GELD-Magazin, April 2022

52 . GELD-MAGAZIN – April 2022 AKTIEN . Österreich D er Ukrainekonflikt stellt die mei- sten Unternehmen vor neue He- rausforderungen. In erster Linie durch direkte Tätigkeit in Russland und der Ukraine. Das betrifft vor allem die Raiffeisen Bank International und Warimpex (Peters- burg Airport City), mehr oder weniger auch andere Aktiengesellschaften. In zweiter Linie müssen zahlreiche Unternehmen steigende Energie- und Materialkosten verdauen, wenn sie nicht zeitgleich an Kunden weiter- gegeben werden können – was zumeist durch längerfristige Lieferverträge nicht möglich ist. Und die höheren Kosten dürften nicht so rasch wieder sinken. Deshalb gaben bereits mehrere Unternehmen Gewinnwar- nungen heraus, wie die Raiffeisen Bank In- ternational, Palfinger, Semperit (siehe Ka- sten rechts) oder auch Mayr Melnhof – um einige zu nennen. Kein Wunder, dass sich dies in den Aktienkursen widerspiegelt. Nur wenige Unternehmen können sich dieser ne- gativen Entwicklung entziehen, wie die Ver- sorger Verbund und EVN, die Immobilienge- sellschaften oder auch die Banken und Ver- sicherungen, sofern sie kein Exposure zu Russland oder die Ukraine haben. Und nicht zuletzt AT&S, die sich ungeachtet des wid- rigen Umfeldes gut entwickelt. AT&S als „Hidden Champion“ Vor kurzem bezeichnete Jefferies-Analyst Alexander Thiel den Leiterplatten-Hersteller AT&S als „versteckten Champion“ im Halb- leiterbereich. Seit langem und bereits mehr- mals empfahlen wir deren Aktien im GELD- Magazin. Und die aktuellen Zahlen zeigen durch das neue Werk in China und eine gute Nachfrage ein kräftiges Umsatz- und Ergeb- nisplus. Der Konzernumsatz stieg in den er- sten drei Quartalen (bis 31. Dezember) um 30 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro, das Konzernergebnis erhöhte sich um 68 Prozent auf 62 Millionen Euro. Nach diesen Zahlen hob AT&S die Prognose für das Gesamtjahr erneut an. Beim Umsatz geht das Unterneh- men nun von einem Wachstum von 28 bis 30 Prozent aus. Bis 2025/26 will der Leiterplat- tenhersteller auf einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro kommen. Um dieses Ziel zu erreichen, plant AT&S für neue Kapazitäten und Technologien im laufenden Geschäfts- jahr ein Investitionsvolumen von bis zu 700 Millionen Euro. Die Nachfrage nach IC-Sub- straten ist anhaltend stark und bietet weiter- hin signifikante Wachstumsmöglichkeiten. Immobilien bleiben en vogue Im Gegensatz zu den Aktienkursen halten sich die Immobilienpreise auf sehr hohem Niveau. Das ist einerseits einer Kapitalflucht geschuldet, da Cash anstatt Zinsen zu brin- gen nur Spesen verursacht, und andererseits der Inflationsabsicherung – Mieten steigen automatisch mit der Teuerungsrate. So sollten die Aktienkurse der Immo-AGs ge- genüber Marktverwerfungen relativ resi- stent sein. Bei der Immofinanz stimmt das völlig – z.T. aber auch aus einem anderen Neubewertung Der Ukrainekrieg belastet die Börsen, Energie- und Rohstoffangebote verknappen sich weiter. Die folglich steigenden Preise drücken auf die Margen. Nur wenige Unternehmen können sich dem Negativtrend entziehen. MARIO FRANZIN Crash. Der ATX schwächelt bereits seit Mitte Februar (hohe Inflation und Russland). Mit dem unerwarteten Kriegsbeginn in der Ukra- ine krachte der ATX dann weiter um rund 25 Prozent nach unten. Die parallel zum Krieg laufenden Friedensverhandlungen ließen die Börsianer wieder aufatmen. Jetzt muss in ei- ner volatilen Seitwärtsbewegung ein neues Bewertungsniveau gefunden werden. ATX-INDEX . Klassische technische Korrektur Grund: Großaktionär CPI Property kauft laufend Aktien und sammelte damit bereits knapp 55 Prozent der Anteile. Ähnlich geht der Großinvestor CPI bei der S Immo vor (siehe auch Seite 44), hält an ihr direkt zwar erst 16,06 Prozent, jedoch indirekt via Im- mofinanz weitere 26,49 Prozent – zuminde- stens der Stimmrechte. Bei der CA Immo ist die Übernahme durch Starwood Capital bereits weiter gediehen. Die US-Beteiligungsgesellschaft hält derzeit rund 57 Prozent und setzte im November die Auszahlung zweier Sonderdividenden durch. Dafür wurde nun die reguläre Divi- dende für 2021 gestrichen. Das Beispiel zeigt, dass man bei der CA Immo und der Immofinanz zunehmend der Willkür domi- nierender Großaktionäre ausgesetzt ist. So würde es auch nicht verwundern, wenn z.B. auch bei der Immofinanz die Dividende ge- strichen würde. Interessant bleibt noch die S Immo, die etwa 0,65 Euro je Aktie an Divi- dende auszahlen wird und damit knapp an die drei Prozent Rendite herankommt. Licht und Schatten bei den Banken Am heftigsten von der Ukrainekrise wurde die Raiffeisen Bank International (RBI) ge- ´22 2021 4.000 3.000 3.200 3.400 3.800 3.600 2.800

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