GELD-Magazin, September 2022

Energiekrise Lösungsvorschlag Konjunktur Österreich: Starke Abkühlung Ukraine-Krieg belastet. Die Abkühlung der Konjunkturstimmung in Österreich hat sich zu Beginn des zweiten Halbjahres 2022 deutlich beschleunigt. Die rund zweijährige Erholung der heimischen Wirtschaft geht somit in raschen Schritten einem Ende entgegen. Die wesentlichen Ursachen dafür sind die Verwerfungen bei den Lieferketten, bei denen sich nur langsam Entspannung zeigt, und vor allem die Entwicklung der Energiepreise als Folge des Ukraine-Kriegs. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Juli deutlich auf minus zwei Punkte gesunken. Damit fiel der Indikator auf den niedrigsten Wert seit zwei Jahren, wie unmittelbar nach dem ersten Lockdown in der Pandemie“, so UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das Konjunkturklima in Österreich wurde zu Beginn des zweiten Halbjahres durch die spürbare Verschlechterung der Stimmung in der Industrie und am Bau gedämpft. Der Optimismus im Dienstleistungssektor hält zwar noch an, allerdings deutet der Rückgang der Konsumentenstimmung ebenfalls auf eine Eintrübung hin. Credit: beigestellt Kontingent. Durch die Verknappung des Gasangebots infolge des Krieges in der Ukraine sind auch die Strompreise stark angestiegen. Ein Elektrizitäts-Grundkontingent zum reduzierten Fixpreis könnte laut Wifo hohe Preissteigerungen dämpfen und private Haushalte entlasten. Funktionsweise: Der Staat subventioniert ein Grundkontingent an Elektrizität in jeder Verbrauchsstelle (Haushalt); was darüber hinausgeht, muss zum Marktpreis gekauft werden. Damit könnten Haushalte unterstützt werden, ohne dass Knappheitssignale verzerrt werden. Insbesondere die Energiesparanreize blieben erhalten. Idealerweise setzen die Energieversorger das Modell um; der Staat kompensiert entsprechend. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 49,8 Milliarden Rekord gebrochen. Hierzulande gehen nicht nur die Gewinne der Energiekonzerne durch die Decke, sondern auch die Einnahmen des Staates. Im ersten Halbjahr durfte sich Finanzminister Magnus Brunner über Rekordeinnahmen von 49,8 Milliarden Euro freuen. „Es ist sehr gut möglich, dass durch eine weitere Steigerung im traditionell stärkeren zweiten Halbjahr erstmals die 100-Milliarden-Euro-Mauer durchbrochen wird“, so Agenda Austria-Ökonom Marcell Göttert. Alle großen Steuern konnten gegenüber 2019 im zweistelligen Bereich zulegen. Besonders stark gestiegen sind die Kapitalertragsteuern mit einem Plus von 72,3 Prozent. Das ist angesichts niedriger Zinsen überraschend und nicht nur mit deutlich gestiegenen Dividenden zu erklären. Aber auch die Körperschaftsteuer ist mit 39,2 Prozent auffallend stark gewachsen. Angesichts dessen sind Forderungen nach einer Sondersteuer für Göttert wenig nachvollziehbar. Schwierige Zeiten. Das Jahresende naht und die Geschäftszahlen etlicher Unternehmen drohen aus dem Ruder zu laufen, zudem werden steigende Insolvenzzahlen erwartet. Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecher in Unternehmensberatung in der Fachgruppe UBIT Wien, hat in dieser Situation wichtige Tipps parat. So sollte man dem Vorwurf der Konkursverschleppung vorbeugen, einen detaillierten Liquiditätsplan erstellen und ein konsequentes Mahnwesen durchsetzen. Außerdem ist es wichtig, Kreditgeber laufend über Fortschritte zu informieren und letztlich intelligent an der Preisschraube zu drehen. Die Expertin: „Man kann versuchen, den Umsatz zu steigern, indem man die Preise erhöht. Das funktioniert aber zuweilen nur, wenn sich die Produkte oder Dienstleistungen von der direkten Konkurrenz positiv unterscheiden. Preissenkungen sind natürlich auch eine Option, weil das mehr Kunden anlockt und die verkauften Stückzahlen steigen.“ Entscheidend sei: „Finger weg von Daumen mal Pi-Schätzungen der Verkaufspreise!“ Unternehmen: Wichtige Tipps UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research BIP (real; Veränderung zum Vorjahr in %) 2018 2019 2020 2021 UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 2022 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% -8% -10% -12% -14% Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecherin Unternehmensberatung 22 . GELD-MAGAZIN – September 2022

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