GELD-Magazin, November 2020

Offene Immobilienfonds Vorteile: • Ruhige Wertentwicklung: Han - del zum Nettovermögenswert • Sachwerte mit Inflationsschutz • Kleine Investments möglich • Regelmäßige Handelbarkeit Nachteile: • Zuletzt magere Performance um 1,3 bis drei Prozent pro Jahr • Theoretische Gefahr der Schließung im Falle massiver Kapitalabflüsse • Laufende Kosten und mangeln - de Verzinsung der Liquiditätsre - serve bremsen Wertzuwachs ster, wie ihn derzeit vor allem österrei- chische Immofonds halten, für Sicherheit. Zu starke Kapitalabflüsse in Relation zu den Liquiditätsreserven führten nämlich im Zuge der Finanzkrise 2008/09 europaweit zu einer reihenweisen Schließung und im schlimmsten Fall sogar zu einer ungün- stigen Zwangsliquidation. Zehn Prozent des Fondsvermögens sind als Mindest-Liquidi- tätsreserve gesetzlich vorgeschrieben, doch freiwillig wird in der Regel mehr gehalten (siehe Tabelle). Mit 80 Prozent Wohnimmo- bilien und Infrastruktur besonders stabil ist beispielsweise der Bank Austria Real Invest, dessen CEO, Peter Czapek, eine solide Ver- gangenheit auf den Punkt bringt: „Der Real Invest Austria musste noch nie geschlossen werden, auch nicht im Zuge der Finanzkrise 2008.“ Anders war die Situation beim LLB Semper Real Estate: „Im Zuge der Finanz- krise im Herbst 2008 wurde die Rücknahme von Anteilsscheinen im Interesse der inves- tierten Anleger ausgesetzt und in weiterer Folge der Fonds auch geschlossen. Nach au- ßertourlicher Bewertung des gesamten Portfolios konnte der Fonds im Frühjahr 2010 wieder geöffnet werden“, erklärt Ob- rowsky, der derzeit keine Fondsschlie- ßungsgefahr sieht: „Nach Abflüssen im Frühjahr verzeichnen wir zurzeit wieder Zu- flüsse in unserem Retailfonds und gehen von einer Fortsetzung dieses Trends aus.“ Ebenfalls kein erhöhtes Schließungsrisiko sieht Czapek beim Real Invest Austria. Immoaktien unterbewertet Blickt man ins Ausland, so führte die Angst vor Einzelhandels-Immobilien bei den Marktgrößen wie Klepierre, Unibail und Hammerson im laufenden Jahr zu Kursein- brüchen um je 64, 74 bzw. 86 Prozent (per 27.10.). Hierzulande bereiteten darüber hi- naus noch Hotelimmobilien bei diversen Immobiliengesellschaften den Anlegern Kopfzerbrechen. Im Einzelhandel sollte jedoch zwischen Ein- kaufszentren und Fachmarktzentren diffe- renziert werden: „Während Erstere sich langsamer von der Krise erholten, konnte man bei Fachmarktzentren eher eine V-för- mige Erholung der Kundenfrequenz beo- bachten. Die Restriktionen der Covid-19- Pandemie haben sicherlich auch schon be- stehende Trends, z.B. zum Online Shopping beschleunigt, was von Investoren als zusätz- licher Risikofaktor gesehen wird. Das ist auch in der Bewertung reflektiert, Immobi- lienunternehmen mit Fokus auf Einzel­ handelsimmobilien handeln zurzeit mit Ab- schlägen von ca. 50 Prozent oder mehr zum Buchwert, was sie unserer Meinung nach aber durchaus attraktiv macht“, erklärt Bernd Maurer, Head of Company Research Raiffeisen Centrobank. So gut wie keine Auswirkungen von Co- vid-19 sieht Christoph Schultes, Chief Ana- lyst CEE Equity und Sektor Analyst Immobi- lien der Erste Group bei Wohnimmobilien: „Größere Portfolios in Deutschland ver- zeichneten Mietausfälle in der Größenord- nung von einem Prozent, das ist vernachläs- sigbar.“ Wenig Ausfälle gibt es auch im Bü- ro-Bereich, wo laut Schultes die Spitzenren- dite in Deutschlands Top-Städten im zweiten Quartal 2020 sogar leicht rückläufig war. Lukrative Austro-Immo-Titel „Wir sehen derzeit alle von uns gecoverten Immobilienaktien in Österreich als attraktiv an. Das mit Abstand attraktivste Portfolio besitzt die CA Immo, und Kursabschläge von 30 Prozent oder mehr zum inneren Wert „Unser Ziel war und ist, den Hauptteil des Ertrages aus der laufenden Bewirtschaftung der Immobilien zu erzielen.“ Louis Obrowsky, Geschäftsführer der LLB Immo KAG November 2020 – GELD-MAGAZIN . 67

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