GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021

A n den weltweiten Börsen haben die Impfstoff-Hoffnungen vor allem am 9. und 10. November zu billionenschweren Handelsumsätzen ge- führt. Einer Analyse von Reuters zufolge be- lief sich das Handelsvolumen auf fast zwei Billionen Dollar, doppelt so hoch wie üb- lich. In den besonders stark unter der Pan- demie leidenden Sektoren Reise/Tourismus und Banken schossen die Kurse nach oben. Denn nun wird sukzessive eine stärker als erwartete Konjunkturerholung 2021 einge- preist. Zahlreiche Fondsmanager erwischte dieser Trend auf dem falschen Fuß. Wachs- tumsstarke Aktien, die wegen ihrer Corona- MÄRKTE & FONDS . Ausblick 2021 – Value-Fonds Die große Rotation Value-Aktien bildeten jahrelang größtenteils das Schlusslicht, verbuchten gegenüber Wachstumswerten jedoch mit den Hoffnungen auf gleich mehrere wirksame Corona-Impfstoffe ihren stärksten Handelstag aller Zeiten. WOLFGANG REGNER Resistenz bevorzugt worden waren, wurden erbarmungslos aus den Portfolien gekippt. Denn den Value-Strategen, also den wert- orientierten Investoren, kommt es vor allem auf eine unterbewertete Unternehmenssub- stanz, aber auch auf solide und kontinuier- liche Umsatz- und Gewinnsteigerungen an. Anleger, die Wachstumsaktien bevorzugen, setzen hingegen auf weit überproportio- nales Gewinnwachstum. Bewertungsmodell falsch? Selbst Value-Experten weisen darauf hin, dass das traditionelle Bewertungsmodell von Fama und French fehlerhaft und allein nicht mehr brauchbar sei. Es setzt nämlich in erster Linie auf ein günstiges Kurs-Buch- wert-Verhältnis (KBV). Zusätzlich seien wei- tere Indikatoren zur Aktienauswahl erfor- derlich. Nämlich das Ebitda/EV (operativer Gewinn in Prozent des Unternehmens- werts), das Kurs-Cash Flow-Verhältnis sowie die Netto-Dividendenrendite. Diese drei Kennzahlen beruhen nicht auf Bilanzinfor- mationen und sind somit weniger leicht zu manipulieren. Vor allem bei Unternehmen mit hohen immateriellen Werten (z.B. Pa- tente, selbstentwickelte Software, Marken- produkte, Humankapital) wie Facebook oder Alphabet bringt dieser Ansatz verläss- lichere Bewertungen mit sich. Damit bleibt die Frage offen, ob es sich bei den Kursge- winnen des Value-Sektors nur um eine kurzfristige Korrektur völlig vernachlässi- gter Titel, oder um eine große Rotation, eine strukturelle Rally handelt. Diese ist nur dann zu erwarten, wenn sich die Weltkon- junktur rasanter erholt als erwartet. Und: Nur zyklische Qualitätsunternehmen, die hohe Eigenkapitalrenditen, Wettbewerbs- vorteile und strukturelle Wachstums- DE0009781740 Volumen 426 Mio.€ Rendite 1 Jahr 13,6% Ausgabeaufschlag 5,00% Rendite 3 J. p.a. 9,8% Total Expense Ratio 1,52% Rendite 5 J. p.a. 7,9% ACATIS Aktien Global Der Aktienfonds wird überwiegend in Unternehmen investiert, die auf- grund der traditionellen Aktienanaly- se (fundamentale Bottom-up-Analyse) ausgewählt wurden. Dabei erfolgt die Selektion der Titel nach den klassischen Shareholder-Value-Aspekten. Es wird in Unternehmen investiert, die mindestens nach einem der folgenden Kriterien unterbewertet sind: Unterbewertete Un- ternehmenssubstanz, hohe Ertragskraft (die sich nicht im Börsenkurs widerspie- 40% 50% 60% 70% 30% 20% 10% -10% 0% -20% 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Hendrik Leber, Geschäftsführer von Acatis Investment gelt), überdurchschnittlich hohe Ausschüt- tungen, vernachlässigte Branchen oder Länder, überschätzte Krisen. Wesentlich sind auch die Transparenz des Rechnungs- wesens und die Corporate Governance des Unternehmens. Credits: beigestellt; pixabay 38 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2021

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