GELD-Magazin, Oktober 2021

Oktober 2021 – GELD-MAGAZIN . 63 Regulierungsbehörden sich auf eine Lösung zubewegen, die ihnen Kontrolle gibt, aber auch Innovation in ihrem Zuständigkeitsbe- reich fördert. Das ist, wenn man so will, der kritische Punkt, wie hart sie wirklich durch- greifen können. Man hat erkannt, dass es sich um eine wichtige Technologie handelt, die von den Menschen gewünscht wird. Das heißt aber nicht, dass man von der Branche kein hohes Maß an Transparenz, Offenle- gung und Verbraucherschutz erwarten darf. Ich betrachte Regulierung daher als notwen- dig und hilfreich für die Akzeptanz von de- zentralem Krypto-Finanzwesen, weil ein gro- ßer Teil dieser Akzeptanz aus dem Vertrauen in das System und die Unternehmen, die es darin gibt, kommen wird. Regulierung spielt dafür eine große Rolle. Man braucht das Sys- tem also nicht zu bekämpfen, um ein besse- res System zu schaffen. Aber ist der Ansatz, etwas Neues und Innovatives in einen bestehenden und veralteten Rechtsrahmen einzupassen, nicht potenziell schädlich für das Wachs- tum neuer Technologien? Ich stimme zu, dass es unsinnig ist, etwas völlig Neues in ein altes System einzupassen, das nicht auf Innovation ausgelegt ist. Heißt das aber, dass alle Absichten der alten Re- geln keinen Sinn machen? Es wird alles auf die Details ankommen, wie diese umgesetzt werden. Ich denke, dass sich viele der bishe- rigen Geschäftsmodelle und -praktiken än- dern werden, und das kann für viele Unter- nehmen ein ziemlicher Schock sein. Einige werden diesen erzwungenen Wandel wahr- scheinlich auch nicht überleben. Es kann sein, dass eine ganz neue Welle von Unter- nehmen auf den Markt kommt, die sich bes- ser an die Vorschriften halten und besser da- mit umgehen können. Innovation, beispiels- weise bei der Kreditvergabe, wird sich also fortsetzen, das Risiko besteht jedoch, dass viele der bestehenden Akteure aufgrund von Regulierung aus der Branche aussteigen. Könnte das nicht auf Kosten von Krypto- Grundwerten und potenziellen Effizienz- gewinnen gehen, wenn man sich den Vor- gaben kapitulierend hingibt? ZUR PERSON Jason Guthrie ist Head of Digital Assets bei WisdomTree in Europa. Guthries Ver- antwortungsbereich umfasst in diesem Segment die Markteinführung neuer so- wie die Optimierung bestehender Pro- dukte, das Vorantreiben assoziierter Ver- triebsstrategien und das Aufklären von Kunden über Kryptowährungen in Bezug auf deren Engagement in diese Anlage- klasse. Zuvor war Guthrie vier Jahre lang Leiter des Bereichs Capital Markets bei WisdomTree in Europa. Bevor er zu Wis- domTree kam, war Guthrie im ETF-Be- reich der Deutschen Bank tätig sowie als Investment Executive bei der Macquarie Bank in Sidney. Jason Guthrie hat einen Bachelor of Commerce (Finanzen) von der Macquarie University in Sydney. Je nachdem, wie effizienzsteigernd eine Technologie im Vergleich zu den Kosten ist, die man ihr aufbürdet, wird es immer eine gewisse Zahl an Unternehmen geben, die auf ihr aufbauen, und andere, die das nicht tun. Wir sprechen hier jedoch auch von Inter- netunternehmen, die prinzipiell an vielen Orten existieren können. Etwas Innovatives, das irgendwo Effizienz liefert und besser ist, als das, was man in einer anderen Rechts- ordnung hat, wird auch dort bald nachge- fragt werden. Wir sehen bereits kleine Län- der, die Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmit- tel einführen oder einführen wollen. Die Vor- stellung, dass dies aufgrund der Entschei- dung eines anderen Landes aufhören wird, ist lächerlich. Warum fürchtet sich der Markt dann so sehr vor Regulierung? Hier gibt es viele Nuancen, das ist keine Fra- ge der Regulierung oder Nicht-Regulierung. Ich denke, die Branche tut sich selbst keinen Gefallen, wenn sie auf die Einbindung der Behörden immer negativ reagiert. Sicherlich können die Regulierungsbehörden immer transparenter sein und es könnte immer ein- facher sein, mit ihnen zu arbeiten, aber sie erfüllen eine wichtige und komplexe Aufga- be. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man sich an den Unterton des Libertarismus oder des Kampfes gegen die Institutionen anlehnt. Ein riesiger Teil der Bevölkerung lebt und existiert in einem regulierten Umfeld, wenn man zu diesen Nutzern Zugang haben will, muss man mit ihnen zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse für alle zu er- zielen. Es geht nicht darum, etwas Alterna- tives zu schaffen, das sich völlig vom beste- henden System und den Institutionen ab- grenzt oder gar versucht diese in Brand zu setzen. Leute, die sich darüber aufregen, dass Regulierung Kryptowährungen umbrin- gen wird oder die Idee unterstützen, dass wir keine Regulierung brauchen, sind mei- ner Ansicht nach genauso schädlich, wie Leute, die ein komplettes Verbot von Kryp- towährungen fordern. Die Zukunft der Bran- che wird höchstwahrscheinlich irgendwo in der Mitte dieser beiden Standpunkte liegen. www.wisdomtree.eu

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