GELD-Magazin, Mai 2021

Credit: beigestellt/Alexander Müller „Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist eine Herkulesaufgabe.“ Franz Sinabell, Ökonom am Wifo 16 . GELD-MAGAZIN – Mai 2021 terreichische Ökonom Joseph Schumpeter 20 Jahre nach Kondratieff offensichtlich von dessen Theorien inspiriert worden ist. Sie wurden zu Schumpeters Idee der ,krea- tiven Zerstörung‘ weiterentwickelt.“ Sina- bell fügt allerdings hinzu: „Ich glaube kaum, dass jemand über das nötige wissen- schaftliche Modell verfügt, um aus Kondra- tieffs Forschung klare Aussagen für die Zu- kunft ableiten zu können. Und darauf kommt es letztlich bei einer Theorie ja an. Nachher ist man immer klüger und es kön- nen solche Zyklen identifiziert werden. Das erscheint doch etwas beliebig.“ Megatrend Nachhaltigkeit Woran Sinabell als Experte im Bereich Um- welt und Ökonomie jedoch keinen Zweifel hegt, ist, dass die Wirtschaft mehr Nachhal- tigkeit benötigt: „Die Tatsache, dass über 190 Staaten über das Pariser Klimaabkom- men verhandelt haben, legt doch nahe, dass die Probleme ernst genommen werden. Und dass sich die Sichtweise durchgesetzt hat, dass die Schäden des Klimawandels die Ko- sten für Investitionen zur Bekämpfung der Erderwärmung überschreiten.“ Welchen rein finanziellen Schaden uns dabei unge- bremster Klimawandel zufügen würde, lässt sich letztlich nicht exakt berechnen. Wis- senschaftliche Simulationen verschlagen einem aber durchaus den Atem. Schaden: Sieben Billionen Euro So beziffert eine Studie des Economist Intel- ligence Unit aus 2019 die Folgekosten des Klimawandels für die globale Ökonomie bis zur Mitte des Jahrhunderts mit über sieben Billionen Euro. Für viel Aufsehen sorgte be- reits im Jahr 2006 der Report des ehema- ligen Weltbank-Chefökonomen Nicholas Stern: Demnach könnten sich die Kosten für die Errichtung klimawandel-resistenter In- frastruktur in den OECD-Ländern auf jähr- lich 15 bis 150 Milliarden Dollar belaufen. Die hohe Schwankungsbreite stellt dabei unter Beweis, wie schwierig die Berechnung ist. Denn können etwa alle Umweltkatastro- phen der Erderwärmung zugerechnet wer- den? So wurden etwa alleine die Schäden durch den Hurrikan Katrina im Jahr 2005 auf circa 150 Milliarden Dollar geschätzt. Der russische Ökonom Nikolai Kondratieff glaubte an dominierende Wellenbewegungen der Wirtschaft, die sich über Jahrzehnte hinweg erstrecken. Hervorgerufen werden sie von Krisensituationen und technischen Umwälzungen. Genau lässt sich nicht datieren, wann die eine Phase endet und die nächste beginnt. Einiges spricht aber dafür, dass wir uns bereits in einem „grünen Super-Zyklus“ befinden. BRENNPUNKT . Ökologie &Wirtschaft Kondratieff: Die langenWellen desWachstums Quelle: Robert J. Shiller, Stock Market Data used in „Irrational Exuberance“, Princeton University Press, 2005, Datastream; Global Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors 18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% –2% –4% –6% –8% Panik von 1837 1837 – 1843 Gründerkrise 1873 – 1879 Weltwirtschaftskrise 1929 – 1939 1. & 2. Ölkrise 1974 – 1980 Finanz-/Schuldenkrise 2008 – 2011 1824 1834 1844 1854 1864 1874 1884 1894 1904 1914 1924 1934 1944 1954 1964 1974 1984 1994 2004 2014 2. Kondratieff 1830 – 1880 Eisenbahn, Stahl 3. Kondratieff 1880 – 1930 Elektrotechnik, Chemie 4. Kondratieff 1930 – 1970 Automobil, Petrochemie 5. Kondratieff 1970 – 2010 Informationstechnik 6. Kondratieff 2010 – ??? GreenGrowth

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