GELD-Magazin, März 2021

Chronik einer angekündigten Katastrophe Ein europaweiter Blackout wäre ein erstmaliges Szenario, deshalb kann er auch kaum pro- gnostiziert werden. Auch ist es schwierig, vorherzusagen, wie lange die Reparaturen dauern würden. Experten gehen aber von Wochen und Monaten aus. überhaupt.“ Das Gesagte liefert also genü- gend Grund zum Schwarzsehen. Wobei Kurt Misak, Leiter Sachgebiet Versorgungs- sicherheit bei APG, in einem Kommentar re- lativiert: „Die Grundvoraussetzung unserer Betriebsführung ist, dass wir mit unvorher- gesehenen (Krisen-)Situationen umgehen müssen und nicht jedes singuläre Ereignis sofort zur einer Blackout-Gefahr führt. Es müssten also mehrere Zwischenfälle gleich- zeitig und unvorhergesehen eintreten, da- mit unser Stromsystem aus dem Gleichge- wicht kommt.“ Die Gefahr dafür hält er für relativ gering. Besser vorbereiten Auf die leichte Schulter sollte man das The- ma jedenfalls nicht nehmen. Saurugg: „Je- der sollte vorbereitet sein: der Einzelne, Or- ganisationen, Unternehmen und Gemein- den. Die Letztgenannten müssen im Falle eines Blackouts zumindest eine Grundver- sorgung mit Wasser, Lebensmittel und auch Gesundheitsdienstleistungen sicherstellen können. Krankenhäuser sind in der Regel nur auf regionale Stromausfälle vorbereitet, nicht aber auf ein Blackout mit weitrei- chenden und länger andauernden Versor- gungsunterbrechungen.“ Wird sich die Poli- tik des Themas bewusst? Saurugg: „Es be- wegt sich etwas, allerdings nicht in der aus- reichenden Geschwindigkeit. Es gibt nun auch Bestrebungen, das Thema auf EU-Ebe- ne zu thematisieren, da es alle betrifft und nur gemeinsam bewältigt werden kann. Ende September 2020 gab es eine parla- mentarische Anfrage an den Herrn Bundes- kanzler, der sich aber als nicht zuständig er- klärte. Das Argument lautet immer wieder: Katastrophenschutz ist Ländersache. So eine Denkweise bringt aber natürlich nie- manden weiter. Zusammengefasst: Die Di- mension eines Blackouts, wie sie von mir dargestellt wird, ist den wenigsten Men- schen bewusst. So auch der Politik.“ Quelle: www.saurugg.net Folgen eines Blackouts; wie man sich darauf vorbereitet Mit der Covid-Pandemie und der da- mit verbundenen Rückbesinnung auf Sicherheit hat sich auch das Bewusst- sein für ein mögliches Blackout zumin- dest ein wenig erhöht. Einige Experten halten die Eintrittswahrscheinlichkeit für gering, ausschließen kann den To- tal-Ausfall aber niemand. Ohne Panik- mache sollte man sich möglicher Kon- sequenzen bewusstwerden und eine breitere Diskussion eröffnen. Enorme Schäden für dieWirtschaft Sicherheit, Kommunikation und weitere Grundbedürfnisse wären den Folgen eines totalen Stromausfalls ausgeliefert, heißt es seitens Austrian Power Grid. Ebenso lässt der wirtschaftliche Fak- tor die heimische Industrie vor einem Blackout zittern. So verursacht laut ei- ner Studie der Johannes-Kepler-Uni- versität Linz jede Stunde ohne Strom 92 Millionen Euro Schaden für die hei- mische Volkswirtschaft. Ein ganzer Tag im Blackout würde das Land Österreich über eine Milliarde Euro kosten. Zum Vergleich: Ein Tag Lock Down schlägt sich im Schnitt mit 100 Millionen Euro zu Buche. Somit könnte ein Blackout die heimische Wir tschaft täglich das Zehnfache der derzeitigen Corona- Pandemie kosten Tipps für den Fall der Fälle Auf www.government.at wird als Vor- bereitung für den Ernstfal l geraten: „Planen Sie wie für einen vierzehntä- gigen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden – so denken Sie auch an all das, was Sie ganz individuell benö- tigen.“ Weiters heißt es: „Sorgen Sie für einen Getränke- sowie Lebensmit- telvorrat für alle Familienmitglieder für mindestens 14 Tage.“ Die Getränke- versorgung wird dabei oft unterschätzt; manche Exper ten raten, 35 Liter pro Person vorrätig zu halten. Monate Jahre Wochen Tage Stunden Phase 2 Keine Telekom- munikation, Stillstand Phase 1 Kein Strom, totaler Stillstand Phase 3 Wiederhochfahren der Infrastrukturen und Wiederherstellung der Versorgung Blackout: Die unterschätzte Gefahr würde die Lebensmittelversorgung unterbrechen März 2021 – GELD-MAGAZIN . 17

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