GELD-Magazin, Juni 2021

Es lebe der Sport! Die Sport- und Freizeitindustrie könnte vom aufgestauten Konsumbedürfnis aufgrund der Corona-Krise profitieren. Von Sparte zu Sparte werden Wachstumszahlen von 17 bis über 80 Prozent prognostiziert, und auch hier finden sich hochpreisige Produkte. auch Einzelsportarten wie Marathons etc. neu belebt. „Wir erwarten, dass sich die Bür­ ger aktiv an der Wiedereröffnung beteiligen, etwa durch den Kauf von Outfits, Schuhen und anderem“, so Bucci. Kein Angstsparen So weit, so gut. Aber könnte Corona die Konsumenten nicht dazu veranlassen, mehr zu sparen bzw. auf günstigere Produkte zu setzen? Denn es wird zwar eine breite Kon­ junkturerholung prognostiziert, die wirt­ schaftliche Situation bleibt aber doch unsi­ cher. Oder nicht? Darauf meint Juan Men­ doza, Portfoliomanager des Lombard Odier World Brands Fund: „Das wäre vielleicht in einem Rezessionsszenario gültig, nicht in ei­ ner wirtschaftlichen Expansion. Ich sehe keine globale Rezession: Wir kommen gera­ de aus einer heraus.“ Der Experte verweist auf die heute starke Vermögensbildung mit vielen Aktienmärkten auf Rekordkursen und Immobilienmärkten auf Hochs oder im Auf­ schwung. Nicht zu vergessen die hohen Sparquoten – in den USA auf All-Time- Highs. Mendoza: „Typischerweise wächst in dieser Situation die Luxusindustrie zwei- bis drei-mal schneller als das weltweite BIP- Wachstum, wenn man 30 Jahre zurück­ blickt. Das wird unterstützt durch aktuelle Verbrauchertrends: Mehr Qualität kaufen, aber dafür weniger. Verantwortungsvoller Konsum kommt Luxus zugute.“ Vergessen sollte man auch nicht, dass die Branche über Jahrzehnte hinweg Preismacht genießt: „Das Risiko-Ertrags-Verhältnis für ein Invest­ ment in führende Luxusaktien sieht attraktiv aus, da höhere Umsätze, Margen und Erträ­ ge erwartet werden. Wir bleiben im Fonds übergewichtet. Zu berücksichtigen ist auch, dass alle diese Unternehmen im Jahr 2020 die Kosten aggressiv senken mussten und der operative Leverage nun zum Tragen kommt.“ Auch GAM-Expertin Ramachand­ ran sieht die Situation positiv: „Covid-19 machte Luxusprodukte eher mehr relevant, nicht weniger – da die Verbraucher zu be­ währten Marken in allen Kategorien wie Hautpflege, Weine und Spirituosen und Mo­ de-Accessoires strömten. Wobei die führen­ den Marken in diesen Bereichen gegen billi­ gere Produkte gewannen. Die Ersparnisse der privaten Haushalte in allen Volkswirt­ schaften, die 60 Prozent des weltweiten pri­ vaten Konsums ausmachen – USA, EU, Ver­ einigtes Königreich und China –, sind im hi­ storischen Vergleich auf einem höheren Ni­ veau. Wo sich Volkswirtschaften in einem fortgeschrittenerem Stadium der Wiederer­ öffnung befinden als andere, sehen wir eine starke Bereitschaft der Verbraucher, einen Teil dieser angesammelten Ersparnisse aus­ zugeben.“ 2021 scheint laut der Spezialistin der Wendepunkt in der Krise zu sein – wobei das Wachstum der aufstrebenden Mittel­ schicht in China die Nase vorn hat, unter­ stützt von den Amerikanern, die im vergan­ genen Jahr begonnen haben, die Ersparnisse freizusetzen. „Darüber hinaus wird als Teil des Luxussektors die Kreislaufwirtschaft in der Mode – angeführt von Wiederverkaufs- und Mietmodellen – immer wichtiger, ge­ trieben von der Vorliebe der jüngeren Gene­ rationen für Nachhaltigkeit“, so Rama­ chandran. Quelle: LOIM, McKinsey, World Federation of Sporting Goods Industry Erwarteter Anstieg in 2021 vs. pre-Covid-19 Juni 2021 – GELD-MAGAZIN . 39 Diese Benchmark für die Luxus- und Lifestyle- Industrie konnte den breiten MSCI World auf Sicht von fünf Jahren glatt abhängen. Weitere Nachzieheffekte nach Überwindung der Pan- demie erscheinen durchaus logisch. SOLACTIVE LUXURY & LIFESTYLE 2021 in EUR 2018 2019 2020 -40% 10% -10% 0% -20% -30% 20% 40% 30% 50% 60%

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