GELD-Magazin, November 2021

ZUR PERSON Der 79-jährige Finanzinvestor, Mehrfach-Millionär und Bestseller-Autor begründete in den 70er Jahren gemeinsam mit Georg Soros den berühmten Quantum-Hedgefonds, wurde reich, kündigte mit 37 Jahren und fuhr mit seinem Motorrad mehrfach um die Welt. Auch um seine künftigen Investmentziele zu bereisen, darunter Österreich. 1985 küsste der amerikanische Globetrotter mit seinen Investmentempfehlungen im US-Börsenmagazin Barrons die Wiener Börse wach. Seit 2007 lebt der 79-jährige Vater von zwei Töchtern in Singapur, um im asia- tischen Jahrhundert mitten im Geschehen zu sein. Jim ist auch der Vater des Rogers Interna- tional Commodities Index (RICI), er setzt nach wie vor auf Emerging Markets und Rohstoffe. Was ist mit China? Ein Markt, auf den Sie schon seit einem Jahrzehnt schwören? Auch wenn ich nach wie vor kein anderes Land sehe, dass das wichtigste im 21. Jahr- hundert sein wird, heißt das nicht, dass Chi- na keine Probleme hat – so wie jedes Land, das aufsteigt. Wir sehen dort gerade die großen Immobilienpleiten und die Regie- rung lässt Unternehmen, die Fehler gemacht haben, jetzt insolvent gehen. Ich wünschte, das würde auch Washington und London tun. Aber natürlich gefällt mir nicht, wie Pe- king Unternehmen reguliert, aber dort herrschten kaum Wirtschaftsgesetze. Wenn jemand 100 Millionen brauchte, bekam er sie rasch geborgt – ohne Regulierung, ohne Kontrollen, ein reines Desaster. Da hat Pe- king jetzt eingegriffen. Vielleicht zu spät, aber jeder hat in der Wachstumsphase grö- bere Probleme. Selbst die Habsburger Mo- narchie ging daran zu Grunde. Ich habe in China zuletzt nichts gekauft. Wo in Asien sehen Sie dann derzeit Gele- genheiten? Ich schaue mir Vietnam genauer an und ich besitze seit längerem koreanische Aktien. Dort spekuliere ich mit einer Öffnung der Grenze zwischen Nord- und Südkorea in den nächsten Jahren. Dann wird das ein sehr aufregendes Land sein und für Investo­ ren äußerst interessant. Was ist mit Taiwan? Ich bin dort nicht investiert, weil ich nicht weiß, was passieren wird. Ich sage es als Amerikaner nicht gerne, aber in Washington gibt es einige Leute, die Krieg wollen – in der 250-jährigen Geschichte der USA gab es nur 16 Jahre ohne Kriege. Aber das wäre für niemanden gut, schon gar nicht für die USA. Wobei ich mir generell Sorgen um die USA mache, über die Entwicklung der Steuern und Schulden. Und auch über den dortigen Aktienmarkt, wo wir schon seit 12 Jahren ei- nen Bullenmarkt sehen. Wenn dort die Kur- se einbrechen, tun sie das auch weltweit. Sie lieben vernachlässigte Märkte. Sehen Sie da nicht in Südamerika Potenzial? Wenn es US-Bürgern erlaubt wäre, würde ich in Venezuela investieren. Ich bin ein we- nig in Kolumbien investiert, in Cannabis-Un- ternehmen. Ich bin überzeugt, dass mehr und mehr Staaten Cannabis aus medizi- nischen Gründen legalisieren werden. Was ist mit Bitcoin, ist das nicht Abenteu- er für Sie? Bitcoin ist in jedem Fall eine reine Spekulati- on. Da gibt es nichts, was man sonst mit Bit- coin machen könnte. Und wenn Bitcoin tat- sächlich als Währung erfolgreich würde, würden die meisten Staaten Bitcoin einfach verbieten – was in manchen Staaten ja schon geschehen ist. Nochmals: Momentan haben die Kapitalmärkte und auch die Real- wirtschaft eine wunderbare Zeit. Aber leider weiß ich auch, dass dies irgendwann einmal endet. Ich habe diesen Film nicht zum er- sten Mal gesehen. November 2021 – GELD-MAGAZIN . 41

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