GELD-Magazin, April 2022

Subsahara: BIP pro Kopf steigt Besonders Subsahara-Afrika ist von Armut betroffen, aber auch hier gibt es ermutigende Funda- mentaldaten. Das BIP pro Kopf ist in dieser Region deutlich gestiegen: Von rund 1800 Dollar in 1990 auf immerhin knapp 4000 Dollar in 2020. Linie zu finden. „Hier stehen sich interne Kontroversen und unterschiedliche Interes- sen im Wege. Einzelne Staaten versuchen eher, sich alleine durchzusetzen, als ge- meinsam ihre Kräfte zu bündeln.“ Ein Pro- blem, das auch in der EU nicht gerade unbe- kannt ist. Deshalb fällt es wiederum Europa schwer, eine einheitliche Linie gegenüber dem „Nachbarkontinent“ zu finden. Hat China die Nase vorne? Leichter fallen politische Entscheidungen bekanntlich im Reich der Mitte, was uns zur bereits erwähnten „Road and Belt-Initiati- ve“ (RBI) zurückführt. Die RBI umfasst laut WKO 65 Länder mit einer Bevölkerung von 4,4 Milliarden Personen. Dies entspricht rund 70 Prozent der Weltbevölkerung. Die- se Länder sind für in etwa 29 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung verantwort- lich. Insgesamt könnten die Projekte der RBI bis zu 1,3 Billionen Dollar umfassen, damit wäre sie rund sieben Mal so umfang- reich wie der Marshall-Plan nach dem Zwei- ten Weltkrieg. Und die Neue Seidenstraße führt natürlich auch durch Afrika. Dabei fließen laut Konrad-Adenauer-Stiftung be- reits jetzt im Durchschnitt jährlich etwa 2,2 Milliarden Dollar an Direktinvestitionen aus China nach Afrika, hinzu kommen noch etli- che Darlehen. Alleine im Jahr 2017 führten chinesische Firmen Bauarbeiten in 54 afri- kanischen Ländern durch und unterzeich- neten Neuverträge im Wert von 76,5 Milli- arden Dollar. Weitere Unsummen werden im Zuge der RBI folgen, für den Bau und Be- trieb von Eisenbahnstrecken, Straßen, Flug- häfen, Industrie, Staudämmen und anderen Infrastruktureinrichtungen. Hat Europa den „Wettlauf“ um Afrika somit schon verloren? Europa mit guten Karten Kappel verneint: „Das Engagement Chinas hat bisher nicht das gebracht, was erwartet worden war. Wachstum wurde geschaffen, aber es ist nicht zu den Menschen durchge- sickert.“ Europa hat also noch immer gute Karten und ein wirtschaftliches sowie de- mokratisches Modell, das hoffentlich doch vielversprechender ist als chinesische Plan- wirtschaft plus Autoritarismus. Für Europa gibt es in Afrika wirtschaftlich einiges zu ge- winnen: In vielen Ländern steigt das Ein- kommen, es entsteht eine neue Mittel- schicht, heute gibt es auf dem Kontinent rund 100 Städte, die mehr als eine Million Einwohner zählen. Verschlafen darf Europa diese Entwicklung nicht. Quelle: Weltbank Aktuelle Hilfe für Afrika Afrika kennen wir zumeist nur aus den Negativ-Schlagzeilen. Tatsächlich dür- fen die Probleme nicht verschwiegen werden: So bleibt die Ernährungssi- tuation dramatisch, circa 250 Millio- nen Menschen leiden an Hunger oder Unterernährung. Naturkatastrophen infolge des Klimawandels sowie bru- tale Konflikte erzeugen zusätzliche Le- bensmittelknappheit. Ukraine belastet Wobei aktuell auch der Krieg in Eu- ropa negative Auswirkungen zeigt: „Russland und die Ukraine gehören weltweit zu den größten Getreide- lieferanten. Durch den völkerrechts- widrigen Angriff auf die Ukraine steht die Versorgung von Millionen Menschen auf dem Spiel“, so Green- peace. Vorschlag der Umweltschützer: Wenn die EU die Tierhaltung um nur 10 Prozent verringerte, wären rund 16 Millionen Tonnen Weizen für die Ernährung verfügbar. Die EU könnte also einen erheblichen Teil der nun wegfallenden ukrainischen Weizen- ernte von 16 bis 20 Millionen Tonnen ausgleichen und arme Länder und Hungernde direkt unterstützen und hungerbedingten Konflikten in ande- ren Regionen der Welt vorbeugen. 1,8 2,0 2,2 3,0 3,2 2,4 2,6 2,8 3,4 3,6 3,8 4,0 4,2 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 in Tausend USD BIP pro Kopf, Subsahara April 2022 – GELD-MAGAZIN . 15

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