GELD-Magazin, Juni 2022

Apple ist zu aktuellen Kursen recht hoch be- wertet, auch bei der freien Cash-Flow-Ren- dite. Dazu macht das Investment in Apple nunmehr bereits rund 30 Prozent des Wer- tes von Berkshire Hathaway aus, sowie über 50 Prozent des Gewinns. Das ist für uns doch schon recht teuer geworden. Zwar hal- ten wir noch Aktien von Berkshire Hatha- way in unseren Portfolios, doch eine hohe Gewichtung ist für uns zurzeit nicht mehr zu rechtfertigen. Liegt das auch am Kriterium der Nach- haltigkeit? Ja, dieser Punkt kommt hinzu. In dieser Hinsicht hat sich bei uns in den letzten Jah- ren viel getan. Wir haben viele unserer Fonds auf Nachhaltigkeit umgestellt, doch Buffett weigert sich, für seine Holding Nachhaltigkeitsdaten zu liefern. Und das, obwohl Berkshire Hathaway zu den größ- ten US-Energieproduzenten gehört. Das macht es für uns schwierig, hohe Positionen an Berkshire Hathaway zu halten. Aber ich denke, dass Buffetts Nachfolger dies besser machen werden. Was machen Sie anders als viele andere Investoren? Schauen sie sich nur einmal die Exchange Traded Funds an (ETFs). Es ist doch großar- tig, wie sich die ETFs in den letzten Jahren entwickelt haben, sie sind zu einer domi- nanten Größe an den Finanzmärkten ge- worden. Ihr Credo lautet: Nur keine großen Fehler machen, nur keine eigene Meinung am Markt umsetzen, nur ja nicht durch ex- Benchmark-Wetten auffallen. Das eröffnet natürlich für uns als aktive Investoren ganz großartige Chancen. Wir kommen aus einer ganz anderen Richtung, das gehen wir völ- lig anders an. Wir erlauben uns eine eigene Meinung zu haben und schätzen die Frei- heit, konträre und von Indizes unabhängige Investmententscheidungen treffen zu kön- nen. Und damit sind wir seit 1994 gut ge- wachsen. Oder das Thema Kurssicherung. Viele Investoren argumentieren, dass wir mit unserer Absicherungsposition nicht mehr in ihre Checklisten passen. Das ist na- türlich schade, weil wir möglichst gut die Bedürfnisse unserer Investoren erfüllen möch­ ten, Investmentprozess hin oder her. Das lässt sich auch an einer Lieblingsfrage der Investoren festmachen, die da lautet: Wie sieht Ihr Investment-Prozess aus? Ja, wie sieht er denn nun aus? Also, nehmen wir das Thema KGV-Disziplin. Da hat sich bei uns in den letzten Jahren ei- niges geändert. Wir bekommen täglich am laufenden Band tolle KGVs von Unterneh- men geliefert, die dann oft nur wenig später kaputtgehen. Oder das Thema Kurs-Siche- rung. Viele Investoren argumentieren, dass wir mit unserer Absicherungsposition nicht mehr in ihre Tick-Boxen passen. Nun, wir sind mittlerweile so weit, dass wir es uns lei- sten können, solche Investoren ihrer Wege ziehen zu lassen. Wenn es nicht das KGV ist, was ist nun für Sie der Heilige Gral? Wir schauen uns vor allem die freie Cash- Flow-Rendite an. Wir berechnen die Daten, genauer gesagt, die Erwartungswerte, für den Kapitalumschlag und die Kapitalbin- dung, zum Beispiel für den Goodwill und die Lagerbestände. Was über die Stan- Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführender Gesellschafter, Acatis Investment Juni 2022 – GELD-MAGAZIN . 25

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