GELD-Magazin, Mai 2022

D er schwachen Sektorentwicklung zum Trotz hat sich der Innovati- onstrend in der Biotech-Branche noch beschleunigt. So ist die Entwicklung des krebsspezifischen Präparats Lumakras ein Meilenstein in der personalisierten Me- dizin. Das Medikament wurde von der US- Arzneimittelagentur FDA zur Behandlung von Tumoren mit KRAS-Mutationen zuge- lassen. Von diesen sind ein Viertel aller Pati- enten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs betroffen. Bis dato galten solche Krebszellen als therapieresistent. Auch das Gene-Edi- ting gibt zu Hoffnungen Anlass. Die große Stärke dieser Therapieform liegt ebenfalls an der hohen Präzision: Hier wird das de- fekte Gen direkt im Körper repariert, ohne die Einbringung von externem Genmaterial. Trotz des starken Wachstums weist der Bio- tech-Sektor einen Bewertungsabschlag ge- genüber dem S&P 500 auf. Zudem liegt der Börsenwert von 16 Prozent der Biotech-Un- ternehmen unter deren Cash-Bestand – histo­ risch betrachtet ein absolutes Hoch. Große Forschungserfolge 2021 gab es mehrere bemerkenswerte Er- folge in Forschung und Entwicklung, wobei sich die drei innovativsten und interessan- testen Entwicklungen auf mRNA, orale Vi- rostatika (Anti-Viren-Medikamente) sowie seltene Krankheiten konzentrieren. Sehr spannend wird auch, wie schnell neue An- sätze in der Gentherapie den Sprung zur Marktreife schaffen. Das gilt vor allem für die Genom-Editierung, welche eine völlige Heilung bei Erbkrankheiten ermöglichen soll. Hier geht es darum, einen Gendefekt dauerhaft zu beseitigen, indem fehlerhafte Sequenzen aus dem DNA-Strang herausge- schnitten und durch neue Fragmente mit dem korrekten genetischen Bauplan ersetzt werden. CRISPR Therapeutics ist bei gene- tischen Bluterkrankungen weit fortgeschrit- ten und Intellia hat sehr erfolgreiche Daten für die allererste in vivo Genkorrektur mit der Genschere zeigen können, die direkt an den fehlerhaften Abschnitten der DNA im Körper des Patienten ansetzt. Genom-Editierung Zuversichtlich zeigt sich Noushin Irani, Fondsmanagerin des DWS Biotech. Zu den aussichtsreichsten Technologien zählt sie den CAR-T-Zellen-Ansatz zur Bekämpfung von Krebs. „Dabei werden dem Patienten zunächst spezielle Immunzellen entnom- men, in vitro gentherapeutisch behandelt und wieder dem Körper des Patienten in- fundiert. Bei der Genmanipulation werden diesen Zellen Merkmale eingebracht, die dabei helfen, den jeweiligen Tumor zu er- kennen und anzugreifen. Im Moment geht es zumeist nur um liquide Tumore, also um Blutkrebsarten. Einen weiteren Schritt zur personalisierten Medizin stellen die TILs (Tumor-infiltrating Lymphocytes) bei soli- den (festen) Tumoren dar. Dabei wird dem Patienten ein Stück des Tumors entnom- men. Dieser enthält Immunzellen, die be- reits den Tumor erkannt haben. Sie werden im nächsten Schritt vervielfacht und akti- Innovative Medizin 2021 haben selbst breit aufgestellte Health Care-Fonds deutlich underperformt. In besonderem Maße gilt dies für das Segment Biotechnologie. Damit gibt es in diesem Jahr einiges an Aufholpotenzial. WOLFGANG REGNER Health Care und Biotechnologie profitieren von strukturellen Trends: Höhere Lebenser- wartung, geänderter Lifestyle und Innovation. Credits: beigestellt; pixabay MÄRKTE & FONDS . Biotechnologiefonds 34 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022 DIE 5 BESTEN BIOTECHNOLOGIE-FONDS ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE TER IE00B3XLHR60 Polar Capital Biotechnology Fund 1.404 Mio.€ -1,8% 45,8% 79,5% 1,33% LU0108459040 Candriam Equities L Biotechnology 1.456 Mio.€ 1,7% 27,4% 40,9% 1,94% IE00BQ70R696 Invesco NASDAQ Biotech UCITS ETF 561 Mio.€ -8,3% 18,4% 29,3% 0,40% DE0008481862 Allianz Biotechnologie 275 Mio.€ 1,0% 30,9% 28,1% 2,04% LU0415392322 Bellevue Funds (Lux) Biotech 60 Mio.€ -1,4% 19,8% 23,7% 2,22% Quelle: Morningstar, alle Angaben auf Euro-Basis, TER=Total Expense Ratio (p.a.), Stichzeitpunkt: 24. April 2022

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