GELD-Magazin, April 2022

wieder. Wir sehen dies aber nicht als schlechtes Zeichen, da wir von einer stimu- lusgetriebenen Phase in ein selbstragendes Wirtschaftswachstum übergehen.“ Daher seien auch die expansiven Unterstützungs- maßnahmen seitens der Notenbanken und Regierungen mittelfristig nicht mehr not- wendig. Nemeth analysiert weiter: „Sorgen bereiten die rekordhohen Inflationsraten, die durch die nochmals gestiegenen Roh- stoffpreise im Zuge der Ukraine-Krise weiter angeheizt werden. Auch bei den Lieferket- ten gibt es nach wie vor keine wirkliche Ent- warnung.“ „Brisante Mischung“ Auch Manfred Huber, CEO der Euram Bank, sieht die Weltwirtschaft im Spannungsfeld politischer und kriegerischer Auseinander- setzungen sowie den Verwerfungen von Co- vid: „Das ergibt eine recht brisante Mi- schung, die wirksame Handlungen erfor- dert. Und diese Handlungen werden auch gesetzt.“ So hat die Fed eine erste Zinserhö- hung um 0,25 Prozent vorgenommen – klingt nicht nach viel, ist aber die erste von sechs für 2022 geplanten Schritten. Die Bank of England hat bereits drei Zins- schritte gesetzt. Huber: „Die EZB könnte heuer wohl auch zwei Zinserhöhungen vor- nehmen. Damit scheint die großzügige Geldpolitik ein Ende gefunden zu ha- ben, und die Inflationsbekämpfung, sprich: Zinserhöhungen, steht für die Noten- Harald Holzer, Chief Investment Officer, Kathrein Privatbank Anleihen, lange Laufzeit Anleihen mit langer Laufzeit und High Yields bei steigenden Zinsen und wirt- schaftlicher Unsicherheit meiden. Ausgewählte Sektoren Die Automobilindustrie ist attraktiv be- wertet, kämpft aber mit Lieferengpäs- sen, Finanztitel leiden unter dem Krieg und vor allem gedämpften Wachs- tumsaussichten. Mittelfristig sollten bei- de Sektoren Aufwärtspotential haben. Bei IT-Unternehmen sollte man abwar- ten, wie sich die Zinsentwicklung auf die Kurse auswirkt. Konsum und Rohstoffe Titel aus Energie, defensivem Konsum und Rohstoffen sollten im aktuellen Um- feld sehr gut performen. „Wir sind seit Anfang Februar bei Aktien untergewichtet und haben in defensivere Sektoren wie Consu- mer Staples oder Telekom umge- schichtet. “ Harald Friedrich, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Liechten- steinische Landesbank Bonds Im Anleihesegment empfehlen wir in Summe ein klares Untergewicht. Rohstoffe Kurzfristig breite Rohstoffinvestments als Portfolioabsicherung für eine wei- tere Eskalation machen noch Sinn, von einem Zukauf auf dem sehr hohen Kurs- niveau wird aber explizit abgeraten. Aktien Der Aktienmarkt wird von anhaltend guten Unternehmensergebnissen ge- tragen. Die attraktivste Anlageklasse. „Mittelfristig führt angesichts nega- tiver Realzinsen von Anleihen kein Weg an Sachwerten wie Aktien, Immobili- en oder Rohstoffen vorbei.“ April 2022 – GELD-MAGAZIN . 21

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