GELD-Magazin, November 2020

US-Wahlen verzögern Fiskalpaket. Im Falle einer „blauen Welle“ (Sieg der Demokraten so- wohl im Senat als auch im Repräsentanten- haus) kann man davon ausgehen, dass dieses Paket größer und stärker umverteilend sein und letztlich eine stärkere inflationäre Wirkung ha- ben wird. Das konjunkturelle Umfeld bleibt aber fragil: Die Erholung der US-Wirtschaft scheint wieder ins Stocken zu geraten. Die US-Quartals- berichte der Unternehmen sind zwar gut ausge- fallen – bis Ende Oktober haben 84 Prozent der Firmen über den Schätzungen liegende Ge- winne gemeldet, was deutlich über dem Fünf- jahresdurchschnitt von 73 Prozent liegt. Doch entscheidend ist der Ausblick – und der fiel häufig nicht sonderlich positiv aus. Zwar dürfte das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im drit- ten Quartal einen Rekordanstieg von über 30 Prozent verzeichnen, doch das ist ein Blick in den Rückspiegel. In die Zukunft weisende Indikatoren wie Auftragseingänge oder das Kon- sumentenvertrauen fielen nicht überzeugend aus. So stiegen die Aufträge dauerhafter Kon- sumgüter im September nur um 1,9 Prozent (ohne den Transportbereich nur um 0,8 Pro- zent). Auch die Unternehmensinvestitionen zogen weiter an und übertrafen sogar das Niveau vor dem Ausbruch der Coronakrise. Die Zuversicht der Konsumenten sank jedoch im Oktober und liegt weit unter dem Vorkrisenstand. (wr) Lira-Sturzflug. Bemühungen der türkischen Notenbank, am Devisenmarkt einzugreifen, laufen ins Leere. Eine überraschende Zinserhöhung im September verpuffte rasch, zumal die erwartete weitere Zinserhöhung ausblieb. Seit Ende 2017 hat sich der Wert mehr als halbiert. Das Hauptproblem sind die Auslandsschulden der Privatwirtschaft - die Staatsver- schuldung der Türkei gilt unter Experten als tragbar. Anders sieht es aber bei den Unterneh- men und Finanzinstituten des Landes aus. Viele haben in den vergangenen Jahren Kredite im Ausland aufgenommen, weil sie dort niedrigere Zinsen zahlen müssen. Auf sie kommen allein in den kommenden zwei Monaten Rückzahlungen im Volumen von fast zehn Milliar- den Dollar zu. Doch die hohe importpreisinduzierte Inflation liegt bei rund 12 Prozent - weit über der Zielmarke der Notenbank von fünf Prozent. Ihr Schlüsselzins liegt aber bei 10,25 Prozent, und damit unter der Teuerungs- rate. Er bietet wenig Anreize für ausländisches Kapital. Ein wichtiger Grund, warum Inve- storen das Vertrauen in die Lira verlieren, ist die Frage nach der Unabhängigkeit der Noten- bank. Zudem schwinden die Devisenreserven. Goldman Sachs geht davon aus, dass die Türkei allein in diesem Jahr fast 80 Milliarden Dollar verbrannt hat, um die Währung zu stützen. Jüngsten Daten zufolge sind weniger als 20 Milliarden Dollar an Reserven übrig. (wr) AKTIEN . Börsen international USA . Hoffnung auf massives Konjunkturpaket TÜRKEI . Zahlungsbilanzkrise droht Korrektur setzt sich fort Nach dem Rekordhoch beim S&P 500 kam es zu einem heftigen Rücksetzer, der nach kurzer Pause wieder an Fahrt aufnahm. Die wichtige Unterstützung bei 3200 hielt jedoch den Bären Stand. Neue Positionen sollten auf der Marke von 3000 Punkten auf- gebaut werden. Schwächeanfall Das türkische Börsenbarometer musste sich nach einer relativ stabilen Phase dem Währungsdruck beugen und fiel deutlich. Bei 1050 Punkten liegt zudem ein harter Widerstand. Anleger, die bei 950 Punkten eingestiegen sind, sollten ein Stopp Loss bei 800 Punkten beachten. Credit: pixabay DJ TURKEY TITANS 20 (in USD) Indexpunkte 300 600 500 400 700 2020 2017 2018 2019 S&P 500 Indexpunkte 2020 2017 2018 2019 3.000 2.800 2.600 2.200 2.400 3.200 3.400 3.600 52 . GELD-MAGAZIN – November 2020

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