GELD-Magazin, Mai 2022

Herausfordernd: Neuinvestitionen im schwierigen Marktumfeld Derzeit fragen sich viele Anleger, ob sie jetzt überhaupt noch aktiv handeln, oder ihr Geld lieber auf einem Festgeldkonto parken sollten. Letzteres ist sicher keine attraktive Alternative. Niedrige oder sogar negative Zinsen lassen Festgeld- konten und kurzlaufende festverzinsliche Wertpa- piere unattraktiv erscheinen. Die Aktienmärkte sind wiederum aufgrund der geopolitischen Lage und den immer noch spürbaren Auswirkungen der Covid- 19-Pandemie deutlich schwankungsanfälliger gewor- den. Dementsprechend haben viele Anleger das Ge- fühl, dass es an den Kapitalmärkten im Moment mehr Risiken als Chancen gibt. Diese Sicht auf das derzeitige Marktumfeld ist sicherlich nicht ganz falsch, doch wie sollen sich Anleger verhalten, wenn sie dennoch Kapital investieren wollen oder müssen? Eigentlich haben Anleger immer das Gefühl, dass der richtige Einstiegszeitpunkt nicht existiert. Denn sind die Märkte erst eine Zeit lang gestiegen, wirken sie au- tomatisch überbewertet und teuer. Sind die Preise für Wertpapiere gefallen, scheuen sich die Anleger häufig zu kaufen, da der Absturz noch weiter gehen könnte. Einmalanlagen aufteilen Bei dieser Diskussion wird aber leider häufig überse- hen, dass Investitionen in Aktienfonds langfristige Anlagen sind und der Einstiegszeitpunkt somit eine untergeordnete Rolle spielt. Das bedeutet aber nicht, dass Investoren ihr Kapital bei den sogenannten Ein- malanlagen in einem Schritt anlegen sollten. Gerade bei größeren Summen macht es Sinn, das Geld in mehreren Schritten, über einen längeren Zeitraum hinweg, zu investieren. Dieses Vorgehen hat bei stei- genden Märkten zwar den Nachteil, dass der Anleger nicht in vollem Umfang von Kurssteigerungen profi- tiert, dafür hat er aber bei einem Markteinbruch noch Geld in der Kasse, mit dem er Fondsanteile zu dem gesunkenen Preis nachkaufen kann, um so ei- nen niedrigeren durchschnittlichen Einstandskurs zu realisieren. Zudem bietet es sich an, eine Einmalanla- ge, auch wenn diese auf mehrere Investitionszeit- punkte aufgeteilt wird, durch einen Sparplan zu er- gänzen, um so zusätzlich den „Cost-Average-Effekt“ zu nutzen. Hierbei profitiert der Anleger durch regel- mäßige (monatliche) Einzahlungen von den allfäl- ligen Schwankungen an den Wertpapiermärkten. Ge- treu dem Motto „Lege nicht alle Eier in einen Korb“, sollten Anleger außerdem bei der Aufteilung ihrer Anlagesumme auf unterschiedliche Anlageklassen, wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, etc., immer darauf achten, dass diese breit gestreut in verschie- dene Märkte und Segmente investiert wird. Die so erreichte Diversifikation soll dabei helfen, die Schwankungsbreite des Portfolios zu reduzieren und Verluste zu begrenzen. Ebenso sollten Investoren da- rauf achten, dass die Aufteilung des Vermögens ih- rem Risikoprofil entspricht. Zudem sollten Fonds, die in spezielle Märkte oder Marktsegmente investie- ren, wie zum Beispiel Technologiefonds, nur eine Beimischung sein, da diese Fonds von Natur aus eine erhöhte Schwankungsanfälligkeit aufweisen können. Fazit Auch wenn niemand vorhersagen kann, wann der richtige Zeitpunkt für eine Investition in die Wertpa- piermärkte gekommen ist, können Anleger ihren In- vestitionszeitpunkt durch die Aufteilung einer Ein- malanlage auf verschiedene Investitionszeitpunkte optimieren. Zudem sollte das Vermögen immer auch dem Risikoprofil des Anlegers entsprechend auf die unterschiedlichen Anlageklassen aufgeteilt werden. Dies bedeutet in der Praxis, dass ein Investor mehr als einen Fonds in seinem Portfolio halten sollte. Denn selbst wenn es sich bei einem Fonds um einen Misch- oder Multi-Asset-Fonds handeln sollte, der in verschiedene Anlageklassen investiert, muss der An- leger das Managerrisiko berücksichtigen, dass sich durch die Aufteilung des Vermögens auf Fonds mit verschiedenen Managementansätzen minimieren lässt. Somit liegt die größte Herausforderung für An- leger und ihre Berater nicht darin, den optimalen Einstiegszeitpunkt zu finden, sondern vielmehr da- rin, die richtigen Fonds miteinander zu kombinieren, um so das Rendite/Risiko-Profil des gesamten Port- folios zu optimieren. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Refinitiv Lipper EMEA Research Mai 2022 – GELD-MAGAZIN . 41 GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research FOTO: Archiv Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitiv.

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=