GELD-Magazin, Mai 2021

Klar ist jedenfalls: Wenn nicht gegengesteu- ert wird, kommt uns der Klimawandel teuer zu stehen. Werfen wir einen konkreten Blick auf Österreich. Keine Insel der Seligen Jährlich bis zu 8,8 Milliarden Euro Schäden drohen der heimischen Volkswirtschaft durch die Erderwärmung bis 2050. Das zeigt die vom Klima- und Energiefonds fi- nanzierte Studie „COIN - Cost of Inaction“. Kommen extreme Wetter-Ereignisse – wie ein Jahrhunderthochwasser – hinzu, können die Kosten bis Ende des Jahrhunderts allein im Gebäudesektor sogar um weitere 41 Mil- liarden Euro ansteigen. Von den Auswir- kungen des Klimawandels sind praktisch alle Bereiche betroffen, besonders die menschliche Gesundheit, die Energiewirt- schaft, die Forst- und Landwirtschaft sowie der Tourismus, aber auch Verkehrsinfra- struktur und Gebäude. Die Szenarien wur- den unter der Annahme berechnet, dass die globale Erwärmung 2050 die Zwei-Grad- Grenze nicht überschreitet. „Das unterstellt geringere Emissionen als der Pfad, auf dem wir uns global derzeit befinden. Sollten wir keine stärkere Emissionsreduktion schaffen, muss deutlich nach oben korrigiert werden“, erläutert Karl Steininger, Professor an der Universität Graz, der die Studie federfüh- rend betreut hat. Somit ist der Kampf gegen den Klimawandel sowohl ökologisch aber auch ökonomisch logisch. Allerdings gilt es noch, große Hindernisse am Weg zu einer „grünen Wirtschaft“ zu überwinden. „Herkulesaufgabe“ Sinabell dazu: „In weiten Bereichen sind die notwendigen technischen Lösungen noch nicht marktreif. Wir haben es nicht mit ,tief hängenden Früchten‘ zu tun, die einfach nur gepflückt werden müssen. So brauchen wir die Infrastruktur, um Ökostrom aus Er- neuerbaren Energien dorthin zu befördern, wo er benötigt wird. Das umfasst Umrü- stungen, etwa von Erdgas-Pipelines für den Wasserstofftransport. Auch stellt sich die Frage, wo und wie ausreichend grüner Was- serstoff produziert werden soll.“ Prinzipiell bezeichnet Sinabell die De-Karbonisierung der Wirtschaft als Herkulesaufgabe: „Wir pumpen so viel fossilen Brennstoff aus der Erde, dass sich das schwierig mit alterna- tiven Energien ersetzen lässt. Ein Beispiel: Die WKO stellt ein Projekt für nachhaltig produzierten Dieseltreibstoff mit einem jährlichen Ausstoß von 500.000 Litern vor. Das klingt nach viel, entspricht aber nur 0,01 Prozent des Absatzes in Österreich. Unternehmen benötigen jedenfalls die ent- sprechenden Rahmenbedingungen als Vo- raussetzung für Investitionen, Forschung und Entwicklung. Positiv ist, dass die EU bis 2050 eine klare Zielvorgabe definiert hat.“ Die „grüne Welle“ ist also im Laufen. Die International Renewable Energy Agency (IRE- NA) schätzt, dass ein globaler Investitionsbedarf von 60 Billionen Dollar bis 2030 besteht. Mai 2021 – GELD-MAGAZIN . 17 Ausstoß von CO 2 : Dramatischer Anstieg Die CO 2 -Konzentration in der Erdatmosphäre ist seit der Industrialisierung in die Höhe geschnellt. Wenn nicht gegengesteuert wird, drohen neben Umweltschäden auch finanzielle Kosten in Billionen-Höhe. Quelle: OurWorldInData.org/co2-and-other-greenhouse-gas-emissions, AllianzGI Global Capital Markets & Thematic Research. Datenstand: 2016 400 380 360 340 320 300 280 260 0 500 1000 1500 2000 in ppm (parts per million) Enormer Investitionsbedarf für die Umstellung auf eine nachhaltigeWirtschaft Quelle: IRENA „Global Renewables Outlook“; 2020 60.000 Milliarden USD Wasserstoff: 200 Fossile Brennstoffe – Versorgung: 9.000 Fossile Brennstoffe – Herstellung: 2.000 Nuklear: 400 Energieeffizienz: 29.000 Biokraftstoffe: 800 Stromnetze und Energieflexibilität: 4.000 Elektrifizierung: 400 Erneuerbare Energien, Endverbrauch: 1.000 Erneuerbare Energien, Herstellung: 900 CCS und sonstige: 200 in Mrd. USD

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=