GELD-Magazin, März 2021

asymptomatische oder milde Verläufe. Das lässt darauf schließen, dass die Vakzine zwar nicht vor einer Infektion mit den neuen Virusvarianten schützen, aber vor einem schweren oder gar tödlichen Verlauf. Zur Frage, ob sich die Impfstoffe zur Not an Mu- tationen anpassen lassen, kann Entwarnung gegeben werden. Innerhalb weniger Wochen würden Ergänzungen bzw. Adaptierungen zur Verfügung stehen. Die EU-Kommission entwirft gerade ein erleichtertes Zulassungs- verfahren der im Prinzip gleichen Impf- stoffe. Voraussetzung ist, dass der Herstel- lungsprozess unverändert bleiben muss. „Ich befürchte, 2022 werden wir die Pandemie auf jeden Fall noch sehen.“ Christoph Steininger, Virologe an der MedUni-Wien Südafrika-Mutation Bei der B.1.351-Linie verstärken neben N501Y weitere Mutationen (N501Y, E484K, K417N) die Bindungsfähigkeit des Spike-Proteins. Es ist anzunehmen, dass sich die Mutante aufgrund einer hohen Durchseuchung der südafrika- nischen Bevölkerung entwickelte, bei der viele genesene Menschen schon immun gegenüber der ursprüng- lichen Form von SARS-CoV-2-Virus waren. Das setzt die Viren unter einen Anpassungsdruck, woraufhin sich in- fektiösere Spontanmutationen einfach durchsetzen. Diese Art der Anpassung ist nicht neu. Sie ist auch bei Bakterien bekannt und führt zu den gefürchteten Antibiotikaresistenzen. Besonders die Punktmutation E484K gilt als mögliche Fluchtmutation – als Anpassung des Coronavirus an das menschliche Immunsystem. Dessen gebildete Antikörper gegen die ur- sprüngliche Form von SARS-CoV-2- B.1.351 können die Viren nun nicht mehr vollständig erkennen, worauf- hin sich Betroffene erneut anstecken können. Schützt die Impfung noch? Die große Frage, die sich derzeit stellt, ist, ob die bisher zugelassenen Impfstoffe auch vor den neuen SARS-CoV-2-Typen schützen. Bei den mRNA-Vakzinen von BioNTech/Pfi- zer und Moderna haben In-Vitro-Studien ge- zeigt, dass sie eine Schutzwirkung gegen B.1.1.7 und B.1.351 haben. Allerdings wur- de kürzlich bekannt, dass sich in einem Pfle- geheim trotz vollständiger Immunisierung zahlreiche Bewohner mit der britischen SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 infiziert ha- ben. Allerdings, und das ist die gute Nach- richt, bei allen Infizierten gab es bisher nur Die wichtigsten Mutationen des Corona-Virus im Überblick Brasilien-Mutation Die neue Variante namens P.1, die zu- vor als B.1.1.28.1 bekannt wurde, trat erstmals im Dezember 2020 im Norden Brasiliens auf. Wie die britische B.1.1.7- und die südafrikanische B.1.351-Vari- ante, weist auch P.1 die N501Y-Mutation auf, die die Infektiosität des Virus stark erhöht. Die Brasilien-Mutation verbrei- tete sich ursprünglich (Mitte Dezem- ber) in der Amazonas-Region und führte zu einem sprunghaften Anstieg Covid-19-bedingter Krankenhausein- weisungen in dieser Region. Von dort aus verbreitete sich der Virus in ganz Brasilien und führte zu einem hohen Durchseuchungsgrad der Bevölkerung. Fachkreise sind bei dieser Variante insofern beunruhigt, da P.1 – neben anderen – auch die Mutation E484K aufweist. Auch das brasilianische Virus könnte demnach Menschen, die bereits mit Sars-CoV-2 infiziert waren, erneut anstecken – aus der schwer betrof- fenen Amazonas-Region gibt es meh- rere Berichte, dass P.1 nachweislich bereits genesene Covid-19-Patienten erneut infiziert hat. Britische Mutation Die Coronavirus-Variante B.1.1.7 (VOC-202012/01) wurde im Herbst 2020 im Vereinigten Königreich ent- deckt und breitet sich seither ausge- hend vom Südosten Englands weitläu- fig auf dem europäischen Kontinent aus. Wissenschaftler haben inzwischen eine vorläufige Charakterisierung des Erbguts der neuen Coronavirus-Mu- tante veröffentlicht. Demnach hat die B.1.1.7-Linie mit 17 Mutationen im Vergleich zumWildtyp auffällig viele Genveränderungen. Mehrere dieser Mutationen betreffen das Spike-Pro- tein. Besonders bedeutsam ist dabei die ebenfalls bei den Südafrika- und Brasilien-Linien vorkommende N501Y- Mutation. Experten gehen derzeit davon aus, dass B.1.1.7 um rund 35 Prozent anste- ckender ist als der Wildtyp von SARS- CoV-2. Einer aktuellen dänischen Stu- die zufolge geht eine Infektion mit der britischen Variante des Virus zusätzlich mit einem um 60 Prozent höherem Risi- ko einer Einlieferung ins Krankenhaus einher. Quelle: netdoktor.de März 2021 – GELD-MAGAZIN . 15

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