GELD-Magazin, Mai 2021

2 Digital Health – attraktive Potenziale für Patienten und Anleger Die Themen Medizin und Gesundheit wachsen zunehmend zusammen. Die Synergien und Potenziale daraus kommen Patienten und Investoren der entsprechenden Technologie-Unternehmen gleichermaßen zugute. Herr Lofruthe, welche Bereiche der Medizin pro- fitieren zurzeit am stärksten von der Digitalisie- rung und welche Vorteile ergeben sich dadurch für Patienten und Ärzte? Für Patienten sind die Vorteile wahrscheinlich dort am besten spürbar, wo sie damit in Berührung kom- men. Nehmen Sie zum Beispiel den Bereich der Tele- medizin: Wer in den letzten Monaten wegen Co- vid-19 den Gang ins Wartezimmer gescheut hat und nun erfahren hat, dass man einfache Konsultationen auch über Videoanwendungen durchführen kann, hat beim nächsten Mal deutlich weniger Scheu. Das gilt genauso für die Ärzte. Andere Beispiele sind Mo- nitoring-Lösungen, etwa für Diabetes oder Herz- Rhythmus-Störungen. Für Ärzte und Apotheker sind es oft die praktischen, kleinen Dinge wie Online-Bu- chungssysteme, die überzeugen, etwa beim Verein- baren von Covid-19-Schnelltests. Durch welche Kriterien qualifizieren sich Unter- nehmen als potenzielle Zielinvestments? Eine „harte Grenze“ für eine Mindestmarktkapitali- sierung haben wir nicht. Trotzdem ist ausreichende Liquidität in jeder Aktie Voraussetzung für ein In- vestment, damit wir flexibel reagieren können. Un- ser „apo Digital Health“ Fonds ist mittlerweile 530 Millionen Euro groß. Erfahrungsgemäß sind Unter- nehmen unter 200 Millionen Euro Marktkapitalisie- rung damit eher zu klein für uns. Bei der Beurtei- lung junger Wachstumsunternehmen sind manche Kennzahlen, wie etwa das Kurs/Gewinn-Verhältnis, jedoch nur bedingt aussagekräftig, hier benötigt es andere Vergleichsmaßstäbe. Wichtig ist, dass Wachstum und Bewertung in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Wer sind aktuell die Innovationsführer im Digital Health-Bereich? Zumindest am Kapitalmarkt spielt das Momentum nach wie vor in den USA. Hier haben wir in den ver- gangenen Monaten eine Reihe von Börsengängen von Digital Health-Unternehmen gesehen. Dabei handelt es sich oft um spezialisierte Firmen, die sich zum Beispiel auf die Behandlung psychischer Er- krankungen oder Komplettlösungen für Praxis-Soft- ware spezialisiert haben. Europa bewegt sich da deutlich langsamer. Ist diese Branche von Wirtschaftszyklen oder von Zins- und Inflationsbewegungen abhängig? An sich ist der Gesundheitsmarkt und damit auch die Aktien, die ihn repräsentieren, deutlich unabhängiger vom makroökonomischen Umfeld als andere Bran- chen. Schließlich lässt jeder, der ein gebrochenes Bein hat, dieses unabhängig von solchen Überle- gungen behandeln oder nimmt Insulin, wenn er es braucht, unabhängig davon, ob die EZB die Zinsen er- höht oder nicht. Verständlicherweise sieht man aber gerade bei großen Ausrüstungsgegenständen, wie MRTs oder Bestrahlungsgeräten, etwas mehr Zurück- haltung, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld ein- trübt. Kurzfristig bedeutsamer waren da schon die Zinsbewegungen der letzten Monate. Denn viele Digi- tal Health-Unternehmen zählen zur Kategorie „Growth“ und sind eher hoch bewertet. Auf diese Ak- tien wirken sich höhere Zinsen besonders negativ aus. Wir sind deswegen aber keineswegs beunruhigt und würden Kursrückgänge eher als Kaufgelegenheiten sehen. Schließlich stehen wir in der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch am Anfang. Da ist in den kommenden Jahren noch jede Menge Musik drin. Wie hat sich der Digital Healthfonds in den letz- ten Monaten, die ja durch die Herausforde- rungen von Covid geprägt waren, entwickelt? Tatsächlich sehr erfreulich. Über das Jahr 2020 konnte der Fonds um knapp 40 Prozent zulegen, da die Pandemie die Digitalisierung in vielen Bereichen deutlich nach vorne gebracht hat. Und auch in die- sem Jahr stehen wir mit rund +5,6 Prozent (bis 30.04.) durchaus passabel da, wenn man die Bewe- gungen der Zinsen bedenkt. Wir sprechen hier über einen dynamischen Markt mit viel Potenzial. www.apoasset.at Hendrik Lofruthe, Port- foliomanager Apo Asset Management Mai 2021 – GELD-MAGAZIN . 41 EXPERTSTALK . Hendrik Lofruthe, Apo Asset Management Gmbh, (apoAsset), Düsseldorf EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt

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