GELD-Magazin, April 2021

April 2021 – GELD-MAGAZIN . 57 fen. Dies geschieht in der Regel über „Colla- teralized Debt Positions“, also über besicher- te Kredite, die den Stable Coin schaffen. Reines Blockchain-Finanzsystem Durch die Besicherung mit Kryptowäh- rungen, wie Bitcoin oder Ethereum, können auf ähnliche Weise synthetische Assets ge- schaffen werden, die den Wert traditioneller Assets abbilden, ohne dass Anleger das Kryp- to-Ökosystem jemals verlassen müssen. Ne- ben dem Vorteil, dass Nutzer ihre Bitcoin-Be- stände also nicht verkaufen müssen, um in Aktien zu investieren, genießt man dadurch auch alle anderen Vorteile von Dezentralisie- rung, wie Transparenz, niedrige Gebühren, ununterbrochener Echtzeithandel und un- eingeschränkter Zugang. Zusätzlich können User auch individualisierte Derivate schaffen und auf globale Liquiditätspools zugreifen. Wie funktioniert´s? „Minter“ erstellen und geben synthetische Assets aus, indem sie Sicherheiten in einem überkollateralisierten Verhältnis, in einem Smart Contract sperren. Für diese „Collate- ralized Debt Position“ (CDP) werden meist Stable Coins oder andere größere Kryp- towährungen, wie Bitcoin oder Ethereum, als Sicherheiten akzeptiert. Minter verhin- dern die Liquidation ihrer Position, indem sie sicherstellen, dass die Besicherungsquote nicht unter das vorgegebene Minimum fällt. Sie können ihre Position auch jederzeit auf- lösen und ihre Sicherheiten zurückerhalten: Das entsprechende ausgegebene synthe- tische Asset wird in diesem Fall vernichtet („burned“). Für den Handel der synthe- tischen Assets stellen Liquidity Provider (z.B.: Minter) die synthetischen Assets und einen Stablecoin im äquivalenten Wertver- hältnis, in sogenannten Liquidity Pools von dezentralisierten Handelsplattformen (DEX) zur Verfügung. Liquidity Provider verdienen im Gegenzug dafür an den Handelsge- bühren des Liquidity Pools. Arbitrage-Mög- lichkeiten garantieren, dass der Preis in einem engen Bereich des realen Vermögens- werts gehalten wird. Sogenannte „Price- Oracles“ liefern dazu Preisinformationen des zugrundeliegenden Assets an den Smart Contract des Pools. Wird das synthetische Asset mit einer Prämie zum Oraclepreis ge- handelt, werden die Marktteilnehmer das synthetische Asset schaffen und verkaufen, um einen Gewinn zu erzielen. Liegt der Preis unter dem Oraclepreis werden Minter das Asset kaufen und ihre CDPs auflösen. Normale Händler können die synthetischen Assets jederzeit für den entsprechenden Sta- ble Coin auf einer DEX handeln. Zugang für alle! Auch wenn die zugrundeliegende Mechanik kompliziert sein mag, könnte DeFi durch Verbesserungen der User-Experience en- orme Auswirkungen auf die traditionelle Fi- nanzbranche haben. Durch die Möglichkeit, in traditionelle Vermögenswerte zu investie- ren und Derivate zu handeln, ohne das digi- tale Ökosystem zu verlassen, wird DeFi im- mer interesanter für Investoren, die den ur- sprünglichen Vermögenswert aus verschie- denen Gründen nicht halten können. Hatten bisher nur einige wenige institutionelle An- leger Zugang zum globalen Derivatemarkt, macht DeFi den Weg für eine globale Inve- storengemeinschaft frei. Jeder mit einem Smartphone und einem gewissen Verständ- nis der Funktionsweise synthetischer Assets kann schon heute auf eine Vielzahl globaler Anlageinstrumente zugreifen. Der DeFi-Derivate-Handel gewinnt immer mehr an Fahrt. Innerhalb von nur einem Jahr wuchs die Höhe an in Derivate-Smart Contracts ge­ sperrten Sicherheiten von knapp unter 100 Millionen auf über 3,5 Milliarden Dollar an. DERIVATE-SMART-CONTRACTS in Mrd. USD 2.Q ´20 3.Q ´20 4.Q ´20 1.Q ´21 0 0,5 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 Hatten bisher nur einige wenige institutio- nelle Anleger Zugang zum globalen Derivate- markt, macht DeFi den Weg für eine weltweite Investorengemeinschaft frei.

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