GELD-Magazin, November 2020

12 . GELD-MAGAZIN – November 2020 von China, die eigentlich auch Mitglied der BIZ ist. Grund dafür: China ist schon einen großen Schritt weiter. ChinasVorsprung Während sich die anderen Länder noch in der frühen Planungsphase befinden, hat die Peoples Bank of China bereits im April die- ses Jahres als erste große Zentralbank um- fangreiche CBDC-Tests gestartet. Dabei wurden digitale Wallets an Verbraucher und Unternehmer in verschiedenen Regionen Chinas vergeben. Im Rahmen eines Pilot- programms wurden im Oktober beispiels- weise 50.000 „rote Umschläge“ – in Anleh- nung an Chinas traditionelle Art, Bargeld zu verschenken – mit jeweils 200 digitalen Yuan (29,75 USD) an zufällig ausgewählte Verbraucher in Shenzhen verlost. Deren Nutzung ähnelt aus Anwendersicht beste- henden kommerziellen digitalen Zahlungs- methoden wie Alipay und WeChat Pay: Be- nutzer laden sich die Wallets herunter, in denen sie ihr Geld speichern können und die einen QR-Code generieren, der von Zah- lungsterminals verschiedenster Unterneh- men, wie im Einzelhandel, im Gastgewerbe und bei Transportdienstleistungen gescannt werden können. Aus Sicht der PBOC soll der digitale Yuan eher den Bargeldumlauf und nicht das lang- fristig auf Bankkonten eingezahlte Geld er- setzen. Geschäftsbanken soll eine Rolle bei der Verteilung der digitalen Währung zu- kommen, wobei sie genau den gleichen Be- trag ihrer Reserven bei der PBOC hinterle- gen müssen. Zusätzlich sollen Datenbanken geführt werden, in denen die Ströme des di- gitalen Yuan von Benutzer zu Benutzer ver- folgt werden. China hat seit langem das Ziel, seine Währung zu internationalisieren. Mit der Zeit könnte der digitale Yuan bei dieser Initiative helfen und es einfacher ma- chen, Benutzer in anderen Ländern zur Ver- wendung des Yuan zu ermutigen. Kein First Mover Advantage In der Regel bietet eine frühe Markteinfüh- rung erhebliche Vorteile. Zentralbanken sind jedoch Monopole und ohne Wettbe- werb können sie es sich leisten, behutsam vorzugehen. Für Europa und die USA ist es noch nicht erforderlich, ihre internationale Dominanz vor einem digitalen Yuan zu schützen, da die Stellung ihrer Währungen noch eine Weile durch ihre Wirtschafts- und Finanzsysteme geschützt bleiben werden. In demokratischen Systemen braucht es natür- lich auch weitaus mehr Zeit, um die Bürger über die Entwicklungen zu informieren und am Entscheidungsprozess teilhaben zu las- sen. Dieser Prozess wurde gerade erst ange- stoßen, als Lagarde die europäische Bevöl- kerung Anfang November auf Twitter dazu aufgefordert hatte, ihre Meinung zu einer europäischen CBDC kundzutun. Angesichts der potentiellen Risiken gibt es gute Grün- de, sich lieber etwas Zeit zu lassen. „Wir müssen die Dollarisierung ver­ hindern. Das ist eines der grund­ legenden Ziele unserer chinesischen Digitalwährung.“ Zhou Xiaochuan, Präsident des Chinesischen Finanzverbandes BRENNPUNKT . Digitales Zentralbankgeld „Ich denke, dass CBDC eines dieser Projekte ist, bei denen es für die USA wichtiger ist, es richtig zu machen, als Erster zu sein.“ Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve Laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hatten Anfang dieses Jahres bereits 80 Prozent der Zentralbanken weltweit begonnen, CBDC-Konzepte zu untersuchen und zu entwickeln. 40 Prozent erstellten ein Proof-of-Concept und 10 Prozent starteten bereits Pilotprojekte. Digitales Zentralbankgeld ist weltweit auf demVormarsch Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Projektphasen: laufendes Pilotprojekt mit Einzelhändlern Pilotprojekt mit Einzelhandel abgeschlossen Konzeptualisierung für Einzelhandel Projekte im institutionellen Finanzbereich k.A. Credits: beigestellt

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