GELD-Magazin, November 2021

I st die Inflation gekommen um zu blei- ben? Kann die Pandemie endlich einge- dämmt werden oder droht eine Eskala- tion? Erlebt die Konjunktur einen Einbruch? Die Situation bleibt also nach wie vor un- übersichtlich: Beruhigend, dass erfahrene Privatbanker dennoch optimistisch in die Zukunft blicken. Engpässe beheben Manfred Huber, Vorsitzender des Vorstands der Euram Bank, meint: „Die Wirtschaft be- findet sich weiterhin auf einem sehr guten Erholungspfad. Ein Wachstum in erhebli­ chem Ausmaß wird derzeit jedoch durch nicht verfügbare Vor- und Endprodukte be- hindert. Wir gehen davon aus, dass aktuell unterbrochene Lieferketten nach und nach wieder instandgesetzt werden und in wei- terer Folge eine stabile Phase folgt.“ Huber erwartet weiters, dass die Inflationsrate vorerst auf hohem Niveau verbleiben bzw. im nächsten Jahr noch weiter steigen wird, da der Großteil des Anstiegs aus der Unter- brechung etablierter Lieferketten und stei- gender Energiepreise stammt: „Diese Fak- toren sollten sich wohl im Lauf der Zeit ab- schwächen. Eine überbordende Konsumen- tennachfrage auf breiter Front ist nicht er- kennbar, sodass wir von einem vorüberge- henden Inflationsbuckel ausgehen.“ Christian Nemeth, Mitglied des Vorstandes der Zürcher Kantonalbank Österreich, schließt an: „Die hohen Inflationsraten wer- den uns noch einige Zeit erhalten bleiben. Insgesamt sind die meisten Ursachen für die steigende Preisentwicklung aber temporär und nicht strukturell. Die Inflationsentwick- lung wird sich daher 2022 sukzessive nor- malisieren.“ Der Experte registriert zwar sinkende Wachstumsraten, die globale Kon- junkturentwicklung werde aber auch in den nächsten Quartalen über den langfristigen Durchschnittsraten liegen: „Daran sollte auch die Aufregung um den chinesischen Immobilienentwickler Evergrande nichts ändern. Das darf man zwar nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber es bestehen BANKING . Strategie der Privatbanken Aktien als Favoriten Wie sollen sich Investoren im durch Inflations- und Wachstumsängste angespannten Umfeld verhalten? Das GELD-Magazin hat bei Anlageprofis von exklusiven Privatbanken nachgefragt. Ergebnis: Die Experten halten Aktien die Treue. HARALD KOLERUS kaum internationale Verflechtungen. Wir glauben daher nicht an einen Dominoeffekt, der die Weltwirtschaft in Bedrängnis bringt.“ Harald Holzer, Vorstand der Ka- threin Privatbank, sieht quer über den Erd- ball ein starkes Wirtschaftswachstum, breit- gestreute und teils heftige Lieferengpässe, Harald Holzer, Vorstand, Kathrein Privatbank Anleihen mit langen Laufzeiten Solche Bonds sollten in der derzeitigen Situation gemieden werden. Gold, Emerging Markets Das Edelmetall profitiert vom unsicheren Umfeld, aber der starke Dollar und zu er- wartende Zinserhöhungen wirken dämp- fend. Emerging Markets sind wiederum günstig bewertet, sie erweisen sich aber als volatil. Qualitätsaktien Solide Titel aus Europa, Japan, Canada; Finanz- und Energietitel haben gut perfor- mt, das Umfeld ist weiterhin günstig. Nach- haltige Megatrends wie Urbanisierung und Gesundheit bieten langfristige Chancen. „Wir erwarten im gegen- wärtigen Umfeld, dass der Aktienmarkt vorerst weiterhin gut unterstützt ist, wenn auch die Vola- tilität etwas höher sein wird.“ Manfred Huber, Vorsitzender des Vorstands, Euram Bank Langfristige Staatsanleihen mit negativer Rendite Denn jeder Basispunkt Renditeanstieg schmerzt. Corporate Bonds Unternehmensanleihen mit Renditevor- sprung, die von der anziehenden Konjunk- tur profitieren, werden in der Kategorie gelb eingeordnet. Ausgewählte Aktien Der Fokus liegt hier auf Papieren von Un- ternehmen mit soliden Bilanzen, niedrigen Schulden sowie auch dynamischer Gewin- nentwicklung. „Wir legen unser Haupt- augenmerk auf ertrags- starke Unternehmen mit einem hohen Cash-Be- stand, sowohl auf der Ak- tien- als auch auf der An- leiheseite.“ Credits: beigestellt, Archiv 24 . GELD-MAGAZIN – November 2021

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