GELD-Magazin, Mai 2022

I nvestieren in Erdöl? Das wurde im Mainstream fast zum No-Go. „Zu schmutzig, nicht nachhaltig, ein Aus- laufmodell“, meinten die Skeptiker. Außer- dem dümpelte der Kurs des Schwarzen Goldes lange Zeit in sehr niedrigen Regi- onen vor sich hin. Im April 2020 gelang so- gar das Kunststück, dass Erdöl der US-Sorte WTI am Terminmarkt kurzzeitig unter null notierte. Davon kann heute keine Rede mehr sein ... Abgehoben WTI schnellte zwischen Dezember letzten Jahres und dem heurigen März von 66 auf 124 Dollar pro Fass: eine glatte Verdoppe- lung. Ähnlich sah die Kursbewegung bei der Nordseesorte Brent aus. Aber nicht nur Erd- öl wurde vom Aufschwung erfasst, der ge- samte Rohstoffmarkt feierte ein Comeback. Das lässt sich anhand von breiten Bench- marks wie dem „Thomson/Reuters Core- Commodities“ oder dem „Bloomberg Com- modity Index“ ablesen, die auf Jahressicht um 50 bis 60 Prozent zulegten. Und nicht zuletzt ist der für viele Privatinvestoren in- teressante Goldpreis aus seinem Dornrös- chenschlaf erwacht und durch die Decke geschossen. Für die Rohstoff-Hausse gibt es nun mehrere Ursachen, bleiben wir gleich bei Gold. Hier sind die Ursachen leicht er- klärt und auch am Chartverlauf klar nach- vollziehbar (siehe Grafik rechts oben): Der Run setzte mit der Corona-Pandemie ein und feierte im März 2020, als die Covid-Un- sicherheit am größten war, seinen (vorläu- figen) Höhepunkt. Logisch: Gold gilt als klassische Krisenwährung und profitierte somit nicht nur stark von Corona, sondern auch vom Krieg gegen die Ukraine. Wobei, hätte man sich von dem Edelmetall nicht so- MÄRKTE & FONDS . Rohstoffe Comeback von Öl & Co. Prognose: Erdöl weiter heiß begehrt Im Corona-Jahr 2020 betrug der globale Ölverbrauch rund 92 Millionen Barrel pro Tag. Nach einer Prognose der EIA wird der weltweite Konsum im Jahr 2035 auf täglich mehr als 113 Millionen Barrel und schließlich bis 2050 auf etwa 126 Millionen Barrel anwachsen. Viele Jahre lang waren Rohstoffe bei Anlegern nur mäßig beliebt, das hat sich schlagartig geändert. Gold, Industriemetalle und fossile Brennstoffe wie Erdöl erklimmen neue Höhen. Ein Superzyklus scheint möglich. HARALD KOLERUS Quelle: Statista Credit: zoneteen/stock.adobe.com 30 50 75 100 125 in Millionen Barrel 150 1990 67,2 2000 77,7 2015 95,3 2018 99,9 2020 92,1 2025 105,7 2030 109,2 2035 113,2 2040 117,3 2045 121,8 2050 125,9 0 2012 90,3 38 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022

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