GELD-Magazin, November 2020

Schwarzer Montag. Am 26. Oktober stürzte der DAX fast bis zur Marke von 12.000 Punkten ab – ein Tagesverlust von vier Prozent. Damit hat sich das zuvor schon negative Chartbild (abwärts ge- richtete Keil- samt Kopf-Schulter-Forma- tion) schneller als erwartet durchgesetzt. Nun muss die 200-Tages-Linie bei 12.100 Punkten halten, um weitere Kursverluste zu vermeiden. Das Stopp-Loss bei 12.580 Punkten hat sich jedenfalls bewährt – ausgestoppte Anleger können nun in Ruhe abwarten, ob es weitere negative Überraschungen wie bei SAP gibt. AKTIEN . Deutschland A ls Konsequenz aus der Corona-Mi- sere mussten die Prognosen für Wirtschaftswachstum und Unter- nehmensgewinne wieder nach unten korri- giert werden. So ist auch die Zahl der Be- schäftigten in der Industrie massiv eingebro- chen, so kräftig wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Ende August waren nur noch gut 5,5 Millionen Personen in den Betrieben des verarbeitenden Gewerbes tätig gewesen, 179.000 oder 3,1 Prozent weniger als noch im August 2019. Dies ist der höchste prozen- tuale Rückgang seit Mai 2010. Allen voran leiden die exportabhängigen Firmen unter der weltweit gesunkenen Nachfrage. Weiters wird eine Welle von In- solvenzen befürchtet, obwohl es für über- schuldete Unternehmen noch eine bis zum 31. Dezember verlängerte Galgenfrist gibt. Positive Daten gingen dabei völlig unter: Die Auftragseingänge der Industrie legten zu- letzt um 4,5 Prozent gegenüber dem Vormo- nat zu. Auch die Exporte verbuchten ein Plus von 2,4 Prozent. In beiden Fällen war es der vierte Monat in Folge mit positiver Ten- denz. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im dritten Quartal um neun Prozent gewachsen sein. Doch das ist Schnee von gestern. SAP im Crash-Modus Deutschlands wertvollster Börsenkonzern, SAP, hat überraschend seine Jahres- und langfristigen Margenziele gekappt. Die Anle- ger reagierten schockiert und schickten die Aktien des Konzerns an einem Tag um 22 Prozent in den Keller, der höchste Tagesver- lust seit dem Jahr 1999. Bei SAP lösten sich binnen Stunden 30 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung in Luft auf. Es zeigt sich offenbar, dass Digitalkonzerne mit ih- rem Geschäftsmodell nicht unbedingt wie gemacht dafür sind, von der Corona-Krise zu profitieren. Dieses Jahr rechnet SAP aber nur noch mit einem Gesamtumsatz von 27,2 bis 27,8 Milliarden Euro – auf Basis kon- stanter Wechselkurse. Schlägt der starke Euro bei der Umrechnung von ausländi­ schen Erlösen zu Buche, sind auch Werte da- runter möglich. In der im April aktualisier- ten Finanzprognose waren noch gut 28 Mil- liarden Euro angepeilt worden, davor sogar 29 Milliarden. Auch der operative Gewinn werde nicht mehr so hoch ausfallen und nur noch bei 8,1 bis 8,5 Milliarden Euro liegen. Das hat auch etwas mit schlechteren Ge- schäften in der Pandemie zu tun. Laut einer Erhebung des Anwenderverbandes DSAG, in dem sich Tausende SAP-Kunden zusammen- geschlossen haben, klagen fast drei Viertel aller befragten Firmen über zurückgehende Umsätze. Das hat auch Auswirkungen auf die IT-Budgets der SAP-Kunden, Aufträge werden verschoben oder gekürzt. Die opera- tive Gewinnspanne, die vom Umsatz als Ge- winn vor dem Abzug von Steuern, Zinsen und Sondereffekten bleibt, wird nicht wie geplant bis 2023 um rund fünf Prozent- punkte über derjenigen von 2018 (29%) lie- gen. Vielmehr wird sie bis dahin stagnieren. Damit ist SAPs Nimbus des Wachstumsun- ternehmens erst einmal dahin. Ganz anders läuft es bei Daimler Der Stuttgarter Luxusautokonzern hat sich erstmals seit Beginn der Corona-Krise wie- der Gewinn- und Margenziele gesetzt. Die operative Gewinnspanne soll bei Mercedes zwischen 4,5 und 5,5 Prozent liegen, das ist etwas höher als bisher erwartet. Die gute Fi- nanzlage im dritten Quartal mit einem Cash Flow von 5,1 Milliarden Euro im Industrie- geschäft, lässt Daimler auch für das Gesamt- Börsen brechen ein Die zweite Corona-Welle ist zur Flut geworden, die Pandemie ist außer Kontrolle geraten. Das wurde an den deutschen Börsen überraschend lange ignoriert. Umso stärker fiel dann die negative Reaktion aus. WOLFGANG REGNER jahr optimistischer werden. Der Konzern rechnet hier nun mit einem Bargeldzufluss von deutlich mehr als den im Vorjahr er- zielten 1,4 Milliarden Euro. Nach neun Mo- naten hat Daimler einen positiven Free Cashflow von 3,5 Milliarden Euro aufzuwei- sen. Im ersten Halbjahr war Geld aus der Kasse abgeflossen, weil Daimler über Wo- chen im Corona-Lock-Down kaum Autos verkaufen konnte, die Kosten aber teilweise weiterliefen. Nun könnte auch das operative Vorjahresergebnis von 4,3 Milliarden Euro wieder erreicht werden. In Verbindung mit den wieder anziehenden Verkaufszahlen vor DAX . Konsolidierung 9.000 8.000 10.000 11.000 12.000 13.000 14.000 Jän. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. 56 . GELD-MAGAZIN – November 2020

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