GELD-Magazin, Juni 2022

L aut Statistik Austria stieg der ge- samte Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau (Ba- sisjahr 2020) im April 2022 im Jahresver- gleich um 16 Prozent, gegenüber Jänner 2022 um 7,8 Prozent. Baumeisterarbeiten haben sich sogar auf Jahresbasis um 17,1 Prozent verteuert, wobei sich gewisse Mate- rialien überproportional verteuerten. Dazu Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen: „Die Preisanstiege sind einerseits auf die Rohstoffbeschaffung rückzuführen, durch Kostenerhöhungen bei Stahl-, Kunst- stoffwaren, Holz, Dämmmaterialien wie Po- lystyrol, Schaumstoffplatten, und anderer- seits auf die Teuerungen bei Treibstoffen wie beispielsweise Diesel, die für die Rohstoff- herstellung und den Bau selbst (bspw. Bitu- men-Mischungen) benötigt werden.“ Aus der Vogelperspektive die Ursachen betrach- tet Baumeister Rudolf Leitner, der in den vergangenen 40 Jahren unzählige Bauvorha- ben in Graz, der Steiermark, Wien sowie über die Grenzen hinaus umsetzte: „Aus- gangspunkt für die rasante Kostensteigerung war klar die weltweite Wirtschaftskrise auf- grund der Corona-Krise, die nach wie vor andauert, auch wenn bei uns in Europa der- zeit etwas sommerliche Entspannung einge- treten ist. In Asien ist man noch weit davon entfernt, wenn man den Berichten folgt. Aber natürlich hat auch der traurige Krieg in der Ukraine zu einer Verschärfung der Situ- ation beigetragen, da nicht nur Europa durch die aktuelle Situation in Schockstarre geraten ist. Allein das Thema der Energie- versorgung sorgt für große Ängste.“ Dabei sind die Lohnkosten (Kollektivver- trag) noch am wenigsten gestiegen. Alles an- dere hat sich laut Leitner „in teilweise nicht IMMOBILIEN . Steigende Baukosten Inflationsbremse am Neubau Vor allem die Preise für diverse Baumaterialien explodieren. Wegen hoher Kosten verschiebt sich so mancher Baustart. Wie geht es weiter und was bedeutet dies für den Wohnungsmarkt? Das GELD-Magazin befragte Immobilienexperten. MICHAEL KORDOVSKY Die hohen Baukosten von heute sind die extremen Immobilienpreise von morgen. Credits: beigestellt/Archiv; Tomasz Zajda/stock.adobe.com 64 . GELD-MAGAZIN – Juni 2022 „Lag man vor 20 Jahren bei einem Bauherrenmodell unter Berück­ sichtigung begünstigter Abschreibungen und Fördermitteln noch bei einem Nettoeinsatz zwischen 1.000 bis 1.500 Euro pro m², muss man heute je nach Lage bereits mit dem Doppelten rechnen.“ Rudolf Leitner, Baumeister

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