GELD-Magazin, April 2022

April2 022 – GELD-MAGAZIN . 57 gen, verfügen. Sie sind „immutable“, das heißt, sie können nicht verändert oder ge- löscht werden und verfügen über eine kryp- tografische Authentifizierung und einen „Erstellungszeitstempel“. Neben der ein- fachen Übertragbarkeit lässt sich daher im- mer feststellen, wer der aktuelle Eigentümer ist, was den Besitzern hochpreisiger NFTs ei- nen gewissen Status verleiht, der zuneh- mend im Internet zur Schau gestellt wird. Mehr als nur Pixel Lag der Schwerpunkt des NFT-Hypes im Sommer 2021 noch auf den bekannten Cryp- toPunks und anderen grafischen Sammler- stücken, haben aktuelle NFT-Generationen das Potenzial, ganz neue Werte und Möglich- keiten innerhalb der Kunst- und Kreativbran- che zu schaffen. Ein Beispiel ist der „Bored Ape Yacht Club“, der die Mitgliedschaft in ei- ner exklusiven Community zum zentralen Wert gemacht hat, für den seine NFTs als Eintrittskarte dienen. Besitzer eines Bored Ape-NFT können zum Beispiel dem „Yacht Club“ beitreten und zu einem Graffiti-Board namens „The Bathroom“ beitragen oder, was noch wichtiger ist, Zugang zu Partys mit Pro- minenten erhalten. Im November fand eine dieser Veranstaltungen auf einer echten New Yorker Yacht statt, an der unter anderem Chris Rock und die Strokes teilnahmen. Wei- tere Innovationen neuerer NFTs sind Rechte auf künftige Token, die über „Airdrops“ an die Besitzer verteilt werden, sowie Zugang zu Vorverkäufen und exklusiven Einladun­ gen. Auch im Videospiel-Bereich, in Form so- genannter „In-Game-Assets“ oder als virtu- elle Grundstücke im Metaverse erfreuen sich NFTs immer größerer Beliebtheit. Riskante neueWelt NFTs erfassen den digitalen Zeitgeist, locken Venture-Capital und Firmen wie Anheuser- Busch, Gucci, Nike und Adidas an. Dennoch sollten Anleger vorsichtig sein, da NFT-Inve- stitionen mit einigen Risiken einhergehen. Trotz Bewertungen in Milliardenhöhe sind NFT-Handelsplattformen wie OpenSea völlig unreguliert und ein einzelner Celebrity- Tweet kann die Preise in die Höhe schnellen und genauso rasch wieder ins Bodenlose fal- len lassen. Auch werden die meisten NFTs in Ether bepreist, dessen Preis selbst sehr vola- til ist. Betrug grassiert wie in der gesamten Kryptowelt und gefälschte Token, „Pump and Dump“-Systeme, sowie Hackerangriffe und Smart Contract-Fehler sind keine Seltenheit. Ein weiteres Problem ist „Wash-Sale“-Han- del, wobei Preise durch den Verkauf der NFT an sich selbst in die Höhe getrieben werden. Regulierungsgefahr Über Alledem schwebt die Gefahr des Ein- schreitens von Regulierungsbehörden. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die US-Wert- papier- und Börsenaufsichtsbehörde Erstel- ler von NFTs und Handelsplätze unter die Lupe nimmt, um festzustellen, ob diese ge- gen die Regeln verstoßen. Ein Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Frage, ob be- stimmte NFTs verwendet werden, um Geld wie traditionelle Wertpapiere zu beschaffen. Wäre dies der Fall, würde das in den Zustän- digkeitsbereich der Behörde fallen: Gefahren die während des Hypes gern ignoriert wur- den, sich jetzt jedoch langsam auf Preise und Verkäufe durchschlagen. Lag der durch- schnittliche NFT-Verkaufspreis im Jänner noch bei 6.900 US-Dollar, ist er mittlerweile auf unter 2.000 Dollar gesunken. Und auch das tägliche Handelsvolumen lag Mitte März mit rund 70 Millionen Dollar 70 Prozent un- ter seinem Februar-Hoch von 247 Millionen. Beginn der Krypto-Treasuries Zurzeit scheinen NFTs untrennbar mit digi- talen Sammlerstücken verbunden zu sein, aber ihr Anwendungsspektrum ist damit noch lange nicht erschöpft. So könnte die Medienbranche zukünftig NFTs nutzen, um neue Inhalte zu schaffen oder Fashionlabels könnten digitale Versionen ihrer Kleidung generieren. NFTs ermöglichen Firmen, ihre Produktlinie in das Metaverse zu transportie- ren und erweitern die Art und Weise, wie Verbraucher mit den Marken in Kontakt tre- ten und sie erleben. In Anbetracht des frühen Stadiums vergisst man leicht, wie lange eta- blierte Unternehmen gebraucht haben, um herauszufinden, wie sie sinnvolle Verbin- dungen zwischen dem Web1 und ihren be- stehenden Geschäften herstellen können. „The Merge“: Das derzeit teuerste NFT The Merge ist ein digitales Kunstwerk, das von einem anonymen Künstler oder einer Künstlerin namens „Pak“ geschaffen wurde. Pak ist seit mehr als 20 Jahren an der Spitze der digitalen Kunst und bekannt für seine AI-Pro- jekte. Am 6. Dezember 2021 wurde „The Merge“ für 91,8 Millionen Dollar auf dem NFT-Marktplatz Nifty Gateway verkauft - ein Rekord für ein öffentlich verkauftes Kunstwerk eines lebenden Künstlers. Diese Behauptung ist jedoch umstritten, je nachdem, ob „The Merge“ als ein einzelnes Werk oder als eine Reihe von Kunstwerken betrach- tet wird. Das Werk wurde nämlich auf 312.686 Einheiten aufgeteilt, welche zusammen, laut Pak, eine „Masse“ bil- den. Die 28.983 Käufer können mit den einzelnen Einheiten wiederum eine neue Masse bilden, die auf dem Se- kundärmarkt verkauft werden kann. Im Listing hieß es dazu: „Sie können wäh- rend des 48-Stunden-Verkaufs so viele Masseneinheiten erwerben, wie Sie möchten. Sie erhalten eine dynamische NFT mit Ihrer angesammelten Masse.“ 2

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