GELD-Magazin, September 2021

Mini-Lexikon Das Momentum (engl. für Wucht, Schwung, Impuls) bezeichnet ein Konzept zur Messung der Stärke einer Kursbewegung. Dazu wird die Preisänderung innerhalb eines be­ stimmten Zeitraums gemessen. Die zugrundeliegende Theorie besagt, dass Assets (Aktien, Anleihen, Roh­ stoffe etc.), die ein starkes Momen­ tum aufgewiesen haben, auch gute Chancen genießen, diese Outper­ formance fortzusetzen. Managed Futures agieren nach diesem Ansatz. Ockham‘s Razor (Ockhams Rasier­ messer) steht grob gesagt für die These, dass die einfachste Lösung auch die beste ist. Das nach Wilhelm von Ockham (1288–1347) benannte Prinzip kommt etwa bei quantitativ- trendfolgenden Investmentmethoden zum Einsatz. Es erfolgt die Konzen­ tration auf möglichst wenige, dafür aber systematisch gut erfassbare Fakten. „Störgeräusche“ und Emoti­ onen sollen somit vermieden werden. Robo-Advisor: Darunter versteht man ein System künstlicher Intelli­ genz, das unter Einsatz von Algorith­ men und ohne menschliche Beteili­ gung Anlageempfehlungen für ein optimiertes Portfoliomanagement gibt. Robo-Advisor zeichnen sich meist durch günstige Gebühren aus. Swing Trading ist eine Strategie, die einerseits trendfolgend agiert, auf der anderen Seite aber auch kurzfri­ stige Impulse nutzt. In dieses Konzept werden Elemente der Charttechnik aber auch systematisch erfasste Un­ ternehmenskennzahlen integriert. Alles andere als Science Fiction: Kühle Rechenmaschinen als Fondsmanager. Systematisch günstig Bei Robo-Advisors handelt es sich um voll- automatisierte Beratungs- und Vermögens- verwaltungs-Tools. Anhand verschiedener Kriterien wird (natürlich online) das Risiko- profil des Anlegers erstellt, das Investment erfolgt dann anhand verschiedener Algo- rithmen, zumeist in ETFs. Das bringt den Vorteil sehr geringer Gebühren mit sich: Diese liegen laut dem „Testbericht Robo Ad- visor“ von extraetf.com bei niedrigeren An- lagebeträgen im Durchschnitt bei rund 0,8 Prozent, bei Investments ab 100.000 Euro pendeln sie sich bei etwa 0,4 Prozent ein. Die tatsächliche Höhe ist natürlich von An- bieter zu Anbieter verschieden, hier zahlt sich der Vergleich aus. Zu den Marktführern zählen Vanguard Personal und Schwab In- telligent Portfolios. In Österreich geht das Bankhaus Spängler mit dem Robo-Advisor CARL einen Spezial- weg: Den Investoren werden neben moder- ner Computertechnologie auch menschliche Berater zur Seite gestellt. Die All-In-Gebühr beträgt per annum 1,25 Prozent ab 30.000 Euro Anlagevolumen. Ab 300.000 Euro fällt die Gebühr auf 0,95 Prozent jährlich. Bei den ARTS-Fonds reicht die Total Expense Ratio (TER) von 1,40 bis 3,03 Prozent. Aber könnte es sein, dass der reine Kostenver- gleich hinkt und das Schielen auf geringe Spesen zum Bumerang werden könnte? Nicht nur eine Kostenfrage Willert spricht sich bei der Auswahl von In- vestmentprodukten gegen eine Fixierung auf den Kostenvergleich bzw. die TER aus: „Die TER-Berechnung für Dachfonds ist ver- zerrend, weil wir die Kosten der einzelnen Sub-Fonds miteinberechnen müssen. Aber entscheidend ist doch in Wirklichkeit die Performance, also wieviel der Anleger unter dem Strich verdient. Oder würden Sie ein Produkt mit geringer TER und schwacher Performance kaufen, oder doch lieber hö- here Kosten bei sehr guter Performance in Kauf nehmen?“ Wobei noch ein Aspekt ins Auge gefasst werden sollte: Bekanntlich werden in Österreich Kapitalgewinne mit 27,5 Prozent besteuert. Österreichische Ro- bo-Advisor behalten diese Kapitalertrags- steuer ein, die Sache ist für den Investor er- ledigt. Das gilt aber nicht für alle Anbieter aus dem Ausland, weshalb der Anleger die Gewinne in seiner Einkommenssteuererklä- rung berücksichtigen muss. Auch hier gilt es, sich vorab zu informieren, um unange- nehme Überraschungen zu vermeiden. September 2021 – GELD-MAGAZIN . 53

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