GELD-Magazin, November 2021

N egativzinsen auf Firmenkonten sind auch hierzulande im Vor- marsch. Oberflächlich betrachtet sollten die bei den Banken weitgehend un- verzinsten Konto- und Spareinlagen ausrei- chen, um die Kredite zu refinanzieren. Wie- so werden dann bei Guthaben Negativzinsen verrechnet? Dermaßen brisante Themen lie- gen nicht allen Banken. Eine klare Antwort gab jedoch die BAWAG P.S.K.: „Wir zahlen wie alle Banken seit geraumer Zeit einen Ne- gativzins von 0,5 Prozent p.a. für alle Geld- er, die aus aufsichtsrechtlichen Gründen bei der Österreichischen Nationalbank (OeNB) als Teil des europäischen Systems der Zen- tralbanken verwahrt werden müssen, z.B. Sichteinlagen oder Tagesgelder. Bis vor kurzem haben wir diese erheblichen Kosten nicht an unsere Kunden weitergegeben. Auf- grund der andauernden schwierigen Rah- BANKING . Negativzinsen Cash am Firmenkonto kostet richtig Geld Heimische Banken zahlen Negativzinsen auf Überschussreserven bei der Österreichischen Nationalbank. Inwieweit sie diese als „Verwahrungsentgelte“ bzw. Negativzinsen an die Kunden weitergeben, haben wir nachgefragt. MICHAEL KORDOVSKY Credits: studio v-zwoelf/stock.adobe.com; beigestellt/Gernot Gleiss Tresormieten -und Ver­ sicherungskosten pro Jahr BAWAG: 79 € (5 dm³) bis 475 € (100 dm³). BKS: ab 75,70 € (Kunden mit BKS Bank-Zahlungsverkehrskonto); Versi- cherung Safeinhalt bis 225.000 €, bei Höchstwert: Versicherungsprämie 156 € p.a. Erste Bank: 55 € bis 770 €; Versiche- rung von 1 Mio. €: 280 € p.a. menbedingungen auf dem Geld- und Kapi- talmarkt haben wir die Verzinsung des Gut- habens auf Girokonten von Unternehmen mit 1. Juli 2021 adaptiert. Seither erfolgt die Verrechnung des Zinssatzes bis auf wei- teres für jedes Quartal im Nachhinein über das jeweilige Business-Konto. Ob Negativ- zinsen in Höhe von 0,5 Prozent verrechnet werden, richtet sich nach der Gesamtbe- trachtung der Geschäftsbeziehung“. Negativzinsen ab 100.000 Euro Die UniCredit Bank Austria wendet für insti- tutionelle Kunden, Kunden des öffentlichen Sektors und Firmenkunden mit hohen Einla- gen in erster Linie alternative Anlagelösun­ gen und Vergütungsmodelle an, die mit den Kunden abgestimmt werden. Darüber hi- naus verrechnet sie für Firmenkunden, insti- tutionelle und Public Sector-Kunden nach individueller Vereinbarung eine Verwahrge- bühr für große Guthaben – auf jeden Fall aber nicht für Guthaben unter 100.000 Euro. Auch hier liegt der Grund für die Ver- rechnung von Minuszinsen bei den Kosten für die Bankeinlagen bei den Zentralbanken, die zumindest zum Teil bei Kundeneinlagen berücksichtigt werden müssen. 100.000 Euro könnte sich prinzipiell als kri- tische Grenze auf Firmenkonten etablieren. So erhebt auch die Erste Group Bank bei neu eröffneten Giro-/Wertpapierverrechnungs- konten für Kommerzkunden seit Mai 2021 oberhalb einer Freibetragsgrenze von 100.000 Euro eine Verwahrgebühr. Bei be- stehenden Kommerzkunden wird diese Ver- wahrgebühr sukzessive angepasst. D.h., die Kunden werden je nach bestehender Verein- barung über die Einführung einer Verwahr- 22 . GELD-MAGAZIN – November 2021

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