GELD-Magazin, April 2022

D as Prinzip ist einfach: Durch die Vergabe von Kleinstkrediten an einkommensschwache Menschen sollen diesen unternehmerische Projekte er- möglicht werden. Die Start-ups helfen den Betroffenen selbst aus der Armut und stär- ken gleichzeitig strukturschwache Regi- onen. Das Motto lautet also: Investitionen statt Almosen. Das nötige Kapital wird durch Mikrofinanzinstitute (MFI) einge- sammelt und bereitgestellt, an denen man sich durch Mikrofinanzfonds beteiligen kann. So weit, so gut. Entscheidend ist aber die Umsetzung. Positiver Impact Martin Cech, Senior Portfolio-Manager bei der Ersten Asset Management (EAM), er- klärt im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Der Erste Responsible Microfinance ist ein Dachfonds, der in Mikrokreditfonds bzw. Anleihen auf Mikrofinanzinstrumente und -fonds sowie bis zu zehn Prozent in Anteile an Unternehmen und Mikrokreditinstituten investiert. Eine messbare positive Auswir- kung auf Umwelt sowie Gesellschaft steht bei der Investmententscheidung im Vorder- grund.“ Um die Nachhaltigkeit sicherzustel- len, werden die entsprechenden Mikrofi- nanz-Unternehmen genau gescreent und auch zum Teil vor Ort besucht. Strenge Prüfung Cech: „Steht ein Fonds für ein Investment auf dem Radar, werden Faktoren wie Risi- ko-Management, soziale Kriterien, Re- search-Kapazitäten und Größe umfassend abgeklärt. Bevor wir investieren, erfolgen dann Gespräche mit dem Management, wir wollen genau wissen, wie der Fonds funkti- oniert und keine Black Box vor uns haben.“ Wichtig sei es weiters, zu erfahren, wie MÄRKTE & FONDS . Mikrokredite Hohe soziale Rendite Mit Investments in Mikrokredite wird man nicht reich, der „humane“ Mehrwehrt steht stattdessen im Mittelpunkt. Es ist aber genau zu beachten, zu welchen Konditionen die Kleinst-Darlehen vergeben werden. HARALD KOLERUS Start-up: Empfängerinnen eines Kleingruppenkredits in Indien beraten den Einsatz ihres Kapitals. Credits: Robert Bösch für BlueOrchard; bereitgestellt; Archiv Lexikon der Mikrofinanz Mikrokredite sind laut Gabler Bankle- xikon kleinvolumige Darlehen, die an arme bzw. einkommensschwache Per- sonen oder Unternehmen vergeben werden (als Einzel- oder Gruppen- kredite). Mikrokredite sind anders als klassische Bankdarlehen in der Regel nicht dinglich besichert (also etwa durch Sachwerte). Gegebenenfalls kann eine persönliche Besicherung erforderlich sein. Großer Markt Die Geschichte dieser Finanzie- rungsart hat bereits 1983 begon- nen, als der Ökonom Muhammad Yunus die Grameen Bank für die Vergabe von Mikrokrediten grün- dete (von 100 bis 200 Dollar). Das Beispiel hat Schule gemacht: Mikro- kredite werden inzwischen in der ganzen Welt gewährt. Die Zahl der beteiligten Banken wird auf mehr als 70.000, das Kreditvolumen auf über 60 Milliarden Dollar geschätzt. 38 . GELD-MAGAZIN – April 2022

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