GELD-Magazin, Juni 2021

10 . GELD-MAGAZIN – Juni 2021 schussersparnisse der Haushalte summie- ren sich in den USA auf etwa zwei Billionen Dollar, da diese während der Pandemie we- niger Geld für Konsum ausgeben konnten oder wollten. Die Frage mit Blick auf die In- flation ist, wie die gesparten Billionen nun von den Haushalten eingesetzt werden. Hierbei gibt es drei Szenarien: (1) Das Geld fließt in den Konsum, was das Inflationsrisi- ko erhöhen würde. (2) Die Haushalte spa- ren weiter, was den Abwärtsdruck auf die Renditen stärker ausfallen lassen würde. (3) Die Haushalte investieren vermehrt ak- tiv am Finanzmarkt, was vor allem die Akti- enkurse weiter nach oben treiben könnte. Wahrscheinlich ist eine Kombination der Szenarien, was Konjunktur und Finanzmär- kte stützen und das Inflationsrisiko dämp- fen würde. Wie im Bereich des Arbeits- marktes ist das Risiko eines stärkeren Im- pulses auf die Preisentwicklung in den USA dabei deutlich höher einzuschätzen als in Europa. Denn hierzulande dürften Liquidi- tät und Geldmenge in den Händen der Pri- vatwirtschaft weiter sehr „passiv“ bleiben. Entwarnung, aber keine Sorglosigkeit Bei genauerem Blick sind die Sorgen vor einem starken Inflationsanstieg durch Fis- kalprogramme und Geldschwemme kurzfri- stig also übertrieben. Die Notenbanken scheinen die Argumente auf ihrer Seite zu haben. Unser Basisszenario bleibt deshalb: Zunächst erhöhte Inflationsraten durch Sondereffekte, die sich dann gegen Ende BRENNPUNKT . Inflation 2021 und 2022 wieder normalisieren sollten. Allerdings sind die Unsicherheiten als deutlich erhöht einzuschätzen, ein ge- nauer Blick auf Risikoindikatoren lohnt also. Auf der Angebotsseite steht dabei die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Fokus und die Frage, ob und wie stark Lohn- und Ko- stensteigerungen von den Unternehmen an die Konsumenten weitergegeben werden. Auf der Nachfrageseite ist entscheidend, ob die Haushalte die Überschussreserven in kurzer Zeit in den Konsum stecken, zudem die Nachfrage nach Krediten anzieht und diese -dadurch Konjunktur und Inflation stärker anheizt. Mit Blick auf die mittelfristige Zukunft gibt es aber noch weitere Inflationsrisiken. Zum einen scheint offen, wie Investoren die Tragfähigkeit der Staatsschulden einschät- zen. Denn im Zuge der Covid-Krise sind vor allem die öffentlichen Schuldenquoten nochmals stark gestiegen. Es könnte sich deshalb die Einschätzung durchsetzen, dass die Notenbanken den expansiven Kurs der Geldpolitik zu lange aufrechterhalten und das Inflationsgespenst dann tatsächlich er- wacht. Zum anderen zeichnen sich demo- grafische Entwicklungen ab, die für eine zu- nehmende Knappheit des Angebots an Ar- beitskräften sprechen, mit entsprechenden Aufwärtsrisiken für die Lohn- und Preisent- wicklung. Auch hier stellt sich die Frage, ob die Notenbanken dieser Entwicklung recht- zeitig mit einer Straffung der Geldpolitik entgegentreten werden. DER MARKT PREIST ETWA SECHS ZINSCHRITTE DER FED, ZWEI DER EZB EIN Seit Jahresbeginn hat ein Umdenken stattgefunden. Während damals nur sehr moderate Zinsschritte erwartet wurden, geht man derzeit von deutlichen Zinsanhebungen aus. GELDMENGE IN EUROPA BLEIBT PASSIV Während die Bilanzsumme der EZB im Jahr 2020 sprunghaft angestiegen ist, hat die Geld- menge M3, die das Geld in der Wirtschaft widerspiegelt, nur geringfügig zugelegt. US-FISKALPAKETE: ZU VIEL DES GUTEN? Im Vergleich zur Nachfragelücke in der US- Wirtschaft von einer Billion US-Dollar (Ende 2020) machen die Fiskalpakete in den USA rund das sechsfache Volumen aus. Quellen: Refinitiv, Eyb & Wallwitz Quellen: Refinitiv, Bloomberg, Eyb & Wallwitz 2,0% Implizite Leitzinserwartungen, gemessen an OIS-Forward-Kontrakten, in Prozent p.a. 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% -0,5% -1,0% 2021 2022 2023 2024 2025 Quellen: Refinitiv, Eyb & Wallwitz EZB-Bilanzsumme, Geldmenge M3 und Verbraucherpreise, Indizes, 2003 = 100 US-Nachfragelücke Ende 2020 (BIP zu Vorkrisentrend) und verfügbare/geplante Mittel in Mrd. US-Dollar 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 Biden-Plan COVID Programm Infrastruktur Plan Family Plan Überschusser- sparnis Haushalt Nachfrage- lücke 1.000 800 600 400 200 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 EZB Bilanz Geldmenge M3 Preisniveau EZB - Mai 2021 Fed - Jan 2021 Fed - Mai 2021 EZB - Jan 2021

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