GELD-Magazin, Mai 2021

Subsidiarität“ und „regionale Resilienz“ lau- ten. Felber: „Das spricht keineswegs gegen Welthandel, dieser sollte aber ergänzend und stimulierend sein, statt verdrängend und fatale Abhängigkeiten schaffend. Und sollten noch Textilien aus Asien kommen – auch das ist kein Dogma – dann muss si- chergestellt sein, dass die Arbeitsbedingun- gen menschenwürdig, gesundheitsför- dernd, sicher und gut bezahlt sind. Dafür kann ein strenges Lieferkettengesetz – und als ihr Herzstück eine verpflichtende Ge- meinwohl-Bilanz – sorgen.“ Nachhaltiger Ansatz Innerhalb der Lieferkette sollten die Werte Menschenwürde inklusive Menschenrechte, Solidarität und Gerechtigkeit (faire Preise, Kooperation statt Konkurrenz), ökologische Nachhaltigkeit und auch Mitentscheidung der Zuliefer-Betriebe abgefragt und über- prüft werden. Felber erklärt das Konzept weiter: „Je nachhaltiger und verantwort- licher ein Unternehmen agiert, desto besser das in Punkten vergleichbare Ergebnis der Gemeinwohl-Bilanz, an das rechtliche An- reize geknüpft werden sollten: vom Vorrang im öffentlichen Einkauf über Steuern bis zum Zugang zum Weltmarkt. So würden die Dumping-Produkte von heute im Einzelhan- del teurer als Produkte aus fairem und nachhaltigem Handel.“ Die nachhaltige Ge- staltung von Lieferketten wäre also ein wichtiger Ansatzpunkt, aber ist das auch in der Realität umsetzbar? Bei der deutschen „Initiative Lieferkettengesetz“ glaubt man fest daran. Es handelt sich dabei um den Zu- sammenschluss zahlreicher Organisationen wie Brot für die Welt, Germanwatch, Green- peace, Weltladen Dachverband oder INKO- TA. Bernd Hinzmann vom INKOTA-Netz- werk erklärt: „Wir treten für eine Welt ein, in der Unternehmen Menschenrechte ach- ten und Umweltzerstörung vermeiden. Ge- rade in der aktuellen Corona-Krise zeigt sich deutlich: Freiwillig kommen Unterneh- men ihrer Verantwortung nicht ausreichend nach. Umso dringender brauchen wir jetzt ein Lieferkettengesetz, das für soziale Absi- cherung, faire Löhne, arbeitsrechtliche und Umweltstandards sorgt.“ „Nicht nackt herumlaufen“ Die Chancen für die Umsetzung eines sol- chen Gesetzes hält Hinzmann für gut: „Wir sehen eine breite Unterstützung von vielen Seiten aus Politik und Wirtschaft. Die In- dustrie hat das Bedürfnis der Konsumenten nach fairen Lieferketten erkannt.“ Aber wer- den die Kosten für die Produkte damit nicht für die Konsumenten ansteigen? Hinzmann: „Natürlich könnte es teurer werden, es darf allerdings nicht sein, dass alle Risken und Kosten auf die Produktionsländer abgescho- ben werden. Außerdem würden sich Preis- steigerungen, etwa im Textilbereich, im Rahmen halten. Es wird leistbar bleiben, wir müssen nicht nackt herumgehen.“ „Theoretisch kann Globalisierung problemlos rück­ gängig gemacht werden.“ Christian Felber, Initiator der Bewegung Gemeinwohl-Ökonomie „Lieferketten müssen stärker sozial und umweltgerecht gestaltet werden.“ Bernd Hinzmann, Fachreferent INKOTA Mai 2021 – GELD-MAGAZIN . 21 Der Baltic Dry Index ist ein wichtiger Indikator für das weltweite Verschiffen von Hauptfracht- gütern und somit für den globalen Handel. Er wurde durch Corona getroffen, ist aber wieder im Aufwind. Die Frage ist, ob so viel Warenumschlag überhaupt gesund ist. Baltic Dry Index: Schlag durch Corona Quelle: ading Economics 2018 2019 2020 ´21 0 1500 3000 Die globalen Flugstarts im Vergleich zum Vorjahr sind durch Corona stark eingebro- chen. Ein Dämpfer für die Globalisierung? Flugverkehr liegt noch immer am Boden Quelle: OAG März 20 -80% -40% 0% Juni 20 Sept. 20 Dez. 20

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