GELD-Magazin, Mai 2022

rund 80 Millionen Euro in Unternehmensan- leihen. Die UNIQA hat im Zuge der Invasion Russlands bekanntgegeben, sämtliche Inve- stitionen im russischen Versicherungsmarkt mit sofortiger Wirkung zu stoppen. Dies be- trifft die Beteiligung an der Raiffeisen Life, einer Tochter der Raiffeisenbank Russland. Bestehende Kunden im Rahmen des auf- rechten Geschäftsbetriebes werden weiter- hin betreut, heißt es vonseiten der UNIQA. Bei der VIG beläuft sich das Russland-Expo- sure auf rund 220 Millionen Euro. In der Uk- raine sind es ca. 60 Millionen Euro. In wel- chem Ausmaß der Konzern davon betroffen sein wird, lasse sich noch nicht abschätzen. Jedoch kann festgehalten werden, dass die Positionen relativ zum Gesamtvolumen über­ schaubar sind. Insgesamt macht das Exposu- re in den beiden Ländern rund 0,7 Prozent der gesamten Kapitalanlagen der VIG aus. Erhöhte Cybergefahr Weiterhin wird in der Ukraine Neugeschäft gezeichnet, verkündet die UNIQA, obwohl bereits mehr als 300 ukrainische Mitarbeiter der UNIQA bzw. deren Familienangehörige aus ihrem Heimatland geflohen sind. Der Krieg wird aber nicht nur mit Waffen ge- führt, sondern auch im Cyberraum. Die VIG habe in den drei ukrainischen Gesellschaf- ten präventive Maßnahmen gesetzt, wie Hartwig Löger, stellvertretender Generaldi- rektor der VIG, erklärt. Schon gegen Ende des vergangenen Jahres wurden rumänische Gesellschaften der VIG-Gruppe Ziele von Cyberattacken durch eine global aktive und bekannte Hackergruppe. „Wir haben auf- grund der unmittelbaren Reaktion aber auch der Sensibilität der verantwortlichen Kollegen sehr schnell dieses Problem in den Griff bekommen“, so Löger. UNIQA habe alle möglichen Vorkehrungen für eine Fortfüh- rung der Geschäftstätigkeit getroffen, dies betreffe auch die Datensicherheit und die Möglichkeit einer Notfallkommunikation via Satelliten, wie UNIQA-CEO Andreas Brand- stetter im Bilanzpressegespräch erläuterte. Der Kriegsausschluss Aber was bedeutet der Krieg für die Versi- cherungsnehmer in der Cyber- oder der Be- triebsunterbrechungs-Versicherung? Krieg und Unruhen sind in jeder Versicherungsart ausgeschlossen, denn es gibt ein berech- tigtes Interesse des Versicherers, solche Ri- siken, also potenzielle Kumulschäden, aus- zuschließen, erklärte Prof. Michael Gruber, Universitätsprofessor für Versicherungs- recht, in Salzburg bei einem Treffen der Ver- sicherungsmakler. Wenn nun Russland Mal- ware als kriegerisches Mittel einsetzt, könnte dies unter die Kriegsausschlussklausel fal- len, die in jeder Cyberversicherung enthal- ten ist. Aber die Beweislast liegt dafür beim Versicherer. Dieser muss in der Regel bele- gen können, dass ein Schaden, für den Er- satz begehrt wird, kausal durch die kriege- rische Handlung verursacht wurde, und so- mit der Ausschluss greift. Die Cyberkriminellen geben jedoch nur sel- ten ihre ethischen Motive zum Besten und daher gehe man in der Praxis einen pragma- tischen Weg, wie Kerstin Keltner, Fachexper- tin für Cyber- und IT-Haftpflicht beim Mak- ler Koban Südvers erklärt: „In der Lehre hat sich die Meinung manifestiert, dass der Kriegsausschluss im Cyberbereich nur regio- nal wirken kann.“ Der Ausschluss greife da- her laut der Expertin lediglich bei Risiken in der Ukraine selbst, nicht jedoch bei Unterneh- men in Österreich, die als „Innocent Bystan- der“ zum Handkuss kommen. „Aus diesem Grund (weil die Versicherer im Fall der Fälle leisten müssten) legen derzeit manche An- bieter keine Angebote im Cyber-Bereich“, so Keltner. Anders ist die Situation bei der Betriebsun- terbrechungs-Versicherung. Lieferausfälle oder der Ausfall der Energieversorgung sind dort aufgrund von Kriegsereignissen nicht versi- chert, da kein Sachschaden vorliegt, erklärt Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung. Sofern eine Non- Property-Damage-Business-Interruption (also eine Sachschadenversicherung, die auch nicht-physische Schäden berücksichtigt) vorliegt, greift auch hier der Kriegsaus- schluss. In der Sachversicherung sowie in der Haftpflichtversicherung bietet die UNIQA neuerlich die Möglichkeit, Flüchtende für begrenzte Zeit kostenlos in bestehende Ver- träge einzuschließen. „Lieferausfälle oder der Ausfall der Energieversorgung aufgrund von Kriegs­ ereignissen sind bei der BU nicht versichert, da kein Sachschaden vorliegt.“ Sonja Steßl, Vorstands­ direktorin, Wiener Städtische Versicherung UNIQA UND VIG IM VERGLEICH IN RUSSLAND UND UKRAINE UNIQA VIG Bilanzsumme (in Mio.€) Ukraine 143,4 148 Russland 332,0 0 Eigenkapital (in Mio.€) Ukraine 41,2 55 Russland 29,1 0 Prämienvolumen (in Mio.€) Ukraine 110 100 Russland 75 0 Mitarbeiter Ukraine 847 1.400 Russland 110 0 Kunden (in Mio.) Ukraine 1,3 1 Russland 0,5 0 Exposure (in Mio.€) 520 220 Quelle:UNIQA, VIG „Wir haben alle möglichen Vorkehr­ ungen für eine Fortführung der Geschäftstätigkeit getroffen, dies betrifft auch die Daten­ sicherheit und die Möglichkeit einer Notfallkommunikation via Satelliten.“ Andreas Brandstetter, UNIQA-CEO Mai 2022 – GELD-MAGAZIN . 59

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