GELD-Magazin, Juli/August 2020

E s gibt wohl kein kristallines Silizi- ummodul auf den Dächern dieser Welt, das nicht in irgendeiner Weise unsere Technologie enthält“, ist sich der CEO von Meyer Burger, Günter Erfurt, si- cher. Er geht in seiner Aussage sogar noch weiter: „Die gesamte chinesische Solarindu- strie würde ohne Meyer Burger nicht dort stehen, wo sie heute ist.“ Trotz dieser tech- nologischen Vormachtstellung gelang es dem Schweizer Unternehmen über Jahre nicht, positive Ergebnisse zu erzielen. Im Gegenteil: Hohe Verluste häuften sich an und brachten Meyer Burger in eine bedroh- liche Schieflage. Strategiewechsel Nun soll alles anders werden. In einem gi- gantischen Kraftakt wird die Strategie von Meyer Burger geändert. Von einem durch Zyklizität geplagten Maschinenbauer soll ein technologisch führender Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen in Deutsch- land werden. Die Aktionäre unterstützen diese gewagte Strategie mit einem Kapital- zuschuss von 165 Millionen Schweizer Fran- ken. Dazu Mark Kerekes, mittlerweile Ver- waltungsrat von Meyer Burger, Vertreter des größten Aktionärs der Gesellschaft und trei- bende Kraft hinter dem Kurswechsel: „Wir haben uns das sehr, sehr gut überlegt. Wir werden unsere Maschinen für die Hetero- junction/Smartwire-Technologie nur mehr exklusiv für den eigenen Gebrauch herstel- len, womit wir für alle Aktionäre einen be- trächtlichen Mehrwert generieren können.“ Diesem Strategiewechsel ging allerdings ein harter Kampf gegen die ehemaligen Organe der Gesellschaft, die eigene Pläne verfolg­ ten, voraus. Jetzt gilt es, in die Hände zu spucken und die Ärmel hochzukrempeln. Bereiche, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, wurden kurzerhand verkauft. So ging erst vor wenigen Tagen der Unterneh- mensbereich Mikrowelle- und Plasma-Tech- nologie um 24 Millionen Franken an den Private Equity Investor HQ Equity. Made in Europe Der nächste erfolgreiche Schachzug gelang durch die Übernahme der Patente, Produkti- onsanlagen, Markenrechte und 33.000 m 2 an Gebäuden der 2007 in die Insolvenz ge- schlitterten Solarworld für nur 12 Millionen Euro. Kostensparend wird die bestehende Infrastruktur genützt, um mit der proprie- tären Technologie der Meyer Burger hochef- fizient Solarzellen herzustellen. Bereits im 1. Halbjahr 2021 sollen in einer ersten Aus- baustufe 400 MW Solarzellen und 400 MW Solarmodule produziert werden. Bis 2027 wird dann die Kapazität stufenweise auf fünf Gigawatt (GW) ausgebaut. Derzeit be- trägt die in Europa installierte Gesamtlei- stung 100 GW, diese stieg gerade in den letzten Jahren aufgrund der stark gefallenen Modulpreise exponentiell an. Die Entschei- AKTIEN . Analyse Meyer Burger Technologies Sonnenaufgang Der Schweizer Maschinenbauer für die Solarindustrie, Meyer Burger, ändert sein Geschäftsmodell um 180 Grad. Durch eine umfangreiche Restrukturierung will er nun zum größten Produzenten von Solarmodulen in Europa aufsteigen. ISABELL A DE KRASSNY Am Standort des Technologie- und Produkte- centers von Meyer Burger Technologies in Thun (Schweiz) werden hocheffiziente Zell- verbindungstechnologien entwickelt. Credit: xxxx ISIN CH0108503795 Kurs (04.09.2020) 0,173 CHF KGV 2020 e neg. Marktkap. 434 Mio.CHF KGV 2021 e neg. Umsatz 2021 e 126 Mio.CHF KGV 2022 e ~50 MEYER BURGER TECHNOLOGIES 2015 2016 2017 2018 2019 2020 CHF 0,20 0,50 1,00 2,00 5,00 10,00 62 . GELD-MAGAZIN – September 2020

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