GELD-Magazin, September 2022

China-Investments: Nein, danke! Gefährlich. Nachdem China schon einige Zeit untergewichtet war, hat Investment-Manager Jason Pidcock sämtliche Positionen des Jupiter Asian Income Fund in Festland-China verkauft. Denn er schätzt die Rentabilität der Unternehmen im Vergleich zum Rest der Region als gering ein, und ist der Meinung, dass die Bewertungen in China angesichts einer langen Periode von regulatorischen Einschränkungen Abwertungen verdienen. Der Experte: „In jüngster Zeit bin ich zunehmend unzufrieden mit der innenpolitischen Entwicklung in China und den schlechter werdenden Beziehungen zu anderen Ländern, insbesondere zu den USA. Daher bewerte ich die Aussichten für die chinesische Wirtschaft weiterhin negativ.“ Hintergrund: Die Geheimdienste der USA und des Vereinigten Königreichs warnen zunehmend vor der Bedrohung, die China für den Westen darstellt. Es gibt bereits eine Liste von China-Aktien, in die US-Investoren nicht veranlagen dürfen. Da spielt natürlich das Säbelrasseln der Volksrepublik gegenüber Taiwan mit: Ein heißer Krieg ist nicht wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen. Inflation: Hoffnungsschimmer Preishammer. Die extreme Teuerungswelle lässt Konsumenten stöhnen, es könnte aber (langfristig) Besserung in Sicht sein, wie mehrere Volkswirte annehmen. Zumindest wird kein Anstieg ins „Unendliche“ erwartet, sondern ein Einpendeln auf relativ hohem Niveau. So meint Dieter Wermuth, Economist und Partner bei Wermuth Asset Management: „Insgesamt sind die Inflationserwartungen trotz der rekordhohen aktuellen Inflation sehr niedrig. Ein wichtiger Indikator ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen, die nur 0,9 Prozent beträgt und in den letzten Monaten kräftig gesunken ist. Erfreulich auch, dass die Ölpreise von der Spitze um 20 Prozent zurückgekommen sind, Weizen um 30 Prozent. Die Lage entspannt sich also.“ Der Experte kann sich daher vorstellen, dass die EZB ihren Hauptrefinanzierungssatz bis zum ersten Quartal 2023 um insgesamt 100 Basispunkte auf 1,5 Prozent anheben wird, dann aber erst einmal abwarten will, was sich an der Inflationsfront tut. Ende 2023 dürfte die europäische Inflationsrate wieder unter drei Prozent liegen. Kalter Krieg 2.0: Konflikt ohne Sieger Kein Silberstreif. Die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen erinnert an vergangene Zeiten – an den Kalten Krieg. Verglichen mit den breiten ideologischen Konflikten, die im 20. Jahrhundert zwischen dem Ostblock und dem Westen bestanden, sind die Anfangsphasen des Kalten Kriegs 2.0 bisher gezielter und lokalisierter. „Wie es scheint, wird er jedoch voraussichtlich das Weltwirtschaftswachstum und die globale wirtschaftliche Zusammenarbeit mehr schädigen – und das praktisch ohne all die Silberstreifen am Horizont, die der erste Kalte Krieg durchaus bot“, analysiert Shoqat Bunglawala, Anlage-Spezialist bei Goldman Sachs. Bedenke man die wirtschaftlichen, politischen und humanitären Kosten für alle Seiten, werde es laut dem Experten beim Kalten Krieg 2.0 vermutlich keinen Sieger geben. In dieser Situation sollte der herkömmliche Fahrplan für Anlagen neu überdacht werden, um den erhöhten geopolitischen Risiken Rechnung zu tragen. Shoqat Bunglawala, Head of Multi-Asset Solutions bei Goldman Sachs Im Fokus: Healthcare Beste Gesundheit. „Im zweiten Quartal performte der HealthCare-Bereich des S&P 500 besser als der Gesamtindex – er ging um 5,9 Prozent zurück, während der S&P 500 ein Minus von 16,1 Prozent verzeichnete. In den letzten vier Quartalen stieg der Gesundheitssektor sogar um insgesamt 3,4 Prozent, während der Gesamtindex einen Rückgang von insgesamt 10,6 Prozent erfuhr“, zieht Mark Baribeau, Head of Global Equity bei Jennison Associates, Bilanz. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf sei durchaus davon auszugehen, dass sowohl die Folgen von Covid-19 sowie die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen wieder nachlassen werden. Damit könnte der HealthCare-Sektor wieder eine Vorreiterrolle einnehmen, „da die Anleger wieder verstärkt auf die soliden Fundamentaldaten der Unternehmen und die signifikanten Alpha-Chancen setzen, die sich aus der breiten Innovationskraft des Sektors ergeben“, so der Experte. Mark Baribeau, Head of Global Equity bei Jennison Associates September 2022 – GELD-MAGAZIN . 7

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