GELD-Magazin, Oktober 2022

Auch bei fallenden Aktien lässt sich Geld verdienen: man erhält sie zum Diskontpreis. Rezession verkündet worden. Gerade in der ersten Phase einer Rezession korrigieren die Aktienmärkte besonders stark. Diese Phase birgt Chancen für aktive Anleger. Viele Aktien sind während einer Rezession attraktiv bewertet. Dabei gibt es Unternehmen, die der Krise und der Rezession trotzen. Unternehmen mit Preissetzungsmacht sind in der Lage, Preiserhöhungen über den Inflationseffekt hinaus durchzusetzen. Interessante Einstiegsniveaus Allen Rezessionen ist gemeinsam, dass die Aktienmärkte bereits vor dem Tiefpunkt der Konjunktur wieder ansteigen. Vor allem Value-Aktien profitieren in einem Rezessionsumfeld. Solche Titel zeichnen sich durch ein stabiles Geschäftsmodell, eine starke Marktposition und eine hohe Preissetzungsmacht aus. Häufig finden sich solche Unternehmen im Bereich der Basiskonsumgüter und Versorger. Aber auch für Growth Aktien bieten sich Chancen. Denn Wachstumstitel geraten bei steigenden Zinsen besonders stark unter Druck. Untersuchungen zeigen, dass die Märkte im Schnitt rund 200 Tage oder etwa sieben Monate vor dem Ende der Rezession ihren Tiefpunkt erreichen. Stagflation oder Rezession? Makroökonomisch befindet sich der Markt aktuell auf Richtungssuche zwischen einem Stagflations- und einem Rezessionsszenario. Dies sind zwei stark divergierende Szenarien. Folglich herrscht bei den Marktteilnehmern hohe Unsicherheit. Die Zentralbanken bewegen sich auf einem schmalen Grat. Sie müssen mit einer restriktiven Geldpolitik die Inflation eindämmen und wollen gleichzeitig das Wirtschaftswachstum nicht abwürgen. Stagflation bedeutet stagnierendes Wirtschaftswachstum bei hoher Inflation, Rezession ein einbrechendes Wachstum bei zunächst ebenfalls hoher Inflation. Diese würde in einer weiteren Phase wegen der schwachen Wirtschaft aber auch deutlich zurückgehen. Für Aktien ist keines dieser beiden Szenarien vorteilhaft. Zudem zeigen historische Daten, dass der US-Notenbank in den letzten 60 Jahren nur zwei Mal in einem Zinserhöhungszyklus eine weiche Landung ohne Rezession gelungen ist. Für eine weiche Landung müssten sich alle drei Hauptfaktoren in die richtige Richtung bewegen: sinkende Öl- und Energiepreise, nicht zu hoch verankerte Inflationserwartungen und unerwartet hohe Produktionsreserven der verarbeitenden Industrie. Qualität entscheidet! Das Hauptrisiko einer Rezession ergibt sich aus der Tatsache, dass die Unternehmen momentan mit historischen Höchstmargen operieren. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass auch vergleichsweise leichte Umsatzrückgänge zu stärkeren Gewinneinbrüchen führen können. Walmart, Netflix, Meta oder Zalando mussten im vergangenen Quartal schon Ergebnisausblicke revidieren und wurden in der Folge vom Markt kräftig „Die Fed macht vielleicht den größten Politikfehler der Nachkriegszeit mit der schnellsten Zinswende aller Zeiten.“ Jan Ehrhardt, Fondsmanager des DJE Dividende & Substanz „Aktien von Unternehmen, deren Produkte begehrt sind und die über Preissetzungsmacht verfügen, bieten Inflationsschutz.“ Bert Flossbach, Gründer von Flossbach & Storch (FvS) Oktober 2022 – GELD-MAGAZIN . 29

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