GELD-Magazin, September 2021

Licht und Schatten. An diese Stelle darf ausnahmsweise einmal nicht ein wissenschaftliches Fachbuch vorgestellt werden, sondern ein Roman, der sich mit Wissenschaft beschäftigt. Autor ist Benjamin Labatut, der bereits mit einigen Kurzgeschichten auf sich aufmerksam machte. Bei „Das blinde Licht“ handelt es sich um seinen ersten Roman, der ins Deutsche übersetzt worden ist. Der spa- nische Originaltitel lautet übrigens „Un verdor terrible“, was man als „Das schreckliche Grün“ eindeutschen könnte. Das klingt schon mal einigermaßen verwirrend, und der literarische Zugang lässt einigen Spielraum zur Interpretation offen – was für das gesamte Buch gilt. Hier sollen, soviel ist klar, die „Irrfahrten der Wissenschaft“ beleuchtet werden, so der Untertitel des Werks. Der Autor nähert sich dem Thema über die Einzelschicksale be- rühmter (und auch weniger bekannter aber wichtiger) Wissenschafter an: Diese sind „Pioniere und Verdammte. Eroberer von Raum und Zeit. Träumer des Absoluten. Sie verändern den Lauf der Geschichte und verzweifeln an sich selbst.“ So etwa Werner Heisenberg, dessen Glei- chungen zum Bau der Atombombe führten. Oder der Ma- thematiker Alexander Grothendieck, der es vorzog, seine Formeln zu verbrennen, um die Menschheit vor ihrem zerstörerischen Potential zu schützen. Labatut schreibt über sein Buch: „Es ist ein fiktionales Werk, das auf Fak- ten beruht.“ Das macht „Das blinde Licht“ spannend und informativ gleichzeitig. Die Sprache ist blumig, was viel- leicht nicht jedermanns Sache ist. Lesen und beurteilen Sie es selbst. Das blinde Licht Benjamin Labatut. Verlag: Suhrkamp. 203 Seiten. ISBN: 978-3-518-47152-4 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt Verborgene Stärke. Manchmal entsteht ja der Eindruck, dass Europa angesichts der wirtschaftlichen Macht der USA und Chinas das Nachsehen hat. Das muss aber nicht so sein, meint der Autor und Management-Berater Her- mann Simon. Dass Europa durchaus konkurrenzfähig ist, würden sogenannte Hidden Champions unter Beweis stellen. Dabei handelt es sich um Weltmarktführer, die kaum jemand kennt. Die meisten von ihnen sitzen nicht etwa im Silicon Valley, sondern in Deutschland, in Öster- reich und in der Schweiz. Der Begriff Hidden Champions für die Top-Mittelständler in Nischenmärkten ist seit mehr als 30 Jahren etabliert, doch vieles hat sich verän- dert. Nach dem Export-Boom in den Jahren 1990 bis 2010 sehen sich die Unternehmen heute vor großen neu- en Herausforderungen: Direktinvestitionen verdrängen den Export, die Warenströme weichen zunehmend digi- talen Dienstleistungen, das Thema Nachhaltigkeit bietet Chancen und Risiken. Wie steht es nun um die Zukunfts- aussichten der „versteckten Champions“, und welche Strategien sollten sie angesichts der wachsenden Wirt- schaftsmacht Chinas wählen? Diese Fragen versucht Si- mon mit Akribie zu beantworten, wobei sein Resümee durchwachsen ausfällt. Es sei zu befürchten, dass einige Hidden Champions ihre Marktführerschaft verlieren oder gar ganz untergehen werden. Andere dieser Champions, deren Geschäft sich zu „Sunrise-Märkten“ entwickeln kann, haben aber gute Chancen, ihre Position zu verteidi- gen und auszubauen. Dazu müssen sie aber hochinnova- tiv bleiben. Hidden Champions Hermann Simon. Verlag: Campus. 280 Seiten. ISBN: 978-3-593-51484-0 82 . GELD-MAGAZIN – September 2021

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