GELD-Magazin, Mai 2021

Mai 2021 – GELD-MAGAZIN . 55 Gebühren für die Einzahlung von Geldern und den Handel selbst. Bis 2020 stammten rund 90 Prozent des Umsatzes des Unter- nehmens aus Transaktionsgebühren und Dienstleistungen wie Verwahrung. Dementsprechend ist das Geschäft stark ab- hängig von den allgemeinen Entwicklungen am Kryptomarkt. Ein starker Preisverfall könnte seine User etwa schnell wieder in die Flucht schlagen. In seinem Finanzprospekt warnte Coinbase deshalb davor, dass seine Geschäftsergebnisse mit der Volatilität von Krypto-Assets schwanken würden und von Entwicklungen abhängen, von denen viele unvorhersehbar sind und in bestimmten Fäl- len außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Und dann wäre da noch die, auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende, Gefahr von fortschreitender Dezentralisierung. Risiko DeFi Viele glauben, dass Kryptowährungen und Blockchain ein dezentrales Finanzsystem ohne Regierungen oder Banken hervorbrin- gen könnten. Auch dieses Risiko deklarierte Coinbase in seinen Prospekt und identifi- zierte DeFi und dezentrale Börsen (DEX) als potenzielle Bedrohungen. In einer Zukunft, in der alle Einnahmen und Ausgaben in Krypto beglichen werden könnten, würde niemand eine zentrale Börse wie Coinbase brauchen, um wieder zu Fiat-Geld zu gelan- gen. Es steht außer Frage, dass der dezentra- le Handel massiv wachsen wird, doch es wird vermutlich noch Jahrzehnte dauern, bis es zentrale Lösungen weitgehend ersetzt. Viel eher werden zentrale und dezentrale Lösungen noch länger koexistieren. Nicht je- der kann oder will etwa seine eigenen Pri- vate Keys verwahren. Und auch aus regula- torischer Sicht ist das On- und Off-Ramping aus Fiat-Money der einzig mögliche Punkt für Aufsichtsbehörden und Finanzministe- rien, Überprüfungen anzustellen. Sollten sich DeFi-Protokolle wirklich durchsetzen, stehen regulierte Unternehmen wie Coinba- se mit ihren KYC-Prozessen (Know Your Cu- stomer) dafür zur Stelle. Eine viel größere und akutere Gefahr geht dabei schon eher von traditionellen Finanzinstituten aus. Soll­ ten Banken ihren Kunden in naher Zukunft Kryptowährungshandel über ihre Girokon- ten erlauben, gäbe es keinen wirklichen Be- darf für Coinbase mehr. Zurück in die Gegenwart Fest steht jedoch, Coinbase ist gegenwärtig nicht nur Zugang für neue Retailinvestoren, sondern auch für institutionelle Anleger, die sich keine Gedanken über technische Details der Verwahrung machen möchten. Zusätz- lich dringt man auch rasch in weitere Ge- schäftsbereiche vor. Im Zulassungsantrag ist etwa vermerkt, dass man sich vorbehält, weitere Stammaktien auszugeben – auch in Form von Blockchain-basierten Token. Durch seinen Risikokapitalarm Coinbase Ventures ist das Unternehmen auch bereits an mehre- ren Plattformen und Emittenten für Security Token beteiligt. Ohne weitere Abstimmung der Aktionäre und größeren Aufwand wäre Coinbase damit in der Lage, Security Token auszugeben, die auf seiner eigenen Platt- form gehandelt werden und somit effektiv einen parallelen Wertpapiermarkt zu jenem aufbauen, der Coinbase gerade erst sein Li- sting ermöglichte. Das Börsendebüt der Kryptohandelsplattform Coinbase übertraf viele Erwartungen. Nach einem rasanten Anstieg auf 429 Dollar schloss der Handel am ersten Tag bei 328 Dollar. Heute steht der Preis bei 273 Dollar. AKTIENKURS VON COINBASE Das Coinbase IPO hat endgültig bewiesen, dass die Kryptoindustrie hier ist, um zu blei- ben. Jetzt geht es darum, zu liefern und den Erwartungen gerecht zu werden. in USD 14.-30. April Mai 250 350 340 330 320 310 300 290 280 260 270

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