GELD-Magazin, April 2020

CORONA Folgt die Bankenkrise? BANKING . Kurzmeldungen „Begrenztes Potenzial“. Die sogenannten Wirt- schaftsweisen Deutschlands (offiziell: Sachver- ständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirt- schaftlichen Entwicklung) erwarten, dass die Re- zession infolge von Corona nicht schlimmer als in der Bankenkrise 2008/2009 ausfallen wird. Das klingt einerseits etwas beruhigend, anderer- seits mehren sich die Bedenken, dass die Pande- mie viele Banken in die Pleite führen könnte. Denn immerhin sind die Finanzinstitute jetzt zu- nehmend von Kreditausfällen bedroht. In Italien, das besonders hart von Corona betroffen ist, ha- ben wir es ohnedies mit einer schlecht aufgestell- ten Bankenlandschaft zu tun. Aber auch in ande- ren Ländern sind die Banken natürlich nicht ge- feit, sind sie doch enger mit der Realwirtschaft verzahnt als ihre US-amerikanischen Mitbewer- ber. Hoffnung verleiht allerdings wiederum die Tatsache, dass die Bilanzen der Institute heute robuster aufgestellt sind als vo einem Jahrzehnt, auch scheint das Vertrauen untereinander intakt. Notenbanken: „ Helicopter-Money“? Notfallspläne. Die US-No- tenbank und die EZB stüt- zen die Kapitalmärkte in Zeiten der Corona-Pande- mie mit drastischen Maß- nahmen, die noch vor kurzem undenkbar waren. Gegen die Folgen des Coro- na-Virus helfen Zinssen- kungen und Kaufpro- gramme von Anleihen allein aber nicht mehr, es ist begleitend ein koordiniertes, fiskalpolitisches Vorgehen der Staaten nötig. Führt das alles aber nicht zum ge- wünschten Ziel, ist auch eine Investitions- und Konsumfinanzierung mit Unter- stützung der Notenbanken nicht mehr ausgeschlossen. Dies schlägt die soge- nannte moderne Geldtheorie vor. In ihr finanziert die Notenbank staatliche Aus- gaben, beispielsweise den klimaverträglichen Umbau der Wirtschaft. Die Analy- sten von Union Investment halten aber auch in unseren Breiten sogar den „Ab- wurf“ von sogenanntem „Helikoptergeld“ für möglich. Die asiatischen Länder sind hier bereits Vorreiter, Hongkong geht beispielhaft voran. Zur Abfederung einer Rezession verteilt der Stadtstaat direkt Geld an seine Bürgerinnen und Bürger. Die Notenbank könnte den Staat dabei finanzieren, indem sie wiederum seine Anleihen kauft, falls kein Budgetspielraum besteht. Dieses Vorgehen nennt man monetäre Staatsfinanzierung (siehe auch Artikel ab Seite 12). Erste Bank: Schutz für Risikogruppen Zeitkorridor. Viele Menschen in Österreich sind es noch immer gewohnt, ihre Löhne und Pensionen in den Filialen persönlich abzuholen bzw. dort vor Ort ihre Bankgeschäfte abzuwickeln. Das gilt vor allem für ältere Menschen, wobei gerade diese zu den besonders von Corona gefährdeten Gruppen zählen. Deshalb hat die Erste Bank nun seit 2. April ein besonderes Service für die Befroffenen eingeführt: „Täglich zwischen 9:00 und 10:00 Uhr bitten wir alle, die Zeit für Mitmen- schen aus Risikogruppen in den Filialen freizuhalten“, so Peter Bosek, CEO des Unternehmens. Er verweist in diesem Zusammenhang aber auch auf Internetban- king, Telefonauskunft und Selbstbedienungs-Foyers. Jenen Kunden, die trotz der aktuellen Umstände eine persönliche Unterstützung brauchen, stehen aber na- türlich weiterhin die Betreuer in den Filialen zur Verfü- gung. Am besten mit vorheriger Terminvereinbarung. Wer den Weg in die Bank beschreitet, sollte darauf ach- ten, dass er das nicht an den hochfrequentierten Ta- gen, wie etwa am 1. des Monats, tut. An solchen Tagen besteht eine erhöhte Kundenfrequenz und dadurch steigt das Ansteckungsrisiko. Peter Bosek, CEO der Erste Bank Bank Austria: Stabilitätspakete Hilfe für Unternehmen. Die UniCredit Bank Austria will in der gegenwärtigen Coro- na-Krisenlage Wirtschafts- treibende unterstützen, und zwar vom Einpersonen- bis hin zum Großunternehmen. So bietet die Bank im Rah- men eines Gesamtpakets bei Liquiditätsengpässen Stun- dungen oder Überbrückungskredite. Es erfolgt aber auch Beratung zu den zahlreichen Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. „Unternehmen, die sich auf- grund der aktuellen Lage in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, können sich direkt an ih- ren Betreuer wenden. Gemeinsam kann so ein auf die individuelle Situation abgestimmtes Stabilitäts- paket erarbeitet werden. Wir werden die Unterneh- men dabei unterstützen, dass sie sich so rasch wie möglich von der derzeit schwierigen Situation erho- len können“, so Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzen- der der UniCredit Bank Austria. Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria Credits: Bank Austria; Archiv; pixabay 22 . GELD-MAGAZIN – April 2020

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