GELD-Magazin, November 2021

56 . GELD-MAGAZIN – November 2021 Der Markt reift stetig beim Settlement oder für Liquiditätsmärkte, sieht die Sache wieder ganz anders aus. Könnten Security Token als Mittelweg zwischen DeFi-Wildwest und traditionel­ len Wertpapieren eine rechtlich sichere Lösung darstellen, um Markteffizienzen durch Dezentralisierung und neue Fi- nanz-Innovationen einer breiten Masse zugänglich zu machen? Ich bin mir diesbezüglich nicht sicher, ob das auch tatsächlich so funktionieren wird. Meiner Erfahrung nach kommt immer zu- erst die Technologie und anschließend die Regulierung. Wenn der Markt mal größer wird und diese ersten Spielereien sich zu et- was Ernstzunehmenden entwickeln, dann wird auch die klassische Finanzregulierung einschreiten. Ich denke nicht, dass es zu die- sem Zeitpunkt noch irgendwelche Schlupf- löcher geben wird, die allzu großen Spiel- raum für Retailinvestoren lassen. Die Einführung des ersten Bitcoin (Futures)-ETF in den USA hat dem Markt wieder Schwung verliehen. Wie bewer- test du die aktuellen Entwicklungen be- züglich Krypto-Adoption und Akzeptanz? Der Futures-ETF ist ja nicht notwendiger- weise für Retail gedacht, sondern um Pensi- ons- oder anderen Fonds ein Exposure ge- genüber Bitcoin zu ermöglichen. Anhand des Volumens in den ersten Tagen lässt sich auch ableiten, dass dafür definitiv Nachfra- ge bestanden hat und der institutionelle Markt auf solche Produkte wartet. Die Einführung katapultiert Bitcoin und Krypto-Assets jedoch nicht von einem auf den anderen Tag ins Zentrum der etablier- ten Finanzwelt, ist aber wieder einer jener Schritte, die langfristig die Richtung bestim- N icht nur der Kryptomarkt selbst, auch Digital-Asset-Börsen, wie Bitpanda, können auf ein äußerst erfolgreiches Jahr zurückblicken. Das öster- reichische Erfolgsunternehmen erlangte 2021 seinen Unicorn-Status, führte den Teilaktien-Handel ein und gab zuletzt die Zusammenarbeit mit dem FinTech Fabrick bekannt, das Bitpandas Services als White Label für italienische Banken ermöglicht. Wir sprachen mit Co-Founder Eric Demuth über aufkommende Regulierungen, den er- sten amerikanischen Bitcoin-ETF, DeFi und was Bitpanda für das kommende Jahr in der Pipeline hat. Die Kryptoindustrie ist unglaublich schnelllebig. Fast vierteljährlich lassen sich neue marktverändernde Trends und Events beobachten und genauso schnell verschwinden sie wieder aus dem Fokus des öffentlichen Interesses. Was sind dei- ner Einschätzung nach die großen Fra- gen, die uns dennoch über die nächsten Jahre begleiten werden? Ganz klar ist das das Thema Regulierung, das mittlerweile ja schon angekommen ist, und meiner Meinung nach noch viel stärker in den Vordergrund rücken wird. Wir wer- den dadurch auch eine zunehmende Markt- konsolidierung sehen. Schon in den letzten Jahren haben wir beobachten können, dass sehr viele kleine Anbieter aus dem Markt ge- drängt wurden und es auch weniger Neue gibt, die nachkommen. Das liegt an der zu- nehmende Regulierung, die es mit sich bringt, dass man gewisse Lizenzen benötigt, wofür aber erstmal ein gewisser Stamm an Compliance-Mitarbeitern und Prozessen nö- tig ist. Für viele Kleine ist das heute also gar nicht mehr möglich. Das hat aber auch den Das Jahr geht zu Ende und wir verzeichnen immer noch Höchststände. Könnte der Kryptomarkt 2021 erwachsen geworden sein?Wir haben mit Bitpanda Co-Founder Eric Demuth über seine Erwartungen gesprochen. MORITZ SCHUH Credit: beigestellt INTERVIEW . Eric Demuth, Bitpanda Vorteil, dass die gesamte Industrie reift und sich in der klassischen Finanzwelt etabliert. Crypto-Assets sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken und werden auch nicht ver- schwinden. Regulierung bedeutet dement- sprechend, dass immer mehr klassisches in- stitutionelles Geld in den Markt fließt. Auch das ist langfristig von Vorteil für die ganze Industrie. Auch 2021 beobachteten wir das- selbe wie schon die letzten Jahre zuvor: Es gab nicht mehr ein großes Event, das alles veränderte, sondern stetige Veränderungen, die den Markt gemeinsam reifen lassen. Decentralized Finance zählt dieses Jahr zu den absoluten Rennern von Retail- und institutionellen Anlegern und scheint von einer Nische zu einem ernstzuneh- menden Markt herangewachsen zu sein. Können dezentrale Finanzprodukte dem traditionellen Sektor in den nächsten Jahren tatsächlich Konkurrenz machen? DeFi hat schon seine Berechtigung und ich bin überzeugt, dass aus diesem Bereich viele innovative Produkte entstehen werden, die auch breite Anwendung finden. Aller- dings bin ich auch skeptisch, ob sich diese im Retail-Bereich etablieren können. Aus zwei Gründen: Einerseits aus Sicht der Usa- bility, da User Verantwortung teilweise eher abgeben möchten. Wenn man bei DeFi ei- nen Fehler macht, dann kann das einem teu- er zu stehen kommen, da niemand da ist, der einem Support bietet. Der zweite Grund zur Skepsis ist der inhärente Zwist zwischen Decentralized Finance und Regulierung. Es wird wirklich eine Herausforderung werden, völlige Dezentralität beizubehalten ohne mit Gesetzen in Konflikt zu geraten. Diese Bedenken habe ich aber, wie gesagt, nur be- züglich des Retail-Bereichs. Bei B2B, etwa

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