GELD-Magazin, März 2021

MATCH USA: Clinton top, Nixon flop Präsidenten-Bilanz. Wie gut sich die Präsidentschaft Bi- dens auf die US-Börse auswir- ken wird, kann aufgrund sei- ner erst kurzen Amtsdauer noch nicht seriös festgestellt werden. Erste Reaktionen der Wall Street fielen aber positiv aus. Das Finanzportal Aktien- Depot.de hat jedenfalls analy- siert, welche Präsidentschaft seit 1961 den positivsten Effekt auf die wichtigen Akti- enindizes der USA hatte. Unter Lyndon B. Johnson re- agierte der Dow Jones während der ersten 100 Tage Amtszeit mit einer Verbesserung um 9,6 Prozent – die beste Bilanz in dieser Zeitspanne. Längerfristig be- trachtet hatte der Beginn keiner präsidialen Amtszeit auf Dow Jones sowie S&P 500 einen besseren Effekt als Bill Clintons erste Legislaturperiode: Der Dow Jones stieg um 110,1 Prozent, während der S&P 500 um 78,5 Prozent zulegte. Am meisten litt der Dow Jones unter der ersten Amtszeit von Richard Nixon: Zwischen 1969 und 1973 verlor er satte 12,9 Prozent. BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Medien: Schlechtes Zeugnis „Informations-Konkurs“. Der neu erschienene Trust Barometer der Agentur Edelman stellt den eta- blierten Medien ein bitteres Zeugnis aus. Es sei nicht gelungen, Fake News und Verschwörungstheorien rund um Corona mit Qualitätsjournalismus zu kon- tern. Die in 28 Ländern mit über 33.000 befragten Teilnehmern durchgeführte Analyse spricht eine deutliche Sprache: Nach einem Jahr beispielloser Katastrophen und Turbulenzen – der Covid-19-Pan- demie und der Wirtschaftskrise, dem weltweiten Aufschrei über systemischen Rassismus und poli- tische Instabilität – zeigen die Ergebnisse „eine Epidemie von Fehlinformationen und weit verbrei- tetem Misstrauen gegenüber gesellschaftlichen Insti- tutionen und Führungskräften auf der ganzen Welt“. Der „grassierenden Infodemie“ in einem Umfeld des „Informationskonkurses“ konnte nicht adäquat be- gegnet werden. Ein weiteres interessantes Detail der Studie: Am meisten wird noch Unternehmen und der Wirtschaft Vertrauen geschenkt. Es handle sich dabei um die einzigen Institutionen, die sowohl als kompetent als auch als ethisch angesehen werden. Trends 2021: Nachhaltigkeit legt weiter zu E-Mobilität & Co. Die Fondsgesellschaft UBS hat mehrere starke Trends de- finiert, die uns im heuri- gen Jahr (und darüber hi- naus) noch stark beschäfti- gen werden. Dazu zählen unter anderem die mit Nachhaltigkeit verbun- denen Themenkomplexe Impact Investing sowie Engagement. Und auch E-Mobilität befindet sich weiter- hin auf der Überholspur. Der technische Fortschritt macht es möglich: Elek- trische Antriebe, die lange Zeit als zu teuer, zu kurzreichweitig und zu schwer angesehen wurden, werden die Kostengleichheit mit der Verbrennungsmotor- technologie zuerst bei Autos und später bei Lastkraftwagen erreichen. Der Stra- ßenverkehr macht etwa zwölf Prozent der weltweiten Emissionen aus, Züge nur 0,4 Prozent und die Schifffahrt 1,7 Prozent. Bei UBS glaubt man, dass der Transportsektor bis 2040 nahezu vollständig dekarbonisiert werden kann. Elek- trofahrzeuge könnten bereits 2030 einen Anteil von 40 Prozent am weltweiten Neuwagenabsatz einnehmen. Aber nicht nur der Straßenverkehr steht unter Strom: Auch Hybrid-, Elektro- oder wasserstoffbetriebene Flugzeuge haben eine attraktive Zukunft. Kleine Hybrid-Elektroflugzeuge könnten bereits 2023 bis 2025 in Betrieb gehen – und Maschinen mit 70 bis 80 Sitzplätzen ungefähr im Jahr 2028 abheben. Für den Mittelstreckenmarkt erscheint ein wasserstoff- betriebenes Flugzeug bis 2035 möglich. Joe Biden, 46. Präsident der Vereinigten Staaten MATCH DES MONATS VS OPTIMISTEN REALISTEN Versickerte Milliarden. Trotz der noch immer grassierenden Pandemie erwar- ten Volkswirte fur 2021 eine starke US-Konjunktur. Viele rechnen mit über sechs Prozent Wachstum. Die beispiellos expansive Geld- und Fiskalpolitik und ein Jahr Konsumverzicht lassen dies möglich erscheinen. Bei MFS Investment Ma- nagement fügt man aber hinzu: „Dennoch halten wir die Prognose fur sehr hoch. Der Optimismus mag verständlich sein, und eine gewisse Erholung scheint sicher. Wir furchten aber, dass sie hinter den Erwartungen zuruckbleiben wird. Die Wirtschaft wird stark wachsen, aber nicht unbegrenzt.“ Dafur gibt es gute Grunde, etwa dass ein Teil der enormen Staatsausgaben versickern kann und so- mit den Ausgabenmultiplikator dämpfen würde. So schätzt das Congressional Budget Office in seiner Analyse des 2,3 Billionen US-Dollar schweren CARES Act, dass das BIP je zusätzlichem Dollar Staatsschulden nur um 58 Cent wächst. Denn der Staat gleicht Einkommensausfälle zwar zum Teil aus, aber wenn ein Teil der Transfers langfristig gespart wird, sorgt das nicht fur den gewunschten Konjunkturschub. Statt die Wirtschaft anzukurbeln, wirken die Zahlungen eher wie ein Verlustausgleich, damit sich die Haushaltsfinanzen mittelfristig wieder stabilisieren können. Nach enormem Konjunktur-Schub klingt das nicht. März 2021 – GELD-MAGAZIN . 7

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