GELD-Magazin, Juli/August 2022

Das Chartbild des DAX hat sich durch den Kursrutsch im Juni deutlich einge­ trübt. Die leichte Unterstützung bei 13.380 Punkten hat nicht gehalten. Ein von steigenden Tiefpunkten und fallen­ den Hochs ausgeformtes Dreieck ist nach unten aufgelöst worden. Nun fiel der In­ dex auch noch unter die psychologische Marke von 13.000 Punkten. Nach oben liegt bereits bei 13.600 Punkten der erste Widerstand. Die Empfehlung lautet: Be­ obachten. AKTIEN . Deutschland A ls Folge der Sorgen über die Ener­ gieversorgung, vor allem mit Erd­ gas, hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juni spürbar einge­ trübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Monatsvergleich um 0,7 Punkte auf 92,3 Zähler. Das war schlechter als erwartet. Was das Wirtschaftswachstum angeht, ist für Deutschland nicht mehr als eine Stagnation drin. Kommt es zur Rationierung von Gas in der Industrie, ist eine Rezession unvermeid­ lich. Für neun von zehn Betrieben stellen die hohen Energiepreise schon jetzt ein enor­ mes Geschäftsrisiko dar. Die sogenannte Preisanpassungsklausel, die den Versorgern die sofortige Weitergabe höherer Einkaufs­ preise an die Kunden ermöglicht, ist aber noch nicht in Kraft. Die Alarmstufe ist die zweite von drei Stufen des Notfallplans Gas. Bisher galt die Frühwarnstufe. Die höchste wäre die Notfallstufe. Zudem fassen die deutschen Gasspeicher nur etwa ein Viertel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutsch­ land. Sie sollten am 1. November zu 90 Pro­ zent gefüllt sein. Dieses Ziel ist bereits jetzt in Frage gestellt. Lehman 2.0 Eine unterbrochene Gasversorgung könnte sogar eine Art „Lehman-Effekt“ für die Ener­ giemärkte auslösen. Da die Gasversorger wegen geltenden Verträgen gezwungen sind, teures Gas zu vereinbarten tieferen Preisen bereitzustellen, machen diese immer höhere Verluste. Wenn das Minus so groß wird, dass sie es nicht mehr tragen können, könnte der ganze Markt zusammenbrechen. Auch der gesamten Wirtschaft droht Ungemach. Laut Studien könnte infolge eines Lieferstopps von russischem Gas die Produktion in Deutschland in den ersten zwölf Monaten um 114 bis 286 Milliarden Euro einbrechen. Das entspricht rund drei bis acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zusätzlich zum Einbruch auf der Angebotsseite würde auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage beeinflusst, da die Energiepreise steigen. Den nachfrageseitigen Produktionsrückgang schätzen Experten auf zwei bis vier Prozent des BIP, insgesamt also auf bis zu 12 Prozent innerhalb eines Jahres nach Lieferstopp. Crash am Immobilienmarkt? Wegen der stark gestiegenen Zinsen zeich­ net sich auch am Immobilienmarkt eine Trendwende ab. So brach die Nachfrage nach Kauf-Immobilien im ersten Quartal 2022 binnen Jahresfrist um 17 Prozent ein. Experten der Bank LBBW rechnen vor allem dann mit einer Preiskorrektur, wenn die Zin­ sen weiter kräftig steigen, während die Wirt­ schaft nicht vom Fleck kommt. Dann seien Preisrückgänge von 20 bis 25 Prozent mög­ lich. Immerhin hat sich der Bauzins für Kre­ dite mit zehnjährigem Fixzins seit Jahresbe­ ginn auf über drei Prozent fast verdreifacht. Vier Prozent bis Ende des Jahres werden für möglich gehalten. Beiersdorf mit Optimismus Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf blickt dank gut laufender Geschäfte optimistischer auf das laufende Jahr. Zudem will das Un­ ternehmen das Wachstum in seinem Haut­ pflegegeschäft in den kommenden Jahren vorantreiben und setzte dem größten Be­ reich des Konzerns ehrgeizige Umsatz- und Renditeziele. Die operative Marge (EBIT) soll in der Sparte ab 2023 um jährlich 0,5 Prozentpunkte steigen. 2021 erzielte Beiers­ dorf hier 12,1 Prozent. Dabei profitiert das Unternehmen auch von Preiserhöhungen. Gasalarm Was schiefgehen kann, geht auch schief. Murphy’s Gesetz bedeutet für Deutsch- land eine bittere Konsequenz. Mit der Ausrufung der Alarmstufe des Notfall- plans zur Gasversorgung steht das Land mit einem Bein in der Rezession. WOLFGANG REGNER Die Traditionsmarke Nivea soll stärker glo­ bal ausgerollt werden. Als Zielmärkte sieht Beiersdorf die USA, China und Indien. Das nach Marktkapitalisierung größte bör­ sennotierte Unternehmen Deutschlands, der Gasehersteller Linde, profitiert von der CO 2 - Wende. Die CO 2 -neutrale Herstellung von Stahl und Glas, die Produktion von Gas für elektronische Anwendungen sowie andere industrielle Verwendungsmöglichkeiten könn­ ten das Umsatzwachstum bis 2050 um 3,9 bis 6,3 Prozentpunkte steigern, so Schätzun­ gen von Analysten, und zwar zusätzlich zum bereits eingepreisten Erlöspotenzial. Zudem ist Linde sehr breit aufgestellt. So läuft die Sauerstoff-Nachfrage dank des Wachstums DAX . Jahrestief droht 14.000 13.500 13.000 14.500 15.500 16.000 16.500 15.000 12.500 2022 2021 58 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2022

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