GELD-Magazin, Juni 2020

Die Digitalisierung schreitet voran Ganz abgesehen von Corona sind die Banken einem generellen Digitalisierungsprozess unter- worfen - eine disruptive Phase, die Anfangsinvestitionen benötigt, letztlich aber für Kunden und Institute Vorteile verschafft. Österreicher sind übrigens ziemliche „Online-Muffel“. So sicher ist Ihr Geld Die Einlagensicherung Austria (ESA) ist die Sicherungseinrichtung für ös- terreichische Kreditinstitute. Dazu zählen neben den Raiffeisen- und Volksbanken auch die Landes-Hy- pothekenbanken und Aktienbanken/ Bankiers. Ausgenommen von der ESA sind jene Banken, die dem System der Erste Bank und Sparkassen angehö- ren und deshalb durch die S-Haftungs GmbH gesichert sind. Jedes Kredi- tinstitut mit Sitz in Österreich, das Kun- deneinlagen entgegennimmt, muss an einer dieser beiden Sicherungs- einrichtungen teilnehmen, andernfalls erlischt seine Konzession zur Entge- gennahme von Einlagen. Es gilt der Grundsatz, dass pro Kreditinstitut und Person bis zu 100.000 Euro gesichert sind. Achtung: Rechtlich unselbststän- dige Filialen ausländischer Kredit- institute, die in Österreich Einlagen entgegennehmen und daher keine österreichische Bankkonzession ha- ben, unterliegen der Einlagensiche- rung im Sitzstaat des Kreditinstitutes. Regulierungsmaßnahmen. Diese wurden in den vergangenen zehn Jahren von den Ban- ken implementiert, so ist mittlerweile mehr Kapital bzw. Liquidität für Krisenzeiten vor- handen. Ergo: Heute sind die europäischen Banken deutlich besser aufgestellt als 2008/2009.“ Deshalb glaubt die Expertin auch nicht an eine Krise, die mit jener von vor über zehn Jahren vergleichbar ist: „Wenn keine zweite Corona-Welle über uns schwappt, ist der Bankensektor gut gerü- stet.“ Weiters erfreulich laut Chikova ist, dass österreichische Banken im internatio- nalen Vergleich gut aufgestellt sind. So lag der Ertrag pro Kunde im Jahr 2019 in Öster- reich bei 640 Euro, in Deutschland etwa bei 515 Euro. Auch sind in der Alpenrepublik sowohl Privatkunden als auch die Banken selbst bei der Kreditvergabe konservativer, das sorgt für einen gewissen Schutz vor Ausfällen. „Richtig reagiert“ Unter dem Strich also eine doch relativ posi- tive Einschätzung, die auch von heimischen Instituten geteilt wir. Das GELD-Magazin hat sich umgehört. Reinhard Karl, stellver- tretender Generaldirektor der Raiffeisenlan- desbank Niederösterreich-Wien, meint zur Grundsituation: „Das Gesamtausmaß der Corona-Krise ist aus jetziger Sicht noch nicht final abschätzbar. Es hängt stark da- von ab, wie lange es noch dauert, bis die Wirtschaft wieder voll anläuft. Man sieht aber schon jetzt, dass Österreich im europä- ischen Vergleich rasch und gut reagiert hat, was sich letztlich auch auf die Erholung der Ökonomie positiv auswirken wird. Wichtig ist, dass sich auch unsere Handelspartner, allen voran Deutschland, erholen. Mit stei- genden Kreditausfällen müssen die Banken aufgrund des generell für 2020 prognosti- zierten Wirtschaftsabschwungs trotzdem rechnen.“ Nachhaltiger Ansatz Im Unterschied zur Finanzkrise 2008 sind die Banken laut dem Experten diesmal ein wesentlicher Teil der Lösung, weil sie für Li- quidität sorgen: „Sie kennen sicher die Zah- len der Österreichischen Nationalbank, die zeigen, dass die Banken hierzulande gut aufgestellt sind. Heimische Institute arbei- ten derzeit mit ganzer Kraft für ihre Kun- den. Ein Vielfaches des sonst üblichen Auf- kommens an Stundungen sowie Überbrü- ckungskrediten wird derzeit bearbeitet.“ Auf die Situation seines eigenen Hauses an- gesprochen, führt Karl aus: „Unser Konzern- ergebnis 2019 gibt positiven Rückenwind für die kommenden Jahre. Seriöse Einschät- zungen für 2020 werden erst die Entwick- lungen der nächsten Wochen zeigen. Die RLB NÖ-Wien verfügt über eine solide Quelle: Kearney Analysis Obwohl zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede be- stehen, nutzt auf europäischer Ebene mehr als die Hälfte der Kunden keine physischen Ver- triebskanäle, um nach neuen Bankprodukten zu suchen und diese zu kaufen. 53% 65% 47% 35% 2020 2025F 100% 100% Verbraucher-Nutzen von physischen und digitalen Vertriebswegen (%, alle Länder und Produkt- typen zusammen) Physicher Zugang - Bankfilialen - Unabhängige Berater Digitaler Zugang - Online - Mobile - Call Center Österreich, Spanien und Portugal sind am traditionellsten eingestellt: Über 65% der Kunden nehmen ihre Operationen nur in Filialen vor. Norwegen, Großbritannien und Schweden sind die innovativsten Länder, in denen 70% der Kunden digitale Kanäle nutzen, um Bankprodukte zu suchen und zu kaufen. „Im Unterschied zur Finanzkrise 2008 sind die Banken diesmal ein wesentlicher Teil der Lösung, weil sie für Liquidität sorgen.“ Reinhard Karl, Generaldirektor- Stellvertreter der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien Juni 2020 – GELD-MAGAZIN . 13

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