GELD-Magazin, Juni 2021

Klimawandel: Großer Schaden durch Borkenkäfer für ÖsterreichsWälder Feindbild Borkenkäfer Waldschäden durch Wind und Bor- kenkäfer haben in Europa in den letzten Jahrzehnten deutlich zuge- nommen. Global 2000 berichtet: „In Österreich wurden in den Jahren 2002 bis 2010 im Durchschnitt 3,1 bzw. 2,2 Mio. Kubikmeter Wald durch Wind und Borkenkäfer geschädigt, was dem zwei- bis neunfachen der Periode 1961 bis 1990 entspricht.“ Hintergrund: Durch den Temperatur- anstieg in allen Höhenstufen (Stich- wort Klimawandel) verlängert sich der Zeitraum, in dem ein Gedeihen der Borkenkäfer (Scolytinae) möglich ist. „Massive Schäden“ In Österreich zeigt der „Klima-Sta- tus-Bericht Österreich 2018“, dass das trockene Jahr 2018 zu „massiven Schäden durch Borkenkäfer, Schä- den an der Waldverjüngung und einer Schwächung der Widerstandsfähigkeit gegenüber rinden- und holzbrütenden Insekten“ geführt hat. Im Jahr 2018 traf der Borkenkäfer nach einer Massen- vermehrung auf bereits seit Jahren geschwächte Wälder. Das Jahr 2019 ging ähnlich weiter. Nach starker Tro- ckenheit kam es zu starkem Schwund durch das lästige Insekt. Die Schäden waren in Niederösterreich besonders gravierend (2,93 Millionen Festme- ter), gefolgt von Oberösterreich (0,87 Millionen Festmeter). ImWald- und im Mühlviertel fielen rund 70 Prozent des gesamten österreichischen Schad- aufkommens durch Borkenkäfer an. stress stehen oder von Extremtemperaturen geschwächt sind. Neben dem Fichten- tre- ten auch Kiefernborkenkäfer und Schad-In- sekten, die Laubbäume befallen können, vermehrt auf (eingeschleppter asiatischer Laubholzbockkäfer). Generell wird daher erwartet, dass durch die Temperaturzunah- me expansive Schädlingsarten begünstigt werden. Wie kann man hier gegensteuern? Wald der Zukunft Das GELD-Magazin hat bei Peter Mayer, Lei- ter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), nachgefragt. Das BFW widmet sich allen Aspekten des Lebensraums Wald – in ökonomischer, ökologischer und sozia- ler Hinsicht. Mayer erklärt: „Tatsächlich än- dert sich das Öko-System Wald durch den Klimawandel stark und rasch. In der Region nördlich der Donau, im Wald- und Mühl- viertel, hat der Borkenkäfer aufgrund von Trockenheit überproportional zugeschla- gen. Der Fichtenbestand ist sehr anfällig für diesen Schädling. Deshalb wird der Wald der Zukunft immer mehr zum Mischwald.“ Ähnlich wie bei einem Aktienportfolio geht es darum, dass Risiko zu streuen. Wenn eine Baumart mit Problemen konfrontiert ist, kann eine andere weiterwachsen und gedeihen. Wobei der jetzt bereits oft zitierte Borkenkäfer nicht das einzige Problem ist. Kampf dem Käfer! Mayer: „Das Insekt ist immer wieder ein Thema in der Forstwirtschaft, aber es gibt für jeden Baum eine Reihe von Schädlingen und Erkrankungen. Deshalb ist die Früher- kennung sehr wichtig, befallene Bäume müssen möglichst schnell entfernt werden. Dann werden andere Baumarten ge- Ende der „Nuller-Jahre“ war der Schaden für Österreichs Wälder durch Borkenkäfer-Befall größer als durch Schnee und Unwetter. Das Insekt kann sich nämlich durch die Folgen des Klimawandels (Trockenheit) perfekt vermehren und hat es vor allem auf Fichten abgesehen. Quelle: BFW/Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorangegangene Erhebungen) Sturm + Schnee in Mio. Vfm Borkenkäfer in Mio. Vfm 0 1 2 3 4 5 6 7 0 9 10 11 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 1,90 1,70 0,69 2,07 2,45 1,91 2,88 0,75 2,51 2,42 0,46 4,69 5,21 3,62 Juni 2021 – GELD-MAGAZIN . 17

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