GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022

Getrübter Ausblick. Trotz der hohen Liquidität als Folge der stark gestiegenen Sparguthaben wird das überschüssige Geld offenbar nicht so rasch in Neuanschaffungen investiert wie er- wartet. Die Marktforscher von GfK berichteten nun nach zwei Anstiegen in Folge, dass das deutsche Konsumklima gesunken sei; und zwar auf den niedrigsten Wert seit einem halben Jahr. Das Konsumklima werde gegenwärtig von zwei Seiten in die Zange genommen. Da sei zum einen die vierte Welle der Corona-Pandemie mit explodierenden Inzidenzen, einer drohenden Überbelastung des Gesundheitswesens und der Furcht vor weiteren Einschränkungen. Zum anderen lasse eine hohe Inflationsrate von der- zeit gut fünf Prozent die Kaufkraft der Verbraucher dahinschmelzen. Und was für Deutsch- land gilt, hat auch Auswirkungen in ganz Europa. Die Inflationsrate sollte im November das vorläufige Hoch erreicht haben. Bislang zeichnen sich auch keine Zweitrundeneffekte ab. Die gesamten Nominallöhne gingen sogar im Jahresvergleich zurück. Damit fehlt es an nöti- ger Substanz für eine Lohn-Preis-Spirale. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone legte im November leicht von 58,3 auf 58,6 Punkte zu. Der Index für den Dienstleistungssektor stieg sogar von 54,6 auf 56,6. Allerdings war während der Er- hebungsperiode die Stimmung im Dienstleistungssektor noch besser als im Vormonat. (wr) Rekordtief. Trotz einer Inflationsrate von fast 20 Prozent setzt Staatschef Recep Tayyip Erdogan die heimische Notenbank immer wieder mit der Forderung nach Zinssenkungen unter Druck. Seit Jahresbeginn hat die Lira um fast rund 50 Prozent abgewertet. Ökonomen erwarten, dass sich die Inflation in der Türkei im kommenden Jahr auf etwa 30 Prozent be- schleunigen könnte. Das wird zum großen Teil auf die Währungsabwertung zurückgeführt. Trotzdem senkte die türkische Notenbank ihre Zinsen auf 15 Prozent. Dadurch wird die Lira für Anleger unattraktiver. Allein im November büßte sie 30 Prozent an Wert ein. Das schmä- lert die Einkünfte und Ersparnisse der Türken rapide, bringt viele Haushalte in Bedrängnis und führt sogar dazu, dass kaum noch Medikamente importiert werden können. Politiker raten schon ihrer Bevölkerung, bei Ausgaben für Nahrungsmittel zu sparen. Es ist ein gefähr- liches Experiment, das Erdogan versucht. Die Importe werden teurer, wenn die Lira fällt, was wiederum die Inflation verschärft. Auslän- dische Investitionen könnten abgeschreckt wer- den, was die Finanzierung des Wachstums er- schwert. Mit den Abwertungen nehmen auch Bonitätsrisiken zu. Die Fremdwährungsverbind­ lichkeiten umgerechnet in türkische Lira klet- tern in die Höhe. Damit könnte die Bedienung der Schulden schwierig werden. Bonitäts-Abstu­ fungen der Ratingagenturen drohen. (wr) EUROPA . Konsumlust geht zurück Rally abgesagt Der Euro Stoxx 50 musste nach dem Errei- chen eines Rekordhochs seit 13 Jahren bei 4400 Punkten einen kräftigen Rückfall von über acht Prozent hinnehmen. Die Weih- nachtsrally muss wohl abgesagt werden. Anleger sollten bei 3940 Punkten ein Stop- Loss-Limit platzieren. Höhenflug Der Kursabsturz der Lira bescherte den Aktien des Landes einen Höhenf lug. Für ausländische Investoren bietet sich dage- gen ein anderes Bild: Der MSCI-Türkei- index, bei dem die Kurse in Dollar umge- rechnet werden, hat seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel eingebüßt. EURO STOXX 50 MSCI TURKEY TR TÜRKEI . Das Währungs-Harakiri 2020 2018 2019 2021 Indexpunkte in USD 600t 800t 1.000t 1.400t 1.200t 400t 2020 2018 2019 2021 Indexpunkte in EUR 2.200 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 3.600 3.800 4.000 4.200 4.400 Jänner 2022 – GELD-MAGAZIN . 57

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