GELD-Magazin, November 2021

Start für den Ausstieg. Fed-Chef Jerome Po- well will mit der Drosselung der Anleihekäufe noch im November beginnen. Das heißt aber auch, dass die Käufe bis Juni 2022 gänzlich ab- geschlossen sein dürften. Das Tapering läuft also deutlich schneller als 2013. Dazu gehen Fi- nanzexperten von zwei Zinserhöhungen der Fed in der zweiten Jahreshälfte 2022 aus. Ob diese angesichts der weiterhin hohen Inflation – der Konsumentenpreisindex stieg auch zuletzt um 6,2 Prozent – ausreichen werden, bleibt jedoch unklar. Eine aggressivere Fed-Politik dürfte nicht in vollem Umfang von den Märkten einge- preist sein. Im Oktober gab es einen starken Stellenaufbau (531.000 statt 450.000 erwar- teten Jobs), zudem wurden die Zahlen für die beiden Vormonate kräftig nach oben revidiert. Der durchschnittliche Stundenlohn stieg im Oktober um 0,4 Prozent zum Vormonat und um satte 4,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Zwar fehlen 4,5 Millionen Jobs bis zum Vor-Pande- mie-Niveau – viele Amerikaner, die sich in der Coronakrise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, sind bisher nicht zurückgekehrt –, doch gerade das erhöht den Lohndruck. Die US- Wirtschaft legte im dritten Quartal um 2,0 Prozent zu, im zweiten Quartal waren es 6,7 Pro- zent gewesen. Nur der Konsum kann eine Stagnation verhindern. Die Einzelhandelsumsätze überraschten immerhin deutlich auf der Oberseite (plus 0,7 Prozent im Oktober). (wr) Konjunkturbremse angezogen. Stromausfälle, Lieferengpässe und Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt haben Chinas Wirtschaft im dritten Quartal zugesetzt: Das Wachstum er- reichte nur 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Analysten hatten mit 5,2 Prozent gerechnet. Im ersten Quartal war China um 18,3 Prozent gewachsen. Doch nun verliert die Erholung an Fahrt. Die Industrieproduktion lag im September bei 3,1 Prozent. Es war der schwächste Wert seit März 2020. Immer wieder mussten Fabriken wegen Energieengpässen ihre Produktion aussetzen. Hintergrund ist ein Mangel an Kohle, dem wichtigsten Energie- lieferanten im Reich der Mitte. Zu Jahresanfang hatte China viele Minen geschlossen, um CO 2 -Emissionen zu reduzieren. Zudem darf wegen eines Handelsstreits kaum noch Kohle aus Australien importiert werden. Das Wachs- tumsziel der Zentralbank für das Gesamtjahr liegt bei acht Prozent – eine sehr optimistische Schätzung. Der Kreditimpuls, der wichtigste Gradmesser für die Stärke der chinesischen Binnenkonjunktur, hat nach einem Hochpunkt im Herbst 2020 zu Jahresbeginn 2021 nach un- ten gedreht und liegt seit April im negativen Bereich. Im September dürfte der Index noch- mal deutlich gefallen sein. Eine spürbare Erho- lung ist wohl erst im Jahresverlauf 2022 realis- tisch. Auch am Immobilienmarkt, der 30 Pro- zent des BIP ausmacht, droht eine Krise. (wr) AKTIEN . Börsen international USA . GeldpolitischeWende eingeleitet CHINA . Wachstumsdynamik ebbt ab Beeindruckend Nach dem leichten Rücksetzer im Septem- ber stieg der US-Aktienindex auf ein neues Rekordhoch bei 4700 Punkten. Die Jahres- performance liegt nun bei eindrucksvollen 32 Prozent. Anleger sollten investiert blei- ben und das Stopp auf 4240 Punkte nach- ziehen. Relativ stabil Der Hauptindex für die chinesischen Fest- landsbörsen (A-Aktien) musste zwar auch Verluste hinnehmen, gegenüber dem Hongkonger Index für H-Werte fielen diese jedoch eher gering aus. Die Unterstützung bei 3500 Punkten sollte weiterhin halten. S&P 500 SHANGHAI A INDEX Credit: Andrey/stock.adobe.com Indexpunkte in USD 3.000 2.800 2.600 2.400 2.200 3.200 3.400 3.600 4.000 4.200 4.400 4.600 4.800 3.800 2020 2018 2019 2021 2.400 3.400 3.600 3.800 3.000 3.200 2.600 2.800 4.000 Indexpunkte in CNY 2020 2018 2019 2021 46 . GELD-MAGAZIN – November 2021

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