GELD-Magazin, Juni 2022

BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/Archiv; sdecoret/stock.adobe.com; pixabay China-Kollaps Schwäche an vielen Fronten Nicht nur Covid. „Die Wachstumsaussichten Chinas sind besorgniserregend, da im April ein starker Rückgang der Industrieproduktion, der Anlageinvestitionen, der Einzelhandels- umsätze und auch der Immobilienaktivitäten gemeldet wurde“, analysiert Gerwin Bell, Öko- nom und Asien-Spezialist bei PGIM. Noch be- unruhigender für die chinesische Regierung und ihre Aussichten auf politische Stabilität ist allerdings der drastische Anstieg der Arbeitslo- senquote auf über sechs Prozent, den höchsten Stand seit mindestens einem Jahrzehnt. Hinzu kommt die ungelöste Covid-Problematik, Stichwort: Null-Toleranz-Politik im Reich der Mitte. Schlagzeilen über strikte Lockdown- Maßnahmen in China könnten allerdings über die geschilderten wahren Schwächen der chi- nesischen Wirtschaft hinwegtäuschen. DIE ZAHL DES MONATS 18,9 Prozent Gleichberechtigung. Trotz einiger Verbesserungen in den letzten Jahren er- scheint die Finanzrealität des weiblichen Geschlechts doch noch immer eher trist: 18,9 Prozent - um so viel weniger verdienen Frauen im Vergleich zu Män- nern laut Gender Pay Gap. Zum Teil ist die schwächere Entlohnung auf das sehr hohe Maß an Teilzeitarbeit bei Frauen zurückzuführen. Da sich an dieser Aus- gangslage auch in den nächsten Jahren wohl nichts abrupt ändern wird, gilt es, das Bewusstsein und den Fokus vermehrt auf finanzielle Selbstverantwortung und Unabhängigkeit zu legen. Als besonders drastische Beispiele dienen hier vor allem die Unterschiede bei der Pensionshöhe. Obwohl Frauen eine durchschnitt- lich höhere Lebenserwartung als Männer haben (84 vs. 79 Jahre), also auch län- ger mit ihrer Rente auskommen müssen, erhalten sie im Durchschnitt rund 42 Prozent weniger Geld im Alter. Ukraine-Krieg: Globale Hunger-Krise Afrika getroffen. In Österreich steht aus ökonomischer Sicht die Erdgas-Proble- matik im Zuge des Ukraine-Krieges im Mittelpunkt. Andernorts braut sich aber ein schwereres Gewitter zusammen: Getreide aus der Ukraine wird überwie- gend von afrikanischen und asiatischen Ländern importiert. Das zeigt eine Stati- sta-Auswertung auf Basis von Daten des International Trade Centers. Folgende Länder importierten besonders viel Weizen und andere Getreidesorten aus der Ukraine: Ägypten (17 Prozent Anteil an der aus der Ukraine exportierten Ge- samtmenge), Indonesien (15,1 %), Bangladesch (8,4 %), Pakistan (6,9 %), Türkei (5,6 %) und Marokko (5,3 %). Weitere Lieferengpässe könnten die Le- bensmittelversorgung bedrohen und politische Unruhen auslösen. Preis-Lohn-Spirale. Die gute Nachricht von Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management, lautet: „Die Inflation wird bald, wenn nicht schon geschehen, ihren Höchststand erreichen und dann wieder sukzessive abflachen.“ Die schlech- te Nachricht: Leider ist dies nicht das Hauptproblem für die Zentralbanken, sondern eher die Tatsache, dass die Lohnentwicklung auf den angespannten Ar- beitsmärkten deutlich zugenommen hat. „Dies gibt insofern Anlass zur Sorge, als es letztlich die Lohn- entwicklung ist, die im Laufe der Zeit zu einer anhal- tenden Inflation führen kann“, so der Experte. Die Zentralbanken müssen somit die Lohnentwicklung unter Kontrolle bekommen, um die Verankerung der Inflationserwartungen zu stützen. Die Zinssätze wer­ den zur Teuerungs-Bekämpfung und zur Stabilisie- rung der Inflationserwartungen so weit angehoben werden wie letztendlich nötig. Das führt uns aller- dings zum Risiko der gefürchteten Stagflation. Im strengen technischen Sinne bedeutet das eine Rezes- sion, die in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativem Wachstum bei gleichzeitig hoher In- flation gemessen wird. Und die Gefahr eines solchen Negativ-Szenarios hat mittlerweile deutlich zuge- nommen. Aage Aanes kommentiert: „In einer Situati- on, in der die Zentralbanken die Wirtschaftstätigkeit dämpfen und negative Produktionslücken schaffen wollen, ist ein Stagflationsszenario keineswegs un- wahrscheinlich.“ Es sei schwierig, „die Luft kontrol- liert aus dem Ballon zu lassen.“ „Die Lohnentwicklung könnte im Laufe der Zeit zu einer weiter anhaltenden Inflation führen.“ Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income, DNB Asset Management Inflation: Kein Ende in Sicht 6 . GELD-MAGAZIN – Juni 2022

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