oder diesen sogar unterschreitet, desto stärker bewegt sich der Options(schein)preis im Einklang mit dem Underlying – der Put ist „im Geld“ und verfügt damit über einen inneren Wert (Differenz zum Strike plus Prämie). Zu beachten ist, dass die Prämie (Zeitwert) während der Laufzeit exponentiell bis zur Fälligkeit hin auf null fällt. Daher sind bei einer Baisse-Spekulation und bei Absicherungen „nahe am Geld“ Restlaufzeiten von mindestens sechs Monaten von Vorteil. Der dritte wesentlicher Faktor bei der Preisbildung ist die Volatilität des Underlyings. Je höher diese ist, desto teurer werden die Optionen. Unter diesem Aspekt eignen sich ruhige Phasen für den Kauf von Puts und umgekehrt. Im S&P500 wäre das bei einer Volatilität (VIX) von unter 20 der Fall. MÄRKTE & FONDS . Baisse-Spekulation

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